Duc's Blog

Eishockey ist in vielerlei Hinsicht eine attraktive Sportart. Nicht nur das Geschehen auf dem Eis, sondern auch das Umfeld, die Berichterstattung der Medien, die Fans, die Stimmung in den Stadien und die Problematik der Sicherheit rund um die Spiele sorgen für jede Menge Gesprächsstoff.

Ich schreibe in meinem Blog vorwiegend über den Schlittschuh Club Bern.

Daneben greife ich gerne auch Themen wie Verbandspolitik und das Schiedsrichter- und Verbandsgerichtswesen auf. Ebenfalls am Herzen liegen mir gesellschaftspolitische Aspekte, welche sich bei der Sicherheitsproblematik in und um die Stadien in zuweilen wenig erfreulicher Art und Weise manifestieren.

Mittwoch, 25. März 2015

Guy Boucher – Star-Trainer oder Zauberlehrling?

Der SCB wird erstmals mit 0:4 aus den Playoffs gepfeffert. Nach der 1:3-Niederlage in Davos ist die Saison für die Berner äusserst enttäuschend zu Ende gegangen.

«Am Trainer wird nicht gerüttelt», sagte Marc Lüthi nach dem bitteren Ausscheiden gegenüber den Medien. Ob das richtig ist, kann nur beurteilen, wer beim SCB hinter die Kulissen blickt. Ein Laienblogger wie ich muss das so stehen lassen.

Aber wenn nicht gerüttelt wird, dann wird halt gemöffelt. Und gemöffelt habe ich ja immer wieder. Schon Ende letzter Saison und auch in der Vorsaisonphase während der CL und nach dem dürftigen Saisonauftakt.

Aus Prinzip, weil es mir missfällt, dass viele das NHL-Label mit Unfehlbarkeit und programmiertem Erfolg verwechseln. Wie wenn einer hier im Stile eines Drill-Sergeant der US-Army einfahren könnte und damit automatisch Erfolge feiern könnte. Nein, zum Glück ist hier selbst das Bildungsniveau des breiten Mittelstandes zu hoch, für dass es so einfach wäre. Ich denke diese Lektion hat Guy Boucher, immerhin studierter Sportpsychologe, bereits gelernt. Sonst währe es ihm kaum gelungen, dass ihm die Mannschaft bis zum bitteren Ende gefolgt wäre.

Trotzdem bleibt Boucher für mich, gerade wenn man die sportliche Ausbeute betrachtet, mehr Zauberlehrling, denn Mister Bob Hartley oder Mister Marc Crawford. Ja nicht einmal Herr Arno Del Curto oder Herr Kevin Schläpfer. Denn auch in unserer Liga will das Renommee mit Leistung erkauft sein. Das NHL-Label eines spielzerstörerischen Murkstrainers ist, obwohl es schön aussehen mag, nicht einmal den Preis des Papieres wert, auf das es gedruckt ist.

Der Bund schreibt in seiner heutigen Ausgabe: «Ein Star-Trainer in Nöten.» Was ich mich die ganze Zeit frage ist, ob Guy Boucher tatsächlich ein Star-Trainer ist, oder doch nicht viel mehr als der Zauberlehrling, wie ich ihn leicht provokativ immer zu nennen pflege.

Aber schauen wir uns doch die sportliche Bilanz von Guy Boucher beim SCB einmal genauer an:

Saison 13/14

Er wurde Hoffnungsträger geholt, die Wende zu schaffen und den taumelnden amtierenden Meister in Extremis doch noch in die Playoffs zu führen. Mir ist damals vor allem aufgefallen, dass er in erster Linie auf Occasionen wie Metropolit, Domenicelli und generell auf die kanadische Fraktion setzte. Wie in den aktuellen Playoffs.

Resultat: Gescheitert auf der ganzen Linie!

Nicht einmal grandios, sondern brotlos. Er erreichte letztendlich nicht einmal den Punkteschnitt von Ersatzvorgänger Lars Leuenberger, welcher das Amt freiwillig zur Verfügung stellte.

Vorsaison 14/15, Qualifikation CL

Wenn ich mich richtig erinnere, wurde für die Mission das Ziel Finalturniert herausgegeben. Die Schlussrangliste der Gruppenphase präsentierte sich wie folgt:

1. Tappara Tampere 11
2. Stavanger Oilers 11
3. Ocelari Trinec 9
4. SC Bern 5

Resultat: Gescheitert auf der ganzen Linie!

Nicht einmal grandios, sondern mit lumpigen 5 Punkten und einem Torverhältnis von desaströsen 11:24 ähnlich vernichtend, wie aktuell im Halbfinale gegen den HCD.

Qualifikation Saison 14/15

Leider habe ich aus gesundheitlichen Gründen einen wesentlichen Teil der Qualifikationsphase verpasst. Trotzdem erlaube ich mir zu wiederholen, was ich nach den ersten zehn Meisterschaftsspielen geschrieben habe:

« Für mich spielt der SCB flatterhaft, unkonstant, ohne erkennbares Konzept, harmlos im Angriff, löchrig in der Abwehr und ohne Perspektiven für höhere Ziele. Wir lösen mit unserer Spielart gewissermassen den EV Zug unter Doug Shedden ab. Die haben bekanntlich nichts gewonnen, obwohl sie sich jahrelang bemühten.

Der SCB agiert zwar mit viel Einsatz und es wird jeder angesprungen, der sich auf dem Eis bewegt. Durchaus kurzweilig zum Zuschauen und gut fürs Theater, wie die Spieler zuweilen auf dem Eis herumpurzeln. Aber bringt diese Konzeptlose und löchrige Spielart auch Erfolg? Ich fürchte nein. Die Leader werden dauernd überspielt, die hoffnungsvollen Nachwuchsspieler geschnitten und irgendwann wird diesem SCB, der jetzt schon zu wenig Punkte holt, die Luft ausgehen!»

Jetzt stelle ich fest, dass über mangelnde Energie lamentiert wird. Kein Wunder, bei diesem ineffizienten, kräfteraubenden Geknorze. Ich stelle weiter fest, dass ich für meinen Geschmack zu wenig «Gitterbuben» auf dem Eis gesehen habe, dass hoffnungsvolle Jungverteidiger zur Konkurrenz abspringen und an deren Stelle Occasionen verpflichtet werden und dass der Trainer in heiklen Phasen und im Powerplay zu oft auf seine erfolglos knorzenden Kanadier setzt.

Weiter stelle ich fest, dass der SCB ein uninspiriertes, einfältiges Murkshockey spielt, das jegliche Kreativität vermissen lässt. Wie sagte doch Philippe Furrer, welcher kein Blatt mehr vor den Mund zu nehmen braucht, nach dem Ausscheiden gegenüber den Medien so schön: «Vielleicht hat sich das Team zeitweise zu stark am System festgehalten, statt auch einmal auf die individuellen Fähigkeiten zu vertrauen.»

Mit anderen Worten: Die Mannschaft hat zu fest auf den Trainer gehört und dadurch das Vertrauen in die individuellen Fähigkeiten verloren.

Kein Wunder, baute die Mannschaft nach dem Spätherbsthoch, wo mit Murks, Knorz und Bereitschaft vieles möglich ist, stetig ab. Die Tormisere begann ja nicht erst in der Serie gegen die Übermannschaft Lausanne, in welcher der Trainer, statt sich auf die eigenen Kräfte zu besinnen, die Gangart des Gegners übernahm und über sieben Spiele unnötig viel Kraft verpuffte. Sie begann noch viel früher. Nach jener Zeit, als sich der Coach mit seinen Kanadiern in der Davos am Cüpliturnier sonnte, statt sich auf die Meisterschaft zu konzentrieren.

Item. Schlecht war bestimmt nicht alles. Immerhin hat es der Trainer geschafft, das Team hinter sich zu scharen und einen guten Quali- Schlussrang zu erreichen. Nur gut deshalb, weil so wie sich die Dinge entwickelt haben eigentlich der Qualisieg hätte errungen werden sollen. Dafür hätte man aber das Team zum Zeitpunkt X auf Höchstleistung bringen müssen, was Guy Boucher nicht gelungen ist.

Der schwierigere Weg in den Playoffs wurde dann mit Plattitüden wie: der Qualirang spielt keine Rolle, denn «wer Meister werden will muss jeden schlagen» schöngeredet. Das ist etwa derselbe Bullshit, wie die Aussage, «wir müssen nichts ändern» nach einem 0:3 Rückstand in einem Playoff-Halbfinale, obwohl jeder Laie sieht, dass es so nicht gehen kann. Wie wenn man lumpige 5 geschossene Tore in vier Spielen gegen den HCD mit seiner Superverteidigung lediglich mit fehlendem Spielglück oder schlechten Schiedsrichterleistungen erklären könnte. Da mues ja äs Ross lache.

Aber ich will nicht übertreiben, da war ja auch noch der Cupsieg. Dessen sportlicher Wert ist aber zumindest zweitrangig und der Erfolg hat eher dazu beigetragen, dem Umfeld Sand in die Augen zu streuen, als dass er dem Team Rückenwind für die bevorstehenden Playoffs gegeben hätte.

In Anbetracht des guten Qualiranges und dem Gewinn des Cups müsste man dem SCB für die Qualifikation eigentlich ein sehr gut ins Notenblatt schreiben. Da man aber am der Weihnacht kein Bein mehr vor das andere brachte und das Team für die Playoffs nur mangelhaft bereit war, gibt das bei mir erheblichen Abzug.

Resultat: Genügend.

