Duc's Blog

Eishockey ist in vielerlei Hinsicht eine attraktive Sportart. Nicht nur das Geschehen auf dem Eis, sondern auch das Umfeld, die Berichterstattung der Medien, die Fans, die Stimmung in den Stadien und die Problematik der Sicherheit rund um die Spiele sorgen für jede Menge Gesprächsstoff.

Ich schreibe in meinem Blog vorwiegend über den Schlittschuh Club Bern.

Daneben greife ich gerne auch Themen wie Verbandspolitik und das Schiedsrichter- und Verbandsgerichtswesen auf. Ebenfalls am Herzen liegen mir gesellschaftspolitische Aspekte, welche sich bei der Sicherheitsproblematik in und um die Stadien in zuweilen wenig erfreulicher Art und Weise manifestieren.

Sonntag, 21. August 2011

Die Frage nach dem «Arschloch»

Die Saisonvorbereitung ist zurzeit in vollem Gang und der Saisonstart rückt näher und näher. Zeit, sich trotz verspäteter Sommergluthitze mit dem Kader und den Aussichten im Bezug auf die kommende Saison auseinanderzusetzen

Herrlich, wie der kleine FC Thun im heutigen Plastikduell den selbsternannten Möchtegernmeister und Dauerversager mit dem Fleischkäppeler an der Seitenlinie übertölpeln konnte. Potential in Ehren, aber es zeigt sich halt immer wieder, was eine verschworene und gut organisierte Einheit zu leisten im Stande ist.

Freude herrscht im Oberland!

Dass die Achillessehne des SCB diese Saison für einmal eher im Angriff, denn in der Verteidigung zu suchen ist, scheint mir klar zu sein. Den Abgängen von Christian Dubé, Simon Gamache und Brett McLean stehen lediglich die Zuzüge von Kevin Lötscher und Byron Ritchie gegenüber.

Wer aus dem Duo John Fritsche und Valentin Wirz den Sprung ins Team noch schaffen wird, steht zurzeit noch in den Sternen. Am wahrscheinlichsten scheint mir, dass John Fritsche die Saison beim SCB beginnen wird und später allenfalls noch Valentin Wirz dazu stösst.

Da man aber für den offenbar nicht optimal austrainierten Wirz infolge seiner fehlenden NL A- Ausstiegsklausel wohl noch Geld nach Sierre überweisen müsste, scheint mir in diesem Fall Abwarten die beste Option zu sein.

Unabhängig davon wird man wohl von einem spielerisch/kreativen Aderlass im Angriff ausgehen müssen.

Es liegt mir aber in diesem Zusammenhang fern, Christian Dubé zu glorifizieren. Dubé war lange Jahre der unbestritten beste Spieler in den Reihen des SCB. In den vergangenen beiden Saisons war er aber entweder verletzt, oder zementierte seinen Ruf als schönspielender Porzellangretzky. Sehr gut in Qualispielchen, nahezu unsichtbar in den Playoffs.

Schaut man sich seine Statistiken der vergangenen Playoffs unvoreingenommen und kritisch an, kann man darin durchaus einen von mehreren Gründen für das Scheitern im Halbfinale gegen die Flyers sehen.

Ein weiterer Grund dürften die ungenügenden Leistungen und die Strafen zu Unzeiten von Verteidiger Kwiatkowski sein. Ein Spieler, welchen man eigentlich gerne abgegeben hätte, was aus finanziellen Gründen aber nicht realisiert werden konnte.

So startet man also wie bereits in der vergangenen Saison nicht mit Wunschsöldnern in die neue Spielzeit, sondern muss wegen der zumindest fragwürdigen Ausländerpolitik zulasten eines an sich dringend benötigten zusätzlichen Stürmers, mit einem unerwünschten Verteidiger vorlieb nehmen.

Der unglückliche Unfall Kevin Lötschers kann zwar nicht unserer Transferabteilung angelastet werden, verschärft die Situation aber erheblich und passt irgendwie zur etwas verworrenen Lage. Ein Unglück kommt bekanntlich selten allein.

Dass man jetzt mit erhofften Brockenstubenschnäppchen für die Tiefe und der Ankündigung, allenfalls Verteidiger Kwiatkowski als Flügel auflaufen zu lassen zu retten versucht, was zu retten ist, ist zwar nachvollziehbar, wirft aber unweigerlich Fragen zur Transferpolitik des SCB auf.

Zu Kwiatkowski möchte ich aber noch anfügen, dass ich seine unbefriedigende letzte Saison auch etwas in Zusammenhang setze, mit der offensichtlichen Unfähigkeit unserer sportlichen Führung, mit fünf Ausländern vernünftig zu rotieren. Gut möglich, dass wir diese Saison einen besseren Kwiatkowski sehen werden. Ich hoffe es jedenfalls…

Die Möglichkeit, das Team im Laufe der Saison mit einem zusätzlichen Ausländer zu ergänzen, bleibt bestehen. So gesehen wird die versalzene Ausländersuppe möglicherweise doch noch geniessbar.

