Duc's Blog

Eishockey ist in vielerlei Hinsicht eine attraktive Sportart. Nicht nur das Geschehen auf dem Eis, sondern auch das Umfeld, die Berichterstattung der Medien, die Fans, die Stimmung in den Stadien und die Problematik der Sicherheit rund um die Spiele sorgen für jede Menge Gesprächsstoff.

Ich schreibe in meinem Blog vorwiegend über den Schlittschuh Club Bern.

Daneben greife ich gerne auch Themen wie Verbandspolitik und das Schiedsrichter- und Verbandsgerichtswesen auf. Ebenfalls am Herzen liegen mir gesellschaftspolitische Aspekte, welche sich bei der Sicherheitsproblematik in und um die Stadien in zuweilen wenig erfreulicher Art und Weise manifestieren.

Sonntag, 10. März 2013

Mit dem Rücken zur Wand


Der SCB verlor mit 1:2 zum dritten Mal in Folge gegen den erneut stärkeren Genève-Servette HC. Die Berner befinden sich offensichtlich mitten in einer Krise und in der Serie jetzt mit dem Rücken zur Wand.

Wir sollten den Kopf nicht in den Sand stecken. Die Aussicht auf das nächste Spiel ist doch äusserst prickelnd und interessant. J

Immerhin hat die Mannschaft doch wesentlich besser gespielt, als in den letzten beiden Partien. Man war, oh Wunder, im vierten Playoffspiel endlich wieder stabil und Marco Bührer hat, gemessen an seinem aktuellen Leistungsvermögen, bis auf die Schwächen, die er nun mal hat,  doch eigentlich ganz passabel gehalten.

Was fehlte, war lediglich der Funke, der das Feuer zum brennen bringt. Nur noch ein Funke, mehr braucht es nicht.

Man wollte das System nicht anpassen, man wollte es besser spielen. Das wäre doch ganz gut gelungen, wenn da nur nicht ein Extraquäntchen Playoff fehlen würde. Man würde sie dann reinwürgen und müsste nicht über Tomatenpfeifen zu flennen!

Trotzdem sollte man in dieser Hinsicht wieder einmal ein Zeichen setzen. Arno Del Curto würde toben, Chris McSorley müsste man zurückhalten und Christian Constantin würde, noch unter dem Eindruck des Meistertors, wohl einen Metzger aufbieten, der die Augenverschliesser in Schwarz mit einem satten Tritt in die Männlichkeit zu Boden strecken würde.

Die Rolle des braven lethargischen Verlierers schmeckt langsam nicht mehr, auch wenn der SCB das Spiel letztendlich nicht wegen einer umstrittenen Torszene verloren hat. Wenn der Trainer an der Bande und die Spieler auf dem Eis nicht in der Lage sind, sich wenn nötig auch mit zweifelhaften Mitteln Respekt und Gehör zu verschaffen, dann muss jemand anderes wieder einmal für ordentlich Radau sorgen.

Schliesslich geht es um Sport und Emotionen, nicht um demütiges Akzeptieren einer unvermeidlichen Firmenpleite! Warum muss der Einzelrichter heute kein Verfahren wegen ungebührlichem Verhalten gegenüber den Spielleitern nach Spielschluss eröffnen? Weil man sich einmal mehr brav und emotionslos als fairer Verlierer präsentieren will?

McSorley macht es vor, wie man Emotionen schürt. Sein Team ist dementsprechend bereit. Die Genfer sind wuchtiger, schmutziger, brachialer und demnach psychologisch zwei Stufen bereiter und besser. Sie sind vor beiden Toren ganz einfach brachialer und um Welten präsenter. Das ist der Unterschied, meine lieben braven Hockeystrategen beim SCB. Da braucht man weiss Gott nichts von Eishockey zu verstehen, mein lieber Sven Leuenberger! Das sieht jeder Laie, sofern er hinschaut!

Würde unsere Fraktion der fremdländischen Oldies den Ernst der Lage auch noch erkennen und die erwarteten Akzente setzten, wer weiss, was dann noch möglich wäre. Schade bringt man es, auch wegen Verletzungen, nicht fertig, Petr Sykora ins Team zu bringen. Immerhin hätten aufgrund der Leistungen in den letzten Spielen weder Ritchie noch Bednar gute Argumente, gegen eine Verschnaufpause auf der Tribüne.

