Duc's Blog

Eishockey ist in vielerlei Hinsicht eine attraktive Sportart. Nicht nur das Geschehen auf dem Eis, sondern auch das Umfeld, die Berichterstattung der Medien, die Fans, die Stimmung in den Stadien und die Problematik der Sicherheit rund um die Spiele sorgen für jede Menge Gesprächsstoff.

Ich schreibe in meinem Blog vorwiegend über den Schlittschuh Club Bern.

Daneben greife ich gerne auch Themen wie Verbandspolitik und das Schiedsrichter- und Verbandsgerichtswesen auf. Ebenfalls am Herzen liegen mir gesellschaftspolitische Aspekte, welche sich bei der Sicherheitsproblematik in und um die Stadien in zuweilen wenig erfreulicher Art und Weise manifestieren.

Freitag, 22. März 2013

Eingelullt, überrollt und aus der Halle gefegt


Ein handzahmer SCB wurde vom EVZ im zweiten Halbfinalspiel zuerst eingelullt, dann im Stile eines Zunamis überrollt und anschliessend mit 8:2 aus der Halle gefegt. Dabei agierte keiner der eingesetzten Mutzenspieler auch nur annähernd auf Halbfinalniveau.

Eigentlich sollte man ja jetzt die Kirche im Dorf lassen und die üblichen seichten Beschönigungsphrasen von sich geben. Schliesslich hat man nur das erste Auswärtsspiel verloren und der Gegner konnte in seinem Stadion trotz dem 8:2-Triuph lediglich die Serie ausgleichen. Folgedessen geht die Halbfinalserie am Samstag nach der Formel Best-of-Five weiter und wir haben ja immer noch den Heimvorteil.
 
Trotzdem habe ich Mühe, diese Schlappe jetzt einfach als Betriebsunfall abzutun, mit dem man gewissermassen rechnen musste. 8:2 in einem Halbfinale ist brüsk, zumal 2 Spiele gespielt sind, in denen der SCB von einer Halbfinal Performance in etwa gleich weit weg war, wie Steffi Buchli von der Wahl zur Miss Universum. Ich habe schon einige Playoffspiele des SCB gesehen, kann mich aber spontan an keine grössere Schlappe erinnern.
 
Wollte man die Redensart des Papstes verwenden, man müsste man demnach von der Mutter aller Playoffschlappen reden!
 
Der SCB verfügt zwar über reichlich Breite, aber die Tiefe scheint momentan mit zu viel Holz gesegnet. NL B Spieler bleiben am Ende des Tages eben NL B Spieler und Junioren bleiben Junioren. Die Balance des SCB hängt so an einigen Schlüsselspielern und somit an einem dünnen Faden. Byron Ritchie musste man gestern mit der Lupe suchen und Martin Plüss, der den Karren am Dienstag noch aus dem Dreck zu ziehen vermochte, war zusammen mit Ivo Rüthemann massgeblich beteiligt, an einigen defensiven Unzulänglichkeiten.
 
Ich vermisse einen zweiten ausländischen Stürmer, der Akzente setzten kann und ich vermisse in Anbetracht unseres defensiven Hühnerhaufens David Jobin und Andreas Hänni schmerzlich.
 
Trotzdem lässt sich der Auftritt des SCB nur mit einer Serie von «hätti, wetti, würdi u täti» schönreden. Hätte man den guten Auftakt zur Führung genutzt, oder wäre nicht jedes Schüsschen der Zuger im Berner Tor gelandet, oder hätte man nach den schnellen zwei Toren im Schlussdrittel keine geistige Umnachtung erlitten oder hätte man nach dem 2:0 ein Timeout genommen oder hätte Ryan Gardner mittun können und so weiter.
 
Es ist aber purer Selbstbetrug, einen Gegner, der wie ein Zunami über einem hinweggefegt ist, Klasse und Potential abzusprechen. Fakt ist, dass Zug schlauer, effizienter, schneller, stabiler und selbstsicherer agierten. Die Zuger haben nach 15 min 3:0 und nach zwei Dritteln 4:0 geführt und das Spiel letztendlich mit 8:2 gewonnen. Was gewesen wäre wenn, ist Kaffesatzlesen und nicht relevant.
 