Etwas entspannter präsentiert sich die Lage dieses Mal in der Abwehr. Justin Krüger und Martin Stettler haben den SCB zwar verlassen, wurden aber mit Martin Höhener und Johann Morant einigermassen gleichwertig ersetzt. Wenn man davon ausgeht, dass Dominic Meier seine Form noch einmal findet und sein Körper mitmacht, hat man einen zusätzlichen Verteidiger, welcher im Spielaufbau etwas bewegen und von der blauen Linie für Torgefahr sorgen kann.

Gespannt sein darf man auf Johann Morant, welcher vom B Ligisten La Chaux-de-Fonds zum SCB stösst. Morant hatte in der letzten Saison bereits einen durchaus vielversprechenden Auftritt in der PostFinance Arena, auch wenn man davon ausgehen kann, dass er in diesem Spiel mit dem Messer zwischen den Zähnen das Spiel seines Lebens zu spielen versuchte. Wie er sich nun im NL A Alltag zurechtfinden wird, wird sich weisen. Ich erhoffe mir von ihm, dass er mit grundsoliden Defensivleistungen aufwartet und dem Team somit defensive Stabilität und auch etwas Härte verleihen kann.

Gesamthaft gesehen haben wir trotz allen Unsicherheiten im Angriff und auf den Ausländerpositionen ein durchaus ambitioniertes Team, mit dem man etwas erreichen kann. Der Halbfinal scheint mir ein realistisches Ziel zu sein. Vom Meistertitel zu sprechen, scheint mir aber verfehlt. Da würde ich eher die Flyers favorisieren.

Die kommende Spielzeit betrachte ich als Übergangssaison, in der es darum gehen muss, mit einer aktiven und attraktiven Spielweise Freude zu erleben und zu vermitteln. Dem Gegner das Spiel aufzwingen muss die Losung sein. Das langweilige Pseudospielkontrollengeknorze der vergangenen Saison darf sich so nicht wiederholen. Defense First in Ehren, aber gerade die Finnen haben an der Weltmeisterschaft eindrücklich bewiesen, dass man auch mit einer offensiveren Ausrichtung die Stabilität halten und erfolgreich sein kann.

Daneben muss es darum gehen, im Hinblick auf die Saison 12/13 einen bis zwei Schweizer Spieler der Kategorie «U 25 und talentiert» zu verpflichten. Einem Simon Moser zum Beispiel muss man schon jetzt gehörig chüderle, damit dieser den Weg zum SCB finden wird.

Auch die Ausländersituation muss so bereinigt werden, dass wir in einem Jahr mit Wunschausländern, welche das Team optimal ergänzen und veredeln, dastehen werden.

Etwas schade finde ich, dass unserem Team nachwievor ein «Arschloch» fehlt, welches die Gegner verunsichern-, die Halle zum Kochen- und die Sesselfurzer zur Ergötzung bringen kann. Wir sind zwar gepickt mit braven, fleissigen und hochtalentierten Musterprofis. Emotionale Energiebomben, die auf dem Spielfeld und in der Kabine auch einmal etwas Unruhe zu stiften vermögen, fehlen weitgehend. Gute Stimmung ist gut und recht, aber zwischendurch ein Konflikt kann schwelendes an die Oberfläche bringen, das Team auf einer anderen Ebene fordern und damit stärker machen.

Etienne Froidevaux ist gefordert, diese Saison endlich den Schritt zu einem wichtigen Glied im Team zu machen. Ich hätte diesen Schritt eigentlich in der letzten Saison erwartet, wurde aber etwas enttäuscht von ihm. Die Kadersituation im Angriff ist seine Chance. Eine Chance die er packen muss. Auch Tristan Scherwey ist nach seiner eher mässigen letzten Saison gefordert, den Schritt zum Stammspieler zu machen.

Keine Gedanken mache ich mir wegen Pascal Berger. Der ist auf gutem Weg und soll einfach an seinen Leistungen in der letzten Saison anknüpfen. Freuen können wir uns auf das hochtalentierte herzige Bübchen mit der Nummer 92. Der wird seinen Weg machen, da bin ich mir fast so sicher, wie seinerzeit bei Roman Josi.

Wie sich Byron Ritchie ins Team einfügen wird, wird sich weisen. Er soll ja der grosse Wunschausländer unserer Sportabteilung sein. So gesehen darf man da schon gewisse Erwartungen haben.
Trotzdem habe ich etwas Angst vor einer weiteren, durchaus fleissigen, aber todlangweiligen Fabrikarbeitersaison. Es muss nicht so kommen, aber spielt man mit der gleichen Ausrichtung wie letztes Jahr, dann gute Nacht.

Dann wird uns nichts anderes übrig bleiben, als auch diese Saison die Spiele mit reichlich Bier schön zu saufen.

Die Erwartungen meinerseits sind also eher gedämpft. Schaut man sich aber etwas um, in den Saisonprognosen auf den diversen Foren, findet man den SCB durchwegs in den ersten drei Rängen nach der Qualifikation.

Möglich ist, wie das Spiel YB gegen Thun von heute Sonntag zeigt, im Sport vieles, ja fast alles. In diesem Sinne sollten wir uns auf eine interessante Saison freuen.

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