Duc's Blog

Eishockey ist in vielerlei Hinsicht eine attraktive Sportart. Nicht nur das Geschehen auf dem Eis, sondern auch das Umfeld, die Berichterstattung der Medien, die Fans, die Stimmung in den Stadien und die Problematik der Sicherheit rund um die Spiele sorgen für jede Menge Gesprächsstoff.

Ich schreibe in meinem Blog vorwiegend über den Schlittschuh Club Bern.

Daneben greife ich gerne auch Themen wie Verbandspolitik und das Schiedsrichter- und Verbandsgerichtswesen auf. Ebenfalls am Herzen liegen mir gesellschaftspolitische Aspekte, welche sich bei der Sicherheitsproblematik in und um die Stadien in zuweilen wenig erfreulicher Art und Weise manifestieren.

Dienstag, 10. April 2012

Drei Meisterpucks für den besten SCB der Saison


Der SCB schaffte im 4. Playoff Finalspiel im Zürcher Hallenstadion das Break und damit die 3:1 Führung in der Serie. Damit hat der SCB im schlechtesten Fall zumindest ein alles entscheidendes 7. Finalspiel im eigenen Stadion auf sicher.

Ich habe gerade meine Brille abgeholt. Als nächstes folgen wohl Hörgerät, Fressbarren, Rollator und Tonkrug. Demnach habe ich schon einige Playoff Finals in den Knochen, beziehungsweise im Nervenkostüm. Nervenaufreibend und eng bis zum Letzten waren sie alle. Auch die Möglichkeit, dass das Momentum unerwartet noch einmal die Seiten wechselt, bestand immer. Man erinnere sich: Vor zwei Jahren lag der SCB als grosser Favorit gegen Genf Servette ebenfalls scheinbar vorentscheidend mit 3:1 in Front und musste nach zwei Niederlagen noch ins 7. Spiel. Ein Szenario, das uns auch dieses Jahr blühen könnte. Zumindest wenn die Spieler zu denken beginnen.

Ein durchaus geiles Szenario, so ein allesentscheidendes Spiel 7. Gewissermassen die Mutter des Finales. Solch ein Spiel währe wahrlich der Oberhammer. Zumindest wenn man es wie letztes Mal auch wieder gewinnen würde.

Derart entspannt und siegessicher wie am Ostermontag bin ich noch nie einem Finalspiel beigewohnt. Ich fand die Atmosphäre im Hallenstadion richtig gemütlich. Locker ein Bierchen trinken und dazu taktisch hochstehendes Eishockey geniessen, was will das Hockeyherz mehr?

Ich hatte sogar noch genügend psychologische Reservekapazität, um mich ab den angespannten und verzweifelten ZSC Fans um mich herum zu amüsieren. Die haben bereits ab „Chancen“ überuttert, die man gewöhnlich gar nicht als Chancen bezeichnen würde.

Ich habe immer davon geschrieben, dass sich der SCB steigern müsse. Dass man die Leistung über 60 Minuten durchziehen muss, in Führung liegend nicht in Passivität verfallen darf und dass man sich disziplinmässig keine Blösse geben darf. Jetzt ist aber der Pic erreicht. Besser und souveräner als in diesem Spiel 4 kann dieser SCB nicht mehr auftreten. Antti Törmänen hat es geschafft, die Mannschaft in jeder Hinsicht an ihre Leistungsgrenze zu bringen.

Chapeau Antti! Das ist ganz grosse Coaching-Klasse!

Es geht jetzt nur noch darum, alle allfällig aufkommende Meisterträume auszublenden und im gleichen Stile weiterzugehen. Wenn das gelingt, müsste der Teufel die Hände im Spiel haben, wenn der ZSC die nächsten drei Spiele in Folge gewinnen würde.

Etwas überrascht hat mich die Beurteilung unseres schreibenden Hockeypapstes. «Antti Törmänen steht mit dem SC Bern vor dem Titelgewinn. Danach könnte für ihn aber bald Schluss sein, denn seine unattraktive Spielweise kann SCB-Boss Marc Lüthi nicht behagen.»

Unattraktive Spielweise?

Ist es nicht so, dass der SCB darauf bedacht ist, die Scheibe zu halten und mit Tempo in die Angriffszone vorzustossen und dort zu spielen? Ist es nicht so, dass der SCB zumindest gleichviele Torschüsse und ebenso viel Scheibenbesitz hat, wie der defensiv ebenfalls sehr starke Gegner? Ist das Spiel des SCB destruktiv? Ich denke nein! Und ist taktisch hochstehendes Eishockey langweilig? Ich denke ebenfalls klar nein!

