Duc's Blog

Eishockey ist in vielerlei Hinsicht eine attraktive Sportart. Nicht nur das Geschehen auf dem Eis, sondern auch das Umfeld, die Berichterstattung der Medien, die Fans, die Stimmung in den Stadien und die Problematik der Sicherheit rund um die Spiele sorgen für jede Menge Gesprächsstoff.

Ich schreibe in meinem Blog vorwiegend über den Schlittschuh Club Bern.

Daneben greife ich gerne auch Themen wie Verbandspolitik und das Schiedsrichter- und Verbandsgerichtswesen auf. Ebenfalls am Herzen liegen mir gesellschaftspolitische Aspekte, welche sich bei der Sicherheitsproblematik in und um die Stadien in zuweilen wenig erfreulicher Art und Weise manifestieren.

Montag, 6. September 2010

Das Motto dieser Saison lautet: «Einstellung»!

Er kam, sah und löschte den Brand. Die Rede ist von Larry Huras, (55) dem besten Feuerwehrmann der Liga. Seine erfolgreichste Saison mit einem neuen Team ist in der Regel die Erste bei einem neuen Club. Die «Feuerlöschsaison» eben.

Im Frühling 09, als der SCB als Sieger der Qualifikation erneut an den eigenen Ansprüchen und am mentalen Druck zerbrach und bereits in der ersten Playoffrunde sang und klanglos in die Sommerpause geprügelt wurde besann man sich in Bern auf die Qualitäten von Larry Huras.

Nur keine Experimente mehr mit Liganeulingen a la John Van Boxmeer, schien die Losung zu sein. Da kam der Feuerwehrmann mit Glamourpotential, der die Probleme beim SCB zu 70 – 85% dem mentalen Bereich zuschrieb, gerade Recht. Und tatsächlich: Der SCB, mit dem in der letzten Saison mehr Psychologen als Trainer zu arbeiten schienen, konnte sein meisterliches Potential endlich ausschöpfen und entwickelte die wunderbare Eigenschaft, sich in schwierigen Situationen auf erstaunliche Weise zu steigern, was letztendlich der Schlüssel für den Gewinn der Meisterschaft war.

Dass man sich diese «schwierigen Momente» durch Sorglosigkeit und eine gewissen Hochnäsigkeit meist selber schuf, darf aber nicht verschwiegen werden. So gesehen ist auch der Ausspruch von Larry Huras, «das einzige Team, das ihm Angst mache, sei seines», durchaus berechtigt.

Dieser Ausspruch beinhaltet einerseits die typische Arroganz, wie sie Grossclubs wie Real Madrid, Bayern München, dem FC Basel oder eben dem SCB eigen ist: «Wir sind besser als die Anderen und können uns nur selber schlagen». Andererseits zeigt dieser unscheinbare Satz unseres Meistertrainers aber auch auf, an was potentielle Spitzenclubs und Meisterkandidaten immer wieder scheitern: An Selbstüberschätzung und fehlendem Respekt vor dem Gegner. Ist man einmal in einer solchen Spirale, gibt es meist kein Zurück mehr und die Saison kann abgeschrieben werden.

So gesehen sollen die Spiele gegen den EC Red Bull Salzburg, bei dem man den Kickoff vergeigte und das Publikum mit einer pomadigen Nullleistung verärgerte, oder das Spiel gegen die Eisbären Berlin, aus der hier oft belächelten DEL, in dem man sang und klanglos einging, betrachtet und analysiert werden. Mit Schönschwätzereinen und Schwelgen in vergangenen Meisterfeiern lässt sich die kommende Saison nämlich weder erfolgreich bestreiten, noch der gewonnene Titel verteidigen.

Freuen wir uns auf den bevorstehenden Saisonstart und hoffen wir gleichzeitig, dass wir in den folgenden Qualifikationsspielen etwas mehr qualitativ gute Spiele zu sehen bekommen, als in der vergangenen Saison. Lassen wir uns aber nicht blenden, von den Saisonprognosen der Experten, welche den SCB wohl allesamt als Titelfavoriten Nummer 1 benennen werden. Denken wir daran, dass solche Prognosen meist ausschliesslich aufgrund der Beurteilung des spielerischen Potentials zustande kommen. Dass wir auf dem Papier wohl erneut über das stärkste, ausgeglichenste und tiefste Kader verfügen, scheint mir Tatsache zu sein. Aber auch dieses Jahr wird die mentale Stärke, welche in den Vorsaisonprognosen meist keinen Niederschlag findet, mehr als 50% des Erfolges ausmachen.

Hoffen wir, dass es dem als Feuerwehrmann verschriene Larry Huras dank gereiftem Alter und immenser Erfahrung gelingen wird, den aktuellen Meister SCB auch in der kommenden Spielzeit bei Laune zu halten, damit die wunderbare Eigenschaft der Steigerung in schwierigen Spielen und heiklen Situationen, welche uns letztes Jahr zum Meister machte, auch als Gejagter am Leben gehalten werden kann. Gelingt dies nämlich nicht, dürfte uns eine schwierige Saison bevorstehen.

Der Ausspruch «Das einzige Team, das mir Angst macht, ist meines», kann nämlich zweierlei auslösen: Zum Absturz führende arrogante Selbstüberschätzung, oder das gesunde Selbstvertrauen des amtierenden Meisters, welcher in der kommenden Saison den Erfolg mit dem Motto «Einstellung» zu suchen gedenkt.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen