Duc's Blog

Eishockey ist in vielerlei Hinsicht eine attraktive Sportart. Nicht nur das Geschehen auf dem Eis, sondern auch das Umfeld, die Berichterstattung der Medien, die Fans, die Stimmung in den Stadien und die Problematik der Sicherheit rund um die Spiele sorgen für jede Menge Gesprächsstoff.

Ich schreibe in meinem Blog vorwiegend über den Schlittschuh Club Bern.

Daneben greife ich gerne auch Themen wie Verbandspolitik und das Schiedsrichter- und Verbandsgerichtswesen auf. Ebenfalls am Herzen liegen mir gesellschaftspolitische Aspekte, welche sich bei der Sicherheitsproblematik in und um die Stadien in zuweilen wenig erfreulicher Art und Weise manifestieren.

Mittwoch, 7. Dezember 2011

Eingelullt und abgeschossen

Nach den ersten 20 Minuten des Zähringerderbys konnte einem wirklich angst und bange werden. Es Dubélete und Gamaschesimelte, dass es nicht mehr schön war. Ausserdem agierte man leicht verunsichert und es wurden erneut Geschenke verteilt, dass man hätte meinen können, der SCB spiele Kollektivsamichlaus. Dass man zum Schluss trotzdem noch mit 6:3 gewann, spricht für die Mannschaft und darf als grosser Meilenstein gewertet werden.

Komischerweise war ich in der ersten Drittelspause immer noch bester Laune und harrte entspannt der Dinge, die noch kommen sollten. Man hatte zwar keine Chance, aber das leicht schmeichelhafte Zwischenresultat von 1:2 liess noch alles offen.

Als dann aber Pavel Rosa in der 27. Minute das 1:3 erzielte, schien sich die Sache in Richtung Niederlage zu entwickeln. Schien, denn offensichtlich ist es nicht nur beim SCB so, dass die Segel bei Rückenwind gelegentlich gestrichen und damit sichergeglaubte Punkte noch versämelet werden. Die Fribourger bauten nach der Spielhälfte jedenfalls deutlich ab und der erneut vorbildlich kämpfende SCB schaffte es tatsächlich noch vor der zweiten Pause, das Score auf 3:3 auszugleichen.

«Ein magerkostiges Zähringerderby. Das Beste ist aus unserer Sicht das Resultat und dass sich Fribourg Gottéron einlullen lässt», twitterte ich nach dem zweiten Drittel mit einem Hauch Zuversicht. «Jetzt ein gutes Drittel u de mache mir se z Bode», fabulierte ich mit den Sektor-Leidgenossen.

Gesagt getan: Im letzten Drittel schien der Bann gebrochen und der SCB übernahm, angeführt vom überragenden Jean-Pierre Dumont, das Diktat. Die Saanestädter wussten nicht mehr wie ihnen geschah, als sie nach drei weiteren SCB Toren bis zur 49. Minute resigniert zur Kenntnis nehmen mussten, dass das Spiel für sie gelaufen ist.

«10 Lüthis, 10 Lüthis» schrie einer in meiner Nähe. Na ja, das mit den Lüthis habe ich ja nach der Verletzung von Marco Bührer, welcher gestern in Sportaktuell einen ganz guten Eindruck gemacht hat, eingestellt. Nicht weil ich wie der Blick frustriert bin, dass damit keine Polemik mehr zu machen ist, sondern weil es zurzeit nicht um Lüthis, sondern um Resultatorientiertheit geht.

Der SCB hat gestern einen ganz wichtigen Meilenstein gelegt. Man hat die Gewissheit gewonnen, dass man auch unter widrigsten Umständen gegen ein Spitzenteam bestehen und dieses sogar bezwingen kann. Die Verunsicherung wegen dem unglücklich verlaufenen letzten Wochenende war dem Team im ersten Drittel zwar deutlich anzumerken. Dass man sich aber trotzdem ins Spiel zurückkämpfen konnte, spricht für die grossartige Moral und die positive Stimmung im Team.

