Duc's Blog

Eishockey ist in vielerlei Hinsicht eine attraktive Sportart. Nicht nur das Geschehen auf dem Eis, sondern auch das Umfeld, die Berichterstattung der Medien, die Fans, die Stimmung in den Stadien und die Problematik der Sicherheit rund um die Spiele sorgen für jede Menge Gesprächsstoff.

Ich schreibe in meinem Blog vorwiegend über den Schlittschuh Club Bern.

Daneben greife ich gerne auch Themen wie Verbandspolitik und das Schiedsrichter- und Verbandsgerichtswesen auf. Ebenfalls am Herzen liegen mir gesellschaftspolitische Aspekte, welche sich bei der Sicherheitsproblematik in und um die Stadien in zuweilen wenig erfreulicher Art und Weise manifestieren.

Montag, 18. März 2013

Mit Wucht und Überzeugung in den Halbfinal


Der SCB siegte in der entscheidenden siebten Viertelfinalpartie gegen Servette auf überragende Art mit 4:1 und gewann somit die ultraknappe Serie 4:3. Im Halbfinal trifft das Team von Antti Törmänen auf den Qualifikationsdritten EV Zug.

Es war letztendlich ein unglaublicher Ausgang, in dieser Viertelfinalpaarung. Selbst ein Starregisseur hätte die Dramaturgie nicht besser inszenieren können. Der SCB befand sich am Donnerstag nach zwei Dritteln noch am Rande des Ereignishorizontes, kurz vor dem Absturz in ein supermassives schwarzes Loch, und dann das.

Man spielte im entscheidenden siebten Spiel, als hätte es nie Probleme gegeben mit massenweise verletzten Verteidigern, mit Ausländern an Krücken, mit offenen Scheunentoren und mit vermeintlich überforderten Übungsleitern, die sich, so wurde argumentiert, nur dank Streit und Tavares in Amt und Würden halten konnten.

Und wisst ihr, was das Beste ist? Es ist noch nicht vorbei! Marc Lüthi twitterte nach dem samstäglichen Triumph vielsagend: «Der erste Schritt ist gemacht! Respekt dem Team! Weiter so. Es macht Spass.» Und auf die Frage, warum die Mannschaft nach dem Spiel nicht mehr aufs Eis zurückkehrte, wie es nicht wenige Fans gerne gesehen hätten, antwortete er: «Die Jungs sagten, dass sie noch nichts gewonnen haben. Das habe ich akzeptiert.»

Ich übrigens auch. Schliesslich habe ich vom SCB bekommen, was ich erwartet habe. Es war das Herzblut und der spürbare unbändige Wille, dass man nicht wie auch schon, sang und klanglos ausscheiden wollte. In diesem Sinne hätte ich dem SCB auch ein „herzblutiges Ausscheiden“ verziehen. Wenn man alles gegeben hat, kann man auch mit erhobenem Kopf verlieren.

Zum Glück ist es aber nicht so weit gekommen. Es war ein grosser, starker, wuchtiger und unwiderstehlicher SCB, den wir am Samstag bestaunen durften. Ein SCB, der uns keine Sekunde zweifeln liess, dass die Saison, dass der Traum weitergeht. Es gab für einmal kein Hitchcockfinale, sondern letztendlich eine klare Sache.

Man sollte Chris McSorley seinen unflätig geäusserten Frust verzeihen. Vielleicht war es nicht geschickt, dass er nach dem für ihn frustrierenden Ausscheiden noch vor die Mikrophone trat. Aber hey, es ist Zirkus, es ist Theater, es ist Zirkus Maximus! Wollen wir seichtes Gefasel, nichtssagendes Phrasengedresche, oder wollen wir den Zorn und den Frust des Verlierens spüren?

Chris McSorley im Teleclub Interview

Chris McSorley und der Genève-Servette Hockey Club waren ein hervorragender Gegner. Es war eine riesen Herausforderung, gegen diese starke, hervorragend eingestellte Mannschaft zu bestehen. Die Genfer haben ja alle Register gezogen. Gemäss der NZZ versuchte Chris McSorley sogar, mit einer Videoflut eine Sperre gegen Byron Ritchie zu erwirken. Letztendlich war es nur eine klitzekleine Haaresbreite, die den Unterschied zu unseren Gunsten ausmachte. Ein Drehbuch, das den Sieger in grenzenlose Euphorie und den Verlierer in tiefe Frustration stürzen lässt.

Apropos alle Register ziehen: Warum liess sich Franco Collenberg am Samstag nach dem üblen Check von Roland Gerber gegen den Kopf nicht vom Eis tragen? Manchmal sind wir in solchen Situationen einfach noch eine Spur zu wenig abgebrüht.

