Duc's Blog

Eishockey ist in vielerlei Hinsicht eine attraktive Sportart. Nicht nur das Geschehen auf dem Eis, sondern auch das Umfeld, die Berichterstattung der Medien, die Fans, die Stimmung in den Stadien und die Problematik der Sicherheit rund um die Spiele sorgen für jede Menge Gesprächsstoff.

Ich schreibe in meinem Blog vorwiegend über den Schlittschuh Club Bern.

Daneben greife ich gerne auch Themen wie Verbandspolitik und das Schiedsrichter- und Verbandsgerichtswesen auf. Ebenfalls am Herzen liegen mir gesellschaftspolitische Aspekte, welche sich bei der Sicherheitsproblematik in und um die Stadien in zuweilen wenig erfreulicher Art und Weise manifestieren.

Donnerstag, 25. August 2011

Der runde Tisch wird zusehends kantig

Bewilligungspflicht für bestimmte Spiele, Vereinheitlichung der Polizeitaktik, Kombitickets, Charterzüge, Identitätskontrollen und Rayonverbote. Dies sind die Massnahmen, mit denen die Vertreter der öffentlichen Hand endlich vorwärts machen wollen, im Kampf gegen die Gewalt und Zerstörung im Zusammenhang mit Sportanlässen

Nachdem ich neulich noch als «Gift für die SCB Familie» bezeichnet wurde, seien meine Berichte jetzt eher ruhiger geworden, hat mir gestern einer aus der Fraktion der Schwarzseher geschrieben. Ein eher alarmierendes Zeichen für einen Blogger, würde ich meinen.

Nur ist es eben so, dass zurzeit rund um den SCB eher Ruhe angesagt ist. Der Aboverkauf läuft vorzüglich, die Zahlen sind schwarz, die Saisonvorbereitung läuft ohne Nebengeräusche und die Teamzusammenstellung ist, wie soll ich sagen, so wie sie eben ist. Dem Saisonziel angepasst, würde ich meinen. Was daraus wird, werden wir sehen. Von Himmelhochjauchzend bis zu Tode betrübt scheint mir alles möglich.

Gewöhnlich brauche ich etwa zehn Meisterschaftsspiele, um die Konturen so zu sehen, dass ich himmelblaue Schwärmereien, oder bitterböse Verrisse verfassen kann. Was momentan bleibt, ist das unsägliche Gestürm rund um die selbsternannten «wahren Fans», welche die Bevölkerung und damit auch die Politik langsam derart in Rage bringen, dass griffige Massnahmen jetzt in den Bereich des Möglichen kommen.

30 Millionen Franken Steuergelder werden in der Schweiz pro Jahr aufgewendet, um sich im Umfeld von Sportanlässen um Ruhe und Ordnung zu bemühen. Alleine im Kanton Bern gehen in diesem Zusammenhang jährlich 7 Millionen Franken flöten. Eine schizophren anmutende Zahl, wenn man bedenkt, dass mit diesem Geld rund 8000 Kindergartenstunden finanziert werden könnten.

Kindergartenstunden, die man aufgrund der zu grossen Klassengrössen dringend gebrauchen könnte und gesellschaftlich wohl nachhaltiger wirken würden, als die Chaoten ohne ebendiese Kinderstube zu bewirtschaften.

Auch die Diskussionen von SCB Fans, welche sich beklagen, dass man sich trotz dem Ausfall von Kevin Lötscher und dem dadurch entstehenden «Potentialmangel» im Angriff, zurzeit keinen fünften Ausländer leisten kann, tönen in diesem Zusammenhang seltsam. Besonders wenn man bedenkt, dass der SCB pro Saison 1 Million für die Sicherheit ausgeben muss, ohne dadurch Saubannerzüge wie jener neulich in Visp verhindern zu können.

Man muss den Clubs also bei der Lösung dieser Probleme etwas unter die Arme greifen.

Über 3 Millionen Franken müssen die SBB jährlich aufwenden, um demoliertes Rollmaterial instand zu setzen. Gleichzeitig wird gegrännt, die Bahn verfüge über zuwenig Wagen und die Preise seien zu hoch.

Die bisherigen Ergebnisse des runden Tisches gegen Gewalt im Sport sind gleich null. Es werden wohl schöne Absichtserklärungen formuliert, geht es aber um griffige Massnahmen, verweigern sich die Verbände und üben sich in den üblichen Ausreden wie «Gesellschaftsproblem», «zu teuer», «bringt nichts» und «von den Fans nicht akzeptiert». Man will also, so muss es der steuerzahlende Bürger aufgrund der Realität leider sehen, am liebsten gar nichts tun.

Statt das Unkraut rechtzeitig an der Wurzel zu packen und auszuzupfen, wird es liebevoll gehegt und gepflegt und mit reichlich Dünger übergossen, während dem das zarte Grün daneben zu verenden droht.

So haben der Vorstand der Konferenz der kantonalen Justiz- und Polizeidirektoren sowie Vertreter des Bundesamts für Polizei und der SBB das Heft nun selbst in die Hand genommen und konkrete Vorschläge ausgearbeitet, um dem Problem Herr zu werden.

Im Rahmen einer Teilrevision des Konkordats gegen Gewalt bei Sportanlässen haben sich die Teilnehmer der Sitzung für die Einführung einer Bewilligungspflicht für Fussball- und Eishockeyspiele ausgesprochen. Diese sollen vorerst für die obersten Ligen gelten und bei Bedarf auch für die unteren Ligen eingeführt werden können.

Ziel ist es, die Bewilligungen mit Auflagen versehen zu können, damit unter anderem die Stadionordnung, die Sicherheitsvorkehrungen der Clubs sowie die An- und Rückreise der Fans verbindlich geregelt werden können. Bisher sind es ja in erster Linie die Chaoten selber, welche bestimmen dürfen, wie die Dinge zu laufen haben. Bestes Beispiel war der «ruhig und friedlich» abgelaufene Marsch der Anhänger des FC Basel durch die Stadt Bern, anlässlich des Saisoneröffnungsspiels gegen YB.

Weiter sollen zukünftig auch Identitätskontrollen bei Fangruppen durchgeführt werden. Solche Kontrollen würden es endlich auch erlauben, Matchbesucher auf Stadion- und Rayonverbote oder auf andere Massnahmen hin zu überprüfen. Sie wäre jedoch einschneidend, weil sich als gewaltbereit bekannte Personen bei Spielen jeweils an ihrem Wohnort bei der Polizei melden müssten. Fedpol wird dazu im Oktober und November 2011 einen Feldversuch durchführen.

Die rechtlichen Grundlagen für die Weitergabe der Daten sind laut KKJPD-Sekretär Roger Schneeberger bereits vorhanden. Auch die technische Machbarkeit sei sichergestellt.

Ich habe übrigens letzte Saison in der Raucherzone hinter der PostFinance Arena einen Pinsel getroffen, der mir freimütig erzählt hat, er habe bei YB ein Stadionverbot. Was solche dann an einem Hockeyspiel zu suchen haben, weiss der Teufel, habe ich gedacht. Warum er mir das erzählt hat, kann ich nicht sagen. Ich muss aber anfügen, dass mir dieser Typ nicht eben den hellsten Eindruck hinterlassen hat und ob seine Aussage der Wahrheit entspricht, steht in den Sternen. Möglich ist das aber mit dem momentanen System allemal. Sogar der lybische Dispote Muammar al-Ghadhafi könnte wohl seelenruhig in die Stadien marschieren, ohne dass sich jemand daran stören würde.

Eingeführt werden sollen auch «Charterzüge» und bei Risikospielen das Kombiticket für Gästefans, sowie die Möglichkeit, schweizweite Rayonverbote zu verfügen.

Angestrebt wird zudem endlich eine Vereinheitlichung der Polizeitaktik, die flächendeckende Einführung von Beweissicherungs- und Festnahmeeinheiten in den Polizeikorps. Zur Revision des Konkordats soll bis Ende 2011 eine dreimonatige Vernehmlassung bei den Kantonsregierungen und weiteren interessierten Kreisen durchgeführt werden.

Daneben wurde auch eine rechtsvergleichende Studie beim Institut für Föderalismus der Universität Freiburg in Auftrag gegeben. Diese soll aufzeigen, wo bereits heute Voraussetzungen für die Pflicht zur Bewilligung von Spielen bestünden und wo diese noch geschaffen werden müssten. Diese Studie werde eine solide Grundlage betreffend der Pflicht zur Bewilligung von Spielen schaffen.

Diese Vorschläge sollen nun dem nächsten «Runden Tisch», vom 1. September unterbreitet werden. Der Runde Tisch ist kein Entscheidungsgremium.

Hier noch ein paar Videölis zur Thematik. Es lohnt sich…

Rundschau vom 24.08.2011

10vor10 vom 25.08.2011

Tagesschau vom 19.08.2011

Tagesschau vom 05.06.2011

10vor10 vom 18.05.2010

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