Die Zuger werden nämlich sagen, sie hätten damit gerechnet, dass der SCB in die Partie starten würde wie von der Tarantel gestochen und sie hätten sich daher vorgenommen, die Startminuten ohne Gegentor zu überstehen um dann zuschlagen zu können.
 
Gewiss, die Berner bemühten sich in den Startminuten sichtlich, das Spielgeschehen an sich zu reissen. Man erarbeitete sich dann auch einige Abschlussgelegenheiten und bekam in der 3. Minute gar einen Strafstoss zugesprochen, den Tristan Scherwey aber nicht verwerten konnte.
 
Damit waren das Startstrohfeuer und damit der angeblich gute Start aber auch schon wieder erloschen und man verlor in der Folge jegliche Ordnung und Balance. Was folgte, kann man nur mit Überrumpelung umschreiben. Es dauerte nämlich nach dem verschossenen Penalty nur gerade gut 10 min, bis der SCB vorentscheidend mit drei Toren im Rückstand war. Ein guter Start sieht weiss Gott anders aus.
 
Im zweiten Drittel hechelte man zwar brav der Scheibe hinterher und kam sogar noch zu einer brotlosen Druckphase. Da man aber generell im zu zahmen Streichelzoomodus agierte, musste man in der 35. Minute nach einem blitzsauberen Konter gar noch das 4:0 hinnehmen.
 
Einmal mehr war man vor den Toren zu wenig präsent und im Abschluss zu zögerlich. Die Plattitüde, dass man der Scheibe eine Chance geben soll, ins Tor zu gehen, müsste in der SCB Garderobe gross an die Wand geschrieben werden!
 
Im letzten Drittel fand man zwar noch einmal etwas Stroh, um ein weiteres temporäres Raketenfeuerwerklein zu zünden. Nachdem man bis zur 44. Minute nach zwei schnellen Toren tatsächlich noch einmal auf 4:2 herankam, nahm man sich mit dummen Strafen und unerklärlichen gedanklichen Blackouts die Chance auf eine wundersame Wende aber gleich selbst wieder.
 
Der Rest des Spiels kann man getrost als Showlaufen der Zuger, die alle Drittel für sich entscheiden konnten, bezeichnen. Der einzige positive Punkt, den ich dem SCB attestieren möchte, ist dass Captain Martin Plüss beim Interview nach dem Spiel so gar nicht den Eindruck eines geprügelten Hundes hinterlassen wollte.
 
Trotzdem bin ich schwer enttäuscht. Elf erhaltene Tore in zwei Halbfinalspielen sprechen Bände und müssen zu denken geben. Halbfinalspiele sind gewöhnlich von hochstehender Taktik, tiefer Fehlerquote, hoher Konzentration und viel Leidenschaft geprägt. Was ich aber bisher vom SCB gesehen habe, war in jeder Hinsicht nicht mehr als Stückwerk.
 
Ich habe gehofft, man habe aus der Serie gegen Genf etwas gelernt. Aber weit gefehlt, der SCB scheint sein Gesicht wieder verloren zu haben. Man hat den Gegner wiederum aufgebaut und man muss jetzt damit rechnen, dass der EVZ am Samstag mit dem Momentum im Rücken weit über seinen Möglichkeiten spielen wird.
 
Bleibt die Hoffnung, dass mich der SCB am Samstag als Sensationspanikmacher entlarvt! Ich erwarte Playoffintensität auf Halbfinalniveau und einen verdienten Sieg! Erst dann wird man nämlich den gestrigen desaströsen Auftritt ad acta legen und sich mit neuer Zuversicht den weiteren Spielen zuwenden können.
 
Andernfalls dürfte das Alternativprogramm für nimmer satte Frühlingshockeybesessene drohen: Die sich anzeichnende Ligaqualifikation zwischen Langnau und Lausanne. J
 
Los jetzt, aber Vollgas!

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