Letzten Dienstag, unmittelbar vor dem ersten kapitalen Spiel twitterte ich: «In einer Woche beginnen die Halbfinalspiele. Man wäre geladen und bereit wie selten...»

Und jetzt, ich kann es immer noch kaum fassen, stehen wir also tatsächlich im Halbfinale!

Das Schweizer Fernsehen erwäge derweil, nach dem Ausscheiden des HCD gegen die ZSC Lions die Hockeyberichterstattung einstellen. Nicht einmal ein HCD Special könne man noch produzieren, da für Steffi Buchli und Jan Billeter ein Care Team aufgeboten werden musste, da angeblich akute Selbstmordgefahr bestehe.

Aber auch der Ausgang des Duells zwischen Fribourg Gottéron und dem EHC Biel hat ein Nachspiel. So müsse das Portal von «hockeyfans.ch» neue Server besorgen, da das Gefasel der geltungssüchtigen Schreier aus dem Umfeld des Clubs mit der Ausstrahlung eines stillgelegten Fischmarktes in Wladiwostok jetzt erst so richtig losgehen dürfte. Wie wir alle wissen, sind diese ja in allem, was sie tun, die absolut Besten. Was bei den anderen «Scheissvereinen» nicht zu tolerieren wäre, ist bei ihnen immer etwas ganz anderes. Schliesslich scheint sich in ihrer Selbstsicht das ganze Universum um sie zu drehen.

Härzig sind jeweils die herrlichen Kommentare unter den Artikeln über den SCB. Offensichtlich kennen diese Leute die wirtschaftlichen Gesetzmässigkeiten nicht, ansonsten würden sie wissen, dass publiziert wird was interessiert und gelesen wird, nicht was die dämlichsten Reaktionen produziert. J

Item, sollen sie alle flennen und ab jetzt wieder Playouts schauen, währendem wir uns mit dem «Freilos» aus Zug, wie es der Papst zu formulieren pflegt, befassen dürfen.

Der mit dem Freilos ist natürlich eine Blödelei des Papstes. Er will damit vermutlich bereits den Boden ebnen, um bei nächster Gelegenheit wieder auf Antti Törmänen einzuschiessen. Eigentlich sollte er damit langsam aber sicher auf keinen fruchtbaren Boden mehr treffen.

Apropos Fans: Der Halbfinal gegen Zug hat leider auch eine unschöne Seite. Das unsägliche Thema mit dem Behandeln der Auswärtsfans in der Bossard Arena. Die Szene Bern hat in diesem Zusammenhang ein Kommuniqué verfasst, woraus ich die für das Halbfinale wesentlichen Punkte ansprechen möchte:

«Wie den meisten bekannt sein dürfte herrschen im Zuger Gästesektor massive Schikanen gegenüber den Fans. Bereits unter der Saison hat die aktive Szene die Spiele in Zug boykottiert, respektive Tickets für den Heimsektor gekauft, da wir ID Kontrollen und Fotoaufnahmen von jedem Besucher nicht mit einer freien Fankultur vereinbaren können.

Auch uns fällt es schwer, unseren SC Bern 1931 nicht vor Ort akustisch und fahnenschwingend zu unterstützen, nachdem wir in den letzten Monaten Reisen in jede Ecke der Schweiz, aber auch nach Schweden und Tschechien unternommen haben um unsere Jungs anzufeuern. Wir hoffen deshalb auf grosses Verständnis seitens der Spieler, aber auch auf möglichst zahlreiche Unterstützung durch die gesamte Fangemeinschaft des SC Berns. Wir werden das Auswärtsspiel vom nächsten Donnerstag zusammen in der Oldies Bar beim Stadion verfolgen und hoffen, es würden sich möglichst viele von euch anschliessen und den Zuger Gästesektor verwaist lassen.»

Verdammter Mist, aber leider ist dieser Boykott nichts als konsequent und wohl auch richtig. Dass dort systematisch Leute photografiert werden, widerstrebt auch mir gewaltig, obwohl es mich nicht betrifft.

Man sollte aufpassen mit dem viel geäusserten Argument, «wer sich nichts zuschulden kommen lasse, sei nicht betroffen.» Mit diesem Argument könnte man nämlich die Menschen chippen, wie rollige Hauskatzen. Dabei sollte man aber bedenken, dass auch in Nordkorea niemand etwas zu befürchten braucht, wenn er sich nichts zuschulden kommen lässt. Die Frage ist immer, wer definiert, was richtig oder falsch ist.

