Duc's Blog

Eishockey ist in vielerlei Hinsicht eine attraktive Sportart. Nicht nur das Geschehen auf dem Eis, sondern auch das Umfeld, die Berichterstattung der Medien, die Fans, die Stimmung in den Stadien und die Problematik der Sicherheit rund um die Spiele sorgen für jede Menge Gesprächsstoff.

Ich schreibe in meinem Blog vorwiegend über den Schlittschuh Club Bern.

Daneben greife ich gerne auch Themen wie Verbandspolitik und das Schiedsrichter- und Verbandsgerichtswesen auf. Ebenfalls am Herzen liegen mir gesellschaftspolitische Aspekte, welche sich bei der Sicherheitsproblematik in und um die Stadien in zuweilen wenig erfreulicher Art und Weise manifestieren.

Donnerstag, 21. Oktober 2010

Peter Jakob, oder der Silberstreifen am Horizont der SCL Tigers

Die SCL Tigers stehen nach siebzehn Spielen sensationell und entgegen sämtlicher Expertenprognosen mit einem positiven Torverhältnis und 28 Punkten auf dem 6. Tabellenplatz.

Vor etwas mehr als einem Jahr, im Sommer 09, ging im Emmental das grosse Sommertheater, nicht etwa «Ueli auf der Glungge,» sondern «Der Untergang des Rossgagu Housi,» auf dem Programm. Nachdem sich Hans Grunder mit der SVP und Heinz Schlatter mit dem lokalen Gewerbe überworfen hatten, herrschte in Langnau das blanke Chaos. Von freiwilligem Abstieg in die NL B, oder gar vom Rückzug der ersten Mannschaft aus der Meisterschaft und damit vom Abstieg in die tiefsten Niederungen des Spass- und Feierabendhockeys war die Rede.

Die Tigers waren sowohl finanziell, wie auch imagemässig am Tiefpunkt angelangt.

Als sich aber am 21. September 2009 der bekannte Drahtseilfabrikant und Kopf der Gruppe «Rettet den Tiger,» Peter Jakob als neuer VR-Präsident zur Verfügung stellte und der VBS-Spitzenbeamte Ruedi Zesiger seine Lebensstelle kündigte, um die Geschäfte vom zurückgetretenen Heinz Schlatter zu übernehmen, begann in Langnau ein neues Zeitalter.

Die Aussichten waren zwar noch immer äusserst heikel, fehlten doch in den Kassen des angeschlagenen Tigers über 1 Million Franken. Aber das wiedergewonnene Vertrauen in die Organisation und die neue Führung um den «fleissigen Jakob und den schlauen Rüedu» zeigten schnell Wirkung.

Es gelang, neue Geldgeber für die Tigers zu interessieren und talentierte Jungspieler wie Simon Moser, um den auch Clubs wie der SCB oder der HCD buhlten, in Langnau zu halten. Von Visp konnte der ambitionierte potentielle FBI- Cop und Zauberlehrling John Fust, ein absoluter Kenner des Schweizer Eishockeys und des Emmentals, als neuer Trainer verpflichtet werden. Ein wahrer Glücksgriff, wie sich jetzt herausstellt.

John Fust gelingt, was nur die wenigsten für möglich gehalten hätten: Er verwandelt «hölzernes Talent» in Benzin und mischt mit diszipliniertem und kämpferischem Eishockey die Liga auf. Die Verteidigung, in den letzten Jahren die Achillessehne der «löchrigen» Tigers, konnte stabilisiert werden, was das von Servette ausgeliehene Goaliejuwel Benjamin Conz mit sensationellen Leistungen verdankt.

Die Mannschaft spielt ein einfaches sachliches Eishockey, das vom System her durchaus mit dem des SCB verglichen werden kann. Man arbeitet Eishockey, spielt unspektakulär, erhält aber im Gegensatz zu den Jahren unter Christian Weber weniger Tore, als man schiesst.

Gewiss, man soll den Winter nicht vor dem ersten Schnee rühmen und die Tigers sind, besonders wirtschaftlich, noch lange nicht über den Berg.

Es ist gut möglich, dass dem limitierten Kader irgend einmal das Benzin ausgeht und es dann Niederlagen hagelt. Noch darf man also erst von einer möglichen erstmaligen Playoffteilnahme träumen, aber keinesfalls mit ihr rechnen. Man muss sich bewusst sein, dass es einer mittleren Sensation gleichkäme, wenn man mit diesem Kader vier andere Teams hinter sich lassen könnte. Die Tigers und deren Anhänger scheinen mir aber resistent zu sein, vor einem möglichen und wohl fatalen Abheben. Die Leute im Emmental sind es sich gewohnt, dass von nichts nichts kommen kann und dass Erfolge nur mit harter und stetiger Arbeit und dem nötigen Quäntchen Glück zu erreichen ist.

Nach wie vor plagt zudem ein strukturelles Defizit von gegen einer Million Franken, für das aber «der fleissