Duc's Blog

Eishockey ist in vielerlei Hinsicht eine attraktive Sportart. Nicht nur das Geschehen auf dem Eis, sondern auch das Umfeld, die Berichterstattung der Medien, die Fans, die Stimmung in den Stadien und die Problematik der Sicherheit rund um die Spiele sorgen für jede Menge Gesprächsstoff.

Ich schreibe in meinem Blog vorwiegend über den Schlittschuh Club Bern.

Daneben greife ich gerne auch Themen wie Verbandspolitik und das Schiedsrichter- und Verbandsgerichtswesen auf. Ebenfalls am Herzen liegen mir gesellschaftspolitische Aspekte, welche sich bei der Sicherheitsproblematik in und um die Stadien in zuweilen wenig erfreulicher Art und Weise manifestieren.

Freitag, 15. März 2013

Der Traum lebt weiter



Der ausgeglichene und packende Viertelfinal zwischen dem SCB und Genf Servette geht tatsächlich noch ins entscheidende siebte Spiel. Nachdem unsere Mannschaft das 1:3 in der Serie wettgemacht hat, will sie am Samstag zuhause die Halbfinal Qualifikation schaffen.

Am Montag hat der Träumer noch davon geschrieben, dass er «am Samstag noch einmal an den Match wolle», und dass Glück ein ultraleichtes Gas sei. Ohne Träume keine Emotionen, zum Glück hat der SCB geträumt.

Man geizte nicht mit bösen Blicken vor dem Spiel. Trotzdem hat es zu Beginn geharzt mit dem Tempo machen. Ehrlich gesagt hat mir der SCB im ersten Drittel nicht besonders gefallen. Man hatte Mühe sich zu entfalten und als der SCB in der Mitte des ersten Drittels offensiv gefährlicher wurde, kam die Balance ins Wanken.

Man sah Chancen auf beiden Seiten und es war bestimmt etwas Glück dabei, dass man das Startdrittel dank eines sackstarken Schusses von Petr Sykora und guter Störarbeit vor dem Tor mit 1:0 gewinnen konnte.

Sehr schön, aber man wird sich steigern müssen, waren meine verhaltenen Pausengedanken.

Die Genfer machten nach der Pause den entschlosseneren Eindruck. Vielleicht auch deshalb, weil die Pausenverlängerungsaktion mit der Verankerung des Tors möglicherweise zur Taktik von Chris McSorley gehörte, um den SCB einzuschläfern.

Nein, ich will niemandem etwas unterstellen, nur die Probleme mit der Matchuhr, der Torverankerung, der Videoscreens… immer dann, wenn es den Genfern so schön gelegen kam. Unsäglich, dass ein an sich flüssiges Spiel beinahe vier Stunden dauern kann. Da stimmt doch etwas nicht!

Spielerisch war der Auftritt des SCB keine Augenweide. Man hatte Mühe, den Gameplan einzuhalten und im Verlauf des zweiten Drittels brach dieser in der Defensive regelrecht zusammen. Genf erzielte 3 Tore und führte nach dem zweiten Drittel mit 3:1. Der Mist schien gekarrt und das Saisonende unvermeidlich.

Auf dem SCB Forum begann das grosse Zeter und Mordio und der Schwarzmaler meldete sich mit Fundamentalkritik betreffend unterirdischer Transferpolitik des SCB.

Für mich mehr belustigende Aufheiterung, als ernstzunehmende Kritik. Vergleichbar mit den Pfiffen, die man im Stadion in solchen Situationen regelmässig hört.

Es war ja augenfällig, dass Roche an den Krücken, Sykora mit Gehgips und Rubin leicht benommen spielten. Wer will da schon schnörkelloses und fehlerfreies Powerhockey erwarten? Der Auftritt war beherzt und jeder ging an seine Grenzen und zuweilen darüber hinaus. Was wollte man schon mehr erwarten?

Ausserdem ging es ja immer noch um einen Traum, den es mit Emotionen zu verwirklichen galt. Zum Glück hat ihn die Mannschaft nie aufgegeben!

Das letzte Drittel war dann für beide Mannschaften ein Nervenspiel. Die Genfer wurden passiv und der todgeglaubte SCB nahm das Spiel noch einmal in die Hände. Ein frühes Powerplay wurde von Byron Ritchie in der 43. Minute zum Anschlusstreffer ausgenutzt und dem entfesselnd kämpfenden SCB gelang sechs Minuten vor Drittelsende tatsächlich, was niemand mehr für möglich gehalten hätte: Der Ausgleich zum 3:3.

Die Verlängerung brachte keine Entscheidung und so musste das Penaltyschiessen über Sein oder Nichtsein entscheiden.

Der chronische Schwarzmaler riss mich mit einem motivierenden digitalen Aufmunterer «der Gardner fäut» aus den Träumen. Ich erwiederte: «Ize cha der Marco sini Suppe uslöffle», was dieser dann auch eindrücklich tat, indem er sämtliche Versuche der Genfer parierte und damit zum Matchwinner avancierte.

Dass es ausgerechnet Daniel Rubin war, der als einziger traf, ist umso schöner. Wenn der Penaltyschütze Nummer eins gesperrt ist, muss halt ein anderer in dessen Fussstapfen treten. Wunderbar gemacht, Daniel!

Nein, gewonnen ist noch gar nichts. Aber der SCB hat gezeigt, warum er und Trainer Törmänen, unabhängig was jetzt noch passieren mag, Kredit verdient. Man hat einen Plan, man hat Charakter und man ist in der Lage, die Leidenschaft zu entwickeln, welche die Grundlage ist, um Träume zu verwirklichen.

Man hatte Glück und man wird weiter Glück brauchen, um den Halbfinaleinzug zu schaffen. Aber man hat auch die Gewissheit gewonnen, dass man das Glück erzwingen kann und dass man trotz desolater Personalsituation gemeinsam bestehen kann.

Sollte man am Samstag die Halbfinalqualifikation schaffen, wird die Arena Kopf stehen. Sollte man verlieren, wird man sich damit trösten können, trotzdem packende Playoffs erlebt zu haben. Ein schwacher Trost zwar, aber immerhin ein Trost. Man wäre an einem starken, alle Register ziehenden Genf Servette gescheitert.

Aber jetzt denken wir vorerst weder ans scheitern, noch an den Halbfinal. Jetzt freuen wir uns erst mal auf uneingeschränkt auf ein weiteres Spiel mit Finalcharakter.

Merci SCB für dieses Spiel 7! Bitte geht jetzt weiter, immer weiter!

Und noch etwas: Ein grosses Lob an die Herren Stefan Eichmann, Daniel Stricker, Roger Arm und Peter Küng! Fehler passieren immer, aber die Schiedsrichter haben alles in ihrer Macht stehende unternommen, um die Spieler das Spiel auf dem Eis entscheiden zu lassen!

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