Item, man muss hoffen, dass sich die Personalsituation im Team des SCB bessert. Wenn ich an Jobin, Hänni und Bednar denke, oder an den angeschlagenen Sykora, komme ich erneut ins Träumen. Wenn man gesehen hat, wie viel Energie Philippe Furrer ins Team gebracht hat, kann man sich vorstellen, wie die Situation wäre, wenn man auf die Angeschlagenen zurückgreifen könnte.

Wir wissen alle, dass der EV Zug in keiner Art und Weise ein Freilos, sondern eine verschworene Truppe mit guten Einzelspielern ist. Sie haben sich gegen Larrys Lugano bewährt, was sicher nicht einfach gewesen ist. Ich glaube kaum, dass man den Fehler machen wird, sie zu unterschätzen.

Die Zuger Fans attestieren ihrer Mannschaft einen hervorragenden Teamspirit und sie sind guter Dinge, dem SCB ein Bein stellen zu können. Zug stellt eine junge Mannschaft mit einigen Perlen und hat kaum verletzte Spieler zu beklagen.

Der EVZ hat gegen Lugano 210 Torschüsse erzielt und dabei 20x getroffen. Die 20 Zuger Tore wurden von 11 verschiedenen Spielern erzielt, bester Torschütze war Reto Suri mit 6 Treffern. Das Gesamtscore lautete 20:14 oder 2.8:2. Die Zuger verfügen also über eine hervorragende Balance.

Auffällig sind die guten Abwehrwerte der eingesetzten Torhüter Jussi Markanen (93.38%) und Sandro Zurkirchen. (92.54%)

Was weiter auffällt ist das negative Torschussverhältnis von 210:218. Die Zuger waren also das effizientere Team als der HC Lugano.

Im Vergleich dazu hat der SCB gegen Genf 250 Torschüsse erzielt und dabei 25x getroffen. Die 25 Berner Tore wurden von 12 verschiedenen Spielern erzielt, bester Torschütze war Byron Ritchie mit 5 Treffern. Das Gesamtscore lautete 25:15 oder 3.5:2.1.

Marco Bührers Abwehrbilanz ist mit 91.9% ganz ok, hat aber sicher noch Luft nach oben.

Das Torschussverhältnis lautete 250:210 zugunsten des SCB.

Lage Rede kurzer Sinn: Statistisch gesehen werden wir es mit einem soliden Gegner zu tun haben, der im Viertelfinal das Glück des Tüchtigen auf seiner Seite hatte und über entsprechenden Rückenwind verfügen dürfte.

Für uns heisst das nichts anderes, als dass man in jedem Spiel hart wird arbeiten müssen, um eine Chance auf den Finaleinzug zu haben. Dabei darf man die Zuger durchaus als Stimmungsmannschaft bezeichnen, gegen die man sich in acht nehmen muss!

Doug Shedden ist ein abgebrühter Trainerfuchs, der wie schon Chris McSorley alle Register ziehen wird. Der SCB ist gut beraten, sich auf seine eigenen Stärken zu verlassen und unbeirrt Tempo zu bolzen. Ein Brake der Zuger gilt es unter allen Umständen zu verhindern.

Die Zuger dürften von der Spielart her durchaus mit Genf zu vergleichen sein. Auch sie dürften versuchen, den SCB mit physischem Spiel aus dem Gleichgewicht zu bringen. Sie dürften defensiv etwas anfälliger, dafür offensiv gefährlicher sein, als die Genfer.

Aber genug der an sich sinnlosen Analysen und Prognosen. Ich bin gespannt wie ein Zäpfli, aber durchaus guter Dinge.

Meine Halbfinalprognose lautet demnach:

SCB – EVZ 4:2
Fribourg – ZSC 2:4

1 Kommentar:

  1. Aber aber meine Lieber Duc, was soll das? Meinen FB Post hast du "geklaut" und verdienst dir nun damit die besten Kritiken. Das mit Jann Billeter ist wirklich so und ich denke mir, dass es zurzeit wirklich interessant sein könnte, das SRF Meteo jeweils nach der Tagessschau zu schauen. Denn böse Zungen behaupten, dass sich der selbige Herr krampfhaft versucht, auf dem SRF Tower zu Zürich im SRF Meteo-Teichli, das gut und gerne ca. 30cm tief ist, sich zu ersäufen vor lauter Gramm über das Ausscheiden seiner Davoser... nicht desto trotz, super Blog wieder einmal von dir und darum gibt es von mir auch kein "Pfui Teufel".

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