Playoffs 14/15

Bereits im Viertelfinale zeichnete sich ab, dass es dem SCB an Attributen wie Selbstvertrauen, Stilsicherheit und Souveränität mangelt. Ohne das nötige Wettkampfglück wäre man wohl bereits am, zugegeben starken HC Lausanne gescheitert. Für die Zuschauer waren diese Viertelfinals grösstenteils eine Qual. Auch weil es dem SCB an spielerischen Qualitäten mangelte.

Trotzdem erhoffte man sich gegen den offener spielenden HCD mit seiner jungen Verteidigung einen spektakulären und offenen Halbfinalfight. Aber weit gefehlt. Es mangelte dem SCB zwar nicht an Kampfkraft, aber das Spiel war derart uninspiriert, phantasielos und von zitternden Stöcken, schwachem Puckhandling und schlechtem Passspiel geprägt, dass man letztendlich chancenlos blieb. Es blieb letztendlich bei Murks und Knorz und kaum ein Spieler konnte unter diesen Umständen sein Potential abrufen.

Zuletzt machte der SCB einen müden, abgekämpften und leeren Eindruck. Gegen den HCD darf man ausscheiden, gewiss. Aber nicht langweilig und sang und klanglos, sondern nach einem packenden Fight über mindestens sechs Spiele.

Resultat: Ungenügend.

Fazit

Mein Fazit für die Saison 14/15 fällt demnach einmal mehr schlechter aus, als Marc Lüthis «genügend-gut.»

Ich gebe der Mannschaft ein genügend. Für den Cupsieg und den Kampf, den sie immer gezeigt hat.

Dem Zauberlehrling gebe ich ein ungenügend! Zu schönfärberisch seine Kommentare im Konfirmandenanzug, zu unbeweglich seine Taktik, zu wenig Gitterbuben und zu viele schwache Kanadier und zu durchzogen seine sportliche Bilanz.

Das bedeutet nachsitzen, analysieren, nicht von kanadischer Juniorenliga fabulieren, sondern europäisches Hockey studieren und taktisch beweglicher und variantenreicher agieren!

Am Trainer wird nicht gerüttelt, das ist klar. Trotzdem würde ich ihn gerne gegen einen Herrn Kevin Schläpfer eintauschen.


Bis bald. J

2 Kommentare:

  1. Genau auf den Punkt gebracht. Und ein Punkt erwähnt zu meinem Erstaunen niemand. Sieht man Bilder von Guy Boucher im Spiriti oder wo auch immer bei denen er weiss das er abgelichtet wird wirken die Bilder immer wie vor dem Spiegel einstudiert. Auch dies völlig nach Schema X und ohne Charisma. Zeugt für mich von Unsicherheit.

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  2. Duc, Du triffst den Nagel auf den Kopf! - Das habe ich während der Saison oft zu meinen Kolleginnen und Kollegen gesagt: Show, das ganze ist eine riesige Show! - Nun mag zwar Show gut für die Unterhaltung sein, was schlussendlich aber zählt ist das Erreichte am Ende der Saison. - Und da, mit diesen Spielern, wir haben eine grosse Nati-Fraktion in Bern, müsste definitiv mehr als ein sang- und klangloses 0:4 gegen einen zweifellos starken HCD drinliegen. - Aber äbe: Hierzu braucht es einen Coach, der nicht lediglich ein System kennt. Und wenn ich mich bei meinen kanadischen Kumpels aus dem Hockeyumfeld umhöre, dann spielte dieser Coach bereits das gleiche System in Kanada, Frankreich, etc. - Für einen "Neuaufbau" nach "Absturz" mag das gehen. Für weitere Saisons eher weniger. - So plädiere ich darauf, aber das ist meine ganz persönliche Meinung, diesen Coach zu ersetzen. - Leider wird's weder ein Kevin noch ein Arno sein, der in Bern ankommen wird. - Aber es gibt genügend andere, durchaus valable Coaches auf dem Planeten. - An Sven, denjenigen zu finden, der es mit dem SCB schafft. - Zu den Gitterbuben gibt's zu sagen, dass das zwa ein schönes Szenario ist, aber eben beim SCB (der sich ausdrücklich als nicht Ausbildungsclub versteht) kaum durchführbar. Man stelle sich vor, der SCB hätte, wie dies der HCD seit vier Jahren macht, einen derart radikalen Neuaufbau vorangetrieben. Und dies mit den gleichen Resultaten wie sie der HCD erreichte: Marc, Sven, Lars, die Kassiererin, der Kassier, die Security, die Eismeister, der Materialchef, sie alle wären standrechtlich erschossen worden. Mit Garantie. - So wird kommen, was kommen muss: Es wird auf "altgediente", man nennt sie auch "erfahrene" Spieler gesetzt. Nach menschlichem Ermessen ist so der Erfolg garantiert. Oder zumindest der Misserfolg nicht all zu gross. - Qui vivra verra, sagt le welsch. - Und ich lasse mich überraschen! - Greez - GO-4-IT

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