Duc's Blog

Eishockey ist in vielerlei Hinsicht eine attraktive Sportart. Nicht nur das Geschehen auf dem Eis, sondern auch das Umfeld, die Berichterstattung der Medien, die Fans, die Stimmung in den Stadien und die Problematik der Sicherheit rund um die Spiele sorgen für jede Menge Gesprächsstoff.

Ich schreibe in meinem Blog vorwiegend über den Schlittschuh Club Bern.

Daneben greife ich gerne auch Themen wie Verbandspolitik und das Schiedsrichter- und Verbandsgerichtswesen auf. Ebenfalls am Herzen liegen mir gesellschaftspolitische Aspekte, welche sich bei der Sicherheitsproblematik in und um die Stadien in zuweilen wenig erfreulicher Art und Weise manifestieren.

Sonntag, 1. März 2015

Von Geduld

Der SCB bezwingt das erste, von Taktik geprägte Viertelfinalspiel gegen  Lausanne dank einem Treffer von Byron Ritchie mit 1:0.

«Wer nicht jeden Tag etwas Zeit für seine Gesundheit aufbringt, muss eines Tages sehr viel Zeit für die Krankheit opfern», lautet ein altes Sprichwort. Und so ist es so gekommen, dass ich im letzten halben Jahr sämtliche Energie, Achtsamkeit, Kraft und viel Geduld ausschliesslich für mich aufwenden musste.

Bei allem Ungemach, dass eine solche Episode mit sich bringt, gibt es aber auch eine positive Seite der Medaille. Ich verstehe jetzt folgende Geschichte:

Eines Tages kamen ein paar Suchende zu einem alten Weisen. «Herr», fragten sie, «was tust du, um glücklich und zufrieden zu sein? Wir wären auch gerne so glücklich wie du.»

Der Weise antwortete mit mildem Lächeln: «Wenn ich liege, dann liege ich. Wenn ich aufstehe, dann stehe ich auf. Wenn ich gehe, dann gehe ich und wenn ich esse, dann esse ich.»

Die Suchenden schauten etwas betreten in die Runde. Einer platzte heraus: «Bitte, treibe keinen Spott mit uns. Was du sagst, tun wir auch. Wir schlafen, essen und gehen. Aber wir sind nicht glücklich. Was ist also dein Geheimnis?»

Es kam von dem Weisen die gleiche Antwort wie zuvor. Die Unruhe und den Unmut der Suchenden spürend, fügte der Weise nach einer Weile hinzu: «Sicher liegt auch ihr und ihr geht auch und ihr esst. Aber während ihr liegt, denkt ihr schon ans Aufstehen. Während ihr aufsteht, überlegt ihr wohin ihr geht und während ihr geht, fragt ihr euch, was ihr essen werdet. So sind eure Gedanken ständig woanders und nicht da, wo ihr gerade seid.

In dem Schnittpunkt zwischen Vergangenheit und Zukunft findet das eigentliche Leben statt. Lasst Euch auf diesen Augenblick ganz ein und Ihr habt die Chance, wirklich glücklich und zufrieden zu sein.»

Aber genug des Philosophierens, wenden wir uns der Dinge zu, um die es hier gewöhnlich eigentlich gehen sollte. Natürlich kann ich nicht beurteilen, ob man Ritchie jetzt auf den Pluto schiessen sollte, ob man von einem Ausländer mit dem Renommee eines Bud Holloway nicht doch etwas mehr erwarten dürfte, oder ob die Zeit von Marco Bührer Ende nächster Saison tatsächlich abgelaufen sein sollte. Dafür war ich in den letzten Monaten eindeutig zu wenig nahe an der Sache.

Fact ist aber, dass Byron gestern das einzige und entscheidende Tor schoss, Marco Bührer einen magistralen Abend hatte und Bud für meinen Geschmack eher blass blieb.

Aber das sind Episoden, wie sie die Playoffs schreiben und wie in den nächsten Wochen noch viele geschrieben werden. Ob der ZSC gestern gegen Biel mit 0:5 einging, oder ob das Passspiel des SCB im ersten Spiel gegen Lausanne hundsmiserabel war, tut nichts zur Sache. Entscheidend ist einzig und alleine, wer den Gegner zuerst vier mal bezwingt. Wie spektakulär, glanzvoll, deutlich oder weniger deutlich, spielt keine Rolle.

Ich habe die Ausgangslage für die Serie gegen die Lausanner auf dem Forum des SCB neulich wie folgt umschrieben:

«Lausanne ist der Gegner, den ich mir am wenigsten gewünscht habe. Ihre Gegentorstatistik spricht Bände und macht sie zu einem äusserst gefährlichen Playoffgegner, der in der Lage ist, Spiele mit 1:0 oder 2:1 zu gewinnen. Lausanne ist in der Lage, einen Eintorevorsprung zu verwalten und einen potentiell stärkeren Gegner mit eisiger Disziplin zu Ungeduld, überhasteten Aktionen oder gar in den Wahnsinn zu treiben. Ausserdem verfügen sie über ein hervorragendes Powerplay. Zusammen mit ihrer disziplinierten defensiven Spielweise und ihrem starken Goalieduo verfügen sie über die Mittel, um es in den Playoffs weit zu bringen.

Undiszipliniertheiten, fehlende Geduld, mangelnde Effizienz und schwache Torhüterleistungen wird es gegen diesen Gegner nicht vertragen. Konzentration und Geduld werden der Schlüssel sein, um die erste Etappe des Weges erfolgreich überstehen zu können.»

Geduld, das haben wir gestern Abend an diesem mühsamen Playoffauftakt gesehen, wird der Schlüssel sein, um diesen unbequemen Gegner zu bezwingen. Viertelfinal, das war schon immer so, bedeutet in erster Linie Murks und Knorz. Disziplinen, welche der SCB, wie auch Lausanne bestens beherrschen. So wollen wir für einmal nicht motzen, sondern in erster Linie froh sein, dass der schwierige Auftakt in diese Serie erfolgreich verlaufen ist.

Ob glücklich oder weniger glücklich ist nicht relevant, denn Glück lässt sich erzwingen. Erst wenn die Hürde Lausanne überwunden ist, wird, auch das war schon immer so, im Halbfinale das spielerische Element vermehrt entscheiden.

Also bleiben wir geduldig und geniessen die prickelnde Playoffatmosphäre, welche sich ab jetzt von Spiel zu Spiel steigern wird.


Hopp SCB!

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