Unter Larry Huras verarmte unser Offensivspiel zusehends. Es schien nur noch darum zu gehen, die Scheibe über die rote Linie zu bringen, um sie danach ins Angriffsdrittel pfeffern zu können. Das ist es, was den Fans die Zornesröte ins Gesicht steigen liess. Man hatte das Gefühl, dass mit dieser Mannschaft bei gleichbleibender Balance mehr möglich wäre, als dem Puck hinterher zu hecheln und in den Ecken zu kreisen.

Man hat sich nicht getäuscht, wie wir jetzt sehen. Ob „Larry plus“ oder „Törmänen pur“, entscheidend ist das Plus!

Und die Schwätzer aus den Kommentarspalten können doch ganz einfach der Fraktion der Neider und Hysteriker zugordnet werden. Frustrierte Klubbrillenmööger, keine eigentlichen Anhänger des Sportes. Denen geht es weniger um das Geschehen auf dem Eis. Vielmehr darum, wer sich hysterischer gebärt.

Die sollen sich mit den Fehlerorgien und den Zeitlupenpowerplays des Abstiegsgekraues auseinandersetzen. Hochstehende Taktik, gnadenlose Effizienz, Disziplin und Cleverness, alles Eigenschaften von Siegern in sämtlichen Sportarten, sind ihnen fremd, langweilen sie.

Der SCB Fan mag behäbig und zuweilen schon fast krankhaft anspruchsvoll sein. Er mag nicht zu den besten Möögern gehören, ist aber treu, leidensfähig und dauernd auf der Suche nach der Perfektion im Spiel. Ist der Kampf und die Leidenschaft im Spiel ersichtlich, ist man bei Niederlagen zwar enttäuscht, aber trotzdem zufrieden mit der Mannschaft. Ab den Finalspielen habe ich mich immer erfreut, egal ob der SCB dabei war oder eben nicht. Finalisten sind immer die besten ihres Faches. Zu behaupten, ein Finale zwischen dem EVZ und Fribourg Gottéron wäre hochstehender, ist unqualifiziertes Gequatsche ohne jegliche Substanz. Verliererlatein in Reinkultur.

Oder wäre der SCB in den Jahren, als man als Qualisieger im Viertelfinale scheiterte, der bessere Finalist gewesen, als diejenigen, die sich letztendlich durchsetzten? Wohl kaum.

Sei es wie es wolle. Gestern war vieles grosse Klasse. Auch der Auftritt der SCB Fans, die Durchsagen vo de Süchle des «Fanclubs des FC Bern» im Intercity J und auch der Hardcore ZSC Fan, mit dem ich mich in der zweiten Drittelspause so gut unterhalten habe. Es gibt sie eben überall, di flotte Cheibe.

Sogar das Ambiente im Hallenstadion fand ich klasse. Halbleer im Qualimodus ist es dort ja jeweils relativ trostlos. Aber ausverkauft im Playoffmodus hat diese Halle durchaus Charakter.

Gehen wir am Donnerstag alle zusammen noch einmal weiter. Schauen wir, ob der SCB die Pace halten kann und was der ZSC noch an Überraschungen auf Lager hat. Man darf die Zürcher nicht aufgeben. Sie verfügen über ein starkes Team mit einigen Charakterköpfen. Man muss auf der Hut sein, das Momentum wechselt sonst rasch die Seite.

Schliesslich waren es die ZSC Lions, welchen in der Finalserie 2000 gegen das favorisierte Lugano nach einem 3:1 Rückstand noch die Wende zum Titel gelang. Mathias Seger und Ari Sulander waren damals schon mit von der Partie und werden ihre Mitspieler entsprechend heiss zu machen wissen!

In diesem Sinne einfach nicht denken, sondern den eingeschlagenen Weg weitergehen!

Hopp SCB!

2 Kommentare:

  1. Endlich! Man wartet jewills den ganzen Tag auf den Super und Interessanten Blog. Klaus Zaug kann einpacken

    AntwortenLöschen
  2. Auch ich war im Hallenstadion und zimlich entäuscht von der Stimmung der Zürcherfans. Keine Fanen, keine Choreo einfach nichts war zu sehen. Zeitweise fühlte ich mich wie in der NHL, ein bisschen small talk mit den Sitznachbarn, während die hochgehackten Damen mit ihrem Cüpli in der Hand auf die nächste Pause warteten. Wird Zeit, dass die endlich eine eigene Halle bekommen. Aber hier endet mein Mitleid bereits.

    Bin jedesmal wieder positiv überrascht, wie unser Tanti an der Bande aus den Fehlern der vergangenen Spielen lernt und die richtigen Entscheidungen trifft.

    keepgoing...

    AntwortenLöschen