«Eingelullt und abgeschossen. Bravo! Ein sehr wichtiger Sieg für die Moral. Dumonts Auge… wenn der im Januar voll abgeht…» twitterte ich nach Spielschluss hochzufrieden in die Welt heraus. Apropos Twitter: Dort war gestern ein sanfter Seitenhieb von der Loge an die Adresse des bärtigen Papstes zu lesen: «Lieber infantil als senil.»

Ich sehe das genauso. Wenn das Kind im Manne stirbt, dann ist es Zeit, das tannige Gewand anzupassen. Das Leben wird dann nämlich sehr trist.

Item, es spricht auch für unseren Erstlehrjahrsstift an der Bande, dass er mit dem noch nicht vor langer Zeit als untrainierbar verschrienen SCB eine solche Wandlung geschafft hat. Was haben wir in den letzten zwei Jahren geflennt und getrötzelet über Steinzeithockey, Mängel beim Laufen und Passen und gähnende Langeweile im grössten Kühlschrank Europas. Jetzt scheint man auf gutem Weg zu sein, eine neue Spielkultur zu entwickeln, welche die Zuschauer wieder begeistert.

Es wird sogar wieder hinter dem Tor hin- und hergeblüemelet. Etwas, das man beim SCB lange nicht mehr gesehen hat.

Gewiss, man soll den Tag nicht vor dem Abend rühmen. Von der für die Playoffs erforderlichen Stabilität sind wir noch weit weg. Zu oft wird in der Abwehr konfus agiert oder in der Vorwärtsbewegung die Scheibe vertändelt. Aber in Anbetracht des Verletzungspechs und der Tatsache, dass erst gut die Hälfte der Qualifikation gespielt ist, bleibt noch genügend Zeit, um das System zu perfektionieren.

Man darf gespannt sein, wie es beim SCB an der Trainerfront weitergehen wird. Dass man die Saison mit Antti Törmänen beenden wird, steht für mich fest. Die Mannschaft entwickelt sich und die Leader ziehen mit. Es besteht also kein Anlass, irgendetwas zu ändern. Wie es nächste Saison weitergehen wird, steht allerdings noch in den Sternen. Hat man einen «Grossen» an der Angel, wartet man bis zum Saisonende mit einem Entscheid oder verlängert man, wenn es so weiterläuft wie bisher, noch vor den Playoffs mit Törmänen?

Sei es wie es wolle. Die Männer des gestrigen Spiels waren für mich Olivier Gigon, weil er trotz Krankheit und dem neuen Druck des gut sein Müssens gestern eine Leistung zeigte, welche der Mannschaft den Sieg ermöglichte und natürlich Jean-Pierre Dumont. Zurzeit wirkt er zwar noch etwas ungelenkig und langsam. Aber der Mann hat ein Auge, dass es eine wahre Freude ist. Dass Byron Ritchie zum besten Spieler gewählt wurde ist ja ok und wohl systembedingt. Aber bei solchen Zuckerpässchen hätte selbst meine Urgrossmutter mit dem Spazierstock Tore geschossen, hätte man ihr einen frisierten Rollator zur Verfügung gestellt.

Dass heute trotzdem ein Bildli von Ritchie meinen Blog ziert, liegt in erster Linie daran, dass von Dumont nichts vernünftiges verfügbar ist. Ich habe allerdings keine Zweifel, dass sich das in nächster Zeit noch ändern wird.

Freuen wir uns jetzt aber auf auf ein weiteres Spitzenspiel am Freitag gegen den Meister aus Davos. Wer Fribourg schlägt, braucht sich auch vor dem HCD nicht zu fürchten.

In diesem Sinne wünsche ich uns allen eine schöne Woche.

1 Kommentar:

  1. Ui Duc!!! - Wer hätte gedacht, dass Du Oli Gigon als (Mit-)Mann des Spiels bezeichnen würdest...

    Es (f)reut mich, dass auf der Allmend offenbar der Bär wieder zu tanzen begonnen hat.

    Ich verbringe meine Abende irgendwo in der Eishockey-Pampa zwischen 2 Liga und NLB.

    Da ist's zwar mit Sicherheit nicht besser, aber die Buvetten-Preise sind bedeutend günstiger :-)

    E liebe Gruess

    GO-4-IT

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