Duc's Blog

Eishockey ist in vielerlei Hinsicht eine attraktive Sportart. Nicht nur das Geschehen auf dem Eis, sondern auch das Umfeld, die Berichterstattung der Medien, die Fans, die Stimmung in den Stadien und die Problematik der Sicherheit rund um die Spiele sorgen für jede Menge Gesprächsstoff.

Ich schreibe in meinem Blog vorwiegend über den Schlittschuh Club Bern.

Daneben greife ich gerne auch Themen wie Verbandspolitik und das Schiedsrichter- und Verbandsgerichtswesen auf. Ebenfalls am Herzen liegen mir gesellschaftspolitische Aspekte, welche sich bei der Sicherheitsproblematik in und um die Stadien in zuweilen wenig erfreulicher Art und Weise manifestieren.

Freitag, 12. April 2013

So etwas hat es noch nie gegeben


Zwei frühe Gegentore entschieden das vierte Playoff-Finalspiel. Der SCB unterlag Gottéron mit 1:3 und das Momentum befindet sich somit wieder in Fribourg.

Ich habe in meinem letzten Blog davor gewarnt, die Mannschaft im Hinblick auf das wichtige Spiel 4 auf den Ausländerpositionen umzustellen. Leider hat man sich anders entschieden. Die Massnahme kommt mir fast so vor, wie wenn ein in Führung liegender Rennfahrer nach einer schnellsten Runde des immer noch weit zurückliegenden Konkurrenten plötzlich Linienexperimente vornehmen würde, um dann auf der schmutzigen Seite ins Kiesbett zu rutschen.

Die Massnahme hatte zur Folge, dass die Berner Angriffsformationen durcheinandergewirbelt werden mussten. Aus meiner Sicht eine Dummheit sondergleichen, dieses Spiel als Warmlaufgame für Bednar wegzuwerfen. Man hätte sich nichts verbaut, wenn man ihn erst am Samstag im Auswärtsspiel gebracht hätte.

So meinte Martin Plüss nach dem Spiel bei der Matchanalyse denn auch: «Eigentlich wollten wir heute mehr Speed reinbringen und mehr Chancen kreieren. Aber wir hatten Abstimmungsprobleme und das müssen wir korrigieren.»

Viel Spass beim Korrigieren...

Die Abstimmungsprobleme äusserten sich bereits bei Spielbeginn mit allgemeiner Konfusion. Beim 1:0 in der vierten Minute verlor Ryan Gardner nach einem verlorenen Bully seinen Gegenspieler und Goalie Bührer die Torhüterecke. Beim 2:0 in der fünften Minute verlor Daniel Rubin die Mittelzone und Goalie Bührer liess sich zwischen den Hosenträgern erwischen.

Somit war das Spiel eigentlich bereits gelaufen. Ein Zweitorerückstand ist in einem Playoff-Final gewöhnlich nämlich nicht mehr wettzumachen.

Dabei muss erwähnt werden, dass ein guter Torhüter einen bis zwei, ein entfesselter wohl gar alle drei Gegentore verhindert hätte.

Freilich kann man die Niederlage nicht alleine Marco Bührer zuschreiben. Ohne eklatante Fehler in der Zuordnung des SCB wäre man sicher nicht mit 2:0 in Rückstand geraten. Aber wie es so ist: Das Eine zieht das Andere nach.

Der Ausfall Vermins nach einem Bandencheck von Dubé in der fünften Minute hat die Sache auch nicht einfacher gemacht, auch wenn man zu diesem Zeitpunkt bereits mit 2:0 im Rückstand war.

Es war noch lustig, schon fast grotesk, nach dem Spiel im TV die Schlüsselszenen anzuschauen. Da darf der Fribourger Mario Rottaris zusammen mit HCD-Fan Jan Billeter auf SRF leicht süffisant die Szenen kommentieren (das hat es noch nie gegeben) und Steffi Buchli darf sich als Gipfel der Komödie in Bern in schon fast rührender Weise um die Nase von Benjamin Plüss und um Jean Heins sorgen.

Joel Vermin wurde freilich mit keiner Silbe erwähnt. Es handelt sich ja schliesslich nur um einen jungen SCB Spieler, der mit einem rüden Bandencheck aus dem Verkehr gezogen wurde. Aber das hat das TV Publikum nicht zu interessieren, auch wenn hinter vorgehaltener Hand von einer Gehirnerschütterung und von einem Rippenbruch bei Vermin gemunkelt wird. Eine solche Berichterstattung hat es noch nie gegeben.

Zusammen mit der Bevorteilungskampagne von Zaugg, dem Blick, der welschen Presse (das hat es noch nie gegeben) und der unerklärlichen Haltung des Verbandssportgerichtes im Fall Scherwey (das hat es noch nie gegeben) für mich zu viel des Guten.

Es tönt grotesk, aber mir ist die Lust an diesem Finale vergangen. Das hat es noch nie gegeben. Nein, ich habe keine Probleme mit sportlichen Tatsachen, so habe ich bereits vor der gestrigen Niederlage getwittert, dass mich diese Playoffs «ankacken.» Das hat es noch nie gegeben.

Vor einem Jahr hatten wir ein wunderbares Finale mit den ZSC Lions. Geprägt von gegenseitigem Respekt und sportlicher Fairness auf allen Stufen. Zwei Organisationen auf Augenhöhe, frei von Missgunst und Nebengeräuschen, die mit Sport nichts zu tun haben.

Die Fans wurden nicht behandelt wie Kleinvieh (das hat es schon vor 20 Jahren gegeben) und für Spieler, die nicht eingesetzt wurden, waren angemessene Plätze vorhanden. Tristan Scherwey musste man ja von der Reise nach Fribourg abraten, weil man seine Sicherheit nicht garantieren konnte. Eigentlich unglaublich, das hat es noch nie gegeben!

Man hat letztes Jahr auch getobt, geflucht und gehadert. Aber es ging um Sport, nicht um undurchsichtige Juristerei und Verschwörungen, die mit dem Spiel auf dem Eis nichts mehr zu tun hatten. Es war gut, ja geil, auch wenn wir am Schluss den Kürzeren zogen.

Hätte ich das Sagen und der SCB würde diesen Titel, der mir mittlerweile am Arsch vorbei geht, gewinnen, würde ich wohl den grössten Eklat der Geschichte des Schweizer Eishockeys produzieren. Ich würde, wenn der Titel auswärts gewonnen würde, die Mannschaft nach dem Shakehand vom Eis nehmen, Turnschuhe anziehen lassen und ohne Interviews in den Car steigen lassen und abfahren.

Die Verbandfritzen könnten, wenn sie wollten, den Pokal und die Medaillen in der Holzkiste dem Materialwart übergeben, oder meinetwegen in die Saane werfen. Ganz nach dem Motto: Der SCB feiert sich selber. Das hat es noch nie gegeben.

Zuhause würde ich das Prozedere leicht angepasst im ähnlichen Stil durchziehen. Steffi Buchli könnte dann zusammen mit Mario Rottaris die Sendezeit meinetwegen mit der Nase von Benjamin Plüss füllen, oder wie auch immer. Auch das hätte es noch nie gegeben.

Selbstverständlich nur als Sieger. Als Verlierer muss der Respekt vor der Sportlichen Leistung des Gegners selbstverständlich gewahrt bleiben. Da darf man sich keine Blösse geben.

Sind wir gespannt, wie es weitergeht. Der SCB hat mir freilich nicht gefallen. Das Timing und die Präzision bei der Auslösung war derart schwach, dass es den Fribourgern leicht fiel, das Spiel nach der Führung zu kontrollieren. Fribourg hat in jeder Beziehung ein perfektes Spiel gezeigt. Sogar die beiden Bandenchecks waren im Wissen, dass sie sowieso keine Folgen haben würden, schlau und sie wurden im richtigen Zeitpunkt angebracht.

In den bisherigen Playoffs war es so, dass der SCB mit dem Messer am Hals stärker und stärker wurde. Freilich ist die Situation des drohenden Ausscheidens psychologisch nicht vergleichbar mit der Situation, einen spielerisch Überlegenen Gegner mit Rückenwind am Durchlauf zum Titel zu hindern.

Gottéron hat auf der Heimfahrt das Momentum in Flamatt eingepackt (das hat es noch nie gegeben) und in die BCF Arena mitgenommen. Ob sie es noch einmal aus den Händen geben, wird sich weisen.

Für den SCB geht es jetzt darum, sich im Minimum ein Spiel 7 zu erkämpfen. Eine Belle, in der mit etwas Glück das Momentum noch einmal verrückt spielen kann.

Es ist noch nichts verloren! Machen wir weiter und schauen wir, was uns der Samstag bringt. Es braucht letztendlich vier Siege und die Serie steht erst bei 2:2.

Wenn ich nach Langnau blicke, haben wir aber kleine Probleme. Auch dort hat sich ein Fan neulich auf dem Forum Gedanken gemacht, was zu tun wäre:

«Bei einem Abstieg sollte man Spieler und Staff auf einem Anhänger durchs Emmental ziehen und mit faulen Eiern bewerfen! Ich habe geschlossen. Danke!» J J Auch das hätte es dann noch nie gegeben. J

In diesem Sinne hoffe ich, dass wenigstens die Leser meines Blogs die Freude am Finale noch nicht verloren haben. Das hätte es nämlich noch nie gegeben. Ich schreibe die Saison aus reinem Pflichtgefühl noch fertig, was es noch nie gegeben hat. Ob ich mich an einem allfälligen Titel doch noch erfreuen könnte, kann ich nicht mit Bestimmtheit sagen. Ich glaube aber, es ginge mir am Arsch vorbei, was es mit Bestimmtheit noch nie gegeben hat. Unglaublich, nach fast 30 Jahren...

Nicht aber der aufkommende Frühling. Der ist das Schönste überhaupt! Und wisst ihr was das Beste ist? Das wird es jedes Jahr von Neuem geben!

2 Kommentare:

  1. Sehr sehr gut geschrieben

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  2. Sehr guter Beitrag.
    Die Freude ist weg, nicht wegen dem 2:2 in der Serie, das ist Sport und Finale live.
    Die Haltungvon Verband, Einzelrichter, Berichterstattung im TV, und auf Clubebene beim Sc Bern und Fribourg machen im Moment das Feuer "kaputt"

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