Lange hat man nicht mehr Zeit, um den Funken zu finden. Ich erwarte AKZENTE! Ich erwarte dass man JETZT etwas versucht! Ich erwarte, dass man nicht wie 2008, 2009 und 2011 im siebten Halbfinalspiel in Kloten agiert, wie ein Frosch im Angesicht einer Schlange! Ich erwarte, dass man zumindest die Belle erreicht und dort einen Fight hinlegt, als ginge es um Leben und Tod!

Morgan Samuelsson ortet das Problem beim Willen und fordert mehr Körperspiel, was ihn gemäss Sven Leuenberger als ahnungslosen Schwätzer outet. John Fust ist diplomatischer und nennt das fehlende Teilchen Winnerspirit.

Ich, der jeden Sachverstand weit von sich weist, habe oben im gleichen Zusammenhang von «einem Funken», von «mehr Playoff» geschrieben. Gemeint habe ich dasselbe.

Ich habe in der Vergangenheit oft von bravem Fabrikarbeiterhockey geschrieben, wenn sich der SCB mit einer gewissen Blutlosigkeit dem Schicksal ergab. Daniel Germann schreibt in der NZZ durchaus treffend vom Duell «einer abgeklärten Mannschaft und einer Gruppe williger Pfadfinder, die sich im Dickicht verlaufen hat und den Weg nicht mehr zurückfindet.»

Mit einer Motorsäge könnten sich die braven Buben vielleicht behelfen. Leider scheint man nur über Pfadimesserchen mit stumpfen Klingen zu verfügen.

Dino Kessler, auch einer der gemäss seinen Aussagen keine Ahnung hat, attestiert dem SCB zwar verzweifeltes Anrennen, vermisst aber die Zielstrebigkeit und das Auspacken der Brechstange.

Die besten Spieler sind immer dann zur Stelle, wenn es am wichtigsten ist. Wo sind unsere besten Spieler? Ist es Captain Martin Plüss, der sich schon die halbe Saison mit mässigem Erfolg die Lunge aus dem Leib rennt? Oder ist es Philippe Furrer, der nach langer und schwieriger Verletzungspause zumindest zeigt, dass er das Herz am rechten Fleck hat? Oder ist es der junge Joel Vermin, der zwar noch nicht über die nötige Wucht zum Brechen verfügt, aber trotzdem immer wieder spielerische Akzente setzt und dem SCB am Samstag mit einem magistralen Pass auf Pascal Berger zum zwischenzeitlichen Ausgleich verhalf?

Definitiv nicht zu den besten Spielern gehörte auch gestern wieder Marco „Löcherbecken“ Bührer. Bei ihm äussert sich die Verunsicherung dadurch, dass er schon am Boden kauert, bevor der Gegner überhaupt zum Schuss aufgezogen hat. So gesehen muss Bührer beide gestrigen Gegentore auf seine Kappe nehmen. Beim 0:1 in der 22. Minute von Verteidiger Daniel Vukovic liess er sich auf der Fanghandseite von einem Schlenzer von der blauen Linie erwischen. Beim 1:2 in der 32. Minute profitierte Kevin Romy davon, dass Bührer nicht mehr wusste, wo sich die Scheibe befand.

Marco Bührer hatte in den bisherigen Playoffspielen eine Abwehrstatistik von 88.46%. Unmöglich, so eine Playoffserie zu gewinnen.

Harren wir der Dinge, die noch kommen werden. Wenn es am Dienstag gelingt, zuhause zu gewinnen, werden die Genfer am Donnerstag den Sack zumachen MÜSSEN. Gut möglich, dass sie dann ins Straucheln kommen.

Ansonsten wartet der Frühling, was ja auch wunderbar ist!

1 Kommentar:

  1. Schöne geschrieben, Duc! - Fast zu schön :-) - Weil die erste Mannschaft des SCB sich für den Friedensnobelpreis bewerben will, liegt einfach nicht mehr drin. - Ich gehe davon aus, dass wir am Zischtig die Rollladen in der Allmend herunterlassen werden, zumindest was das Eishockeyspielen auf höchsten Niveau in Bern betrifft. - Und noch etwas: Seit Jahren werde ich zerrissen. Dies, weil ich sage, dass Bührer KEIN Toptorhüter ist, es nie war und auch nicht mehr werden wird. - Deshalb ist es in diesen POs lustig, dass ich SMS kriege, in denen steht, dass man endlich Gigon in den Topf stelen solle. - Ich schreibe auf dem PB des SCB nur noch zu wirklich wichtigen Sachen, lese aber nach wie vor. - Und so wüsche ich einen schönen Frühling und einen noch besseren Sommer. - (Vielleicht) bis nächste Saison ;-) - GO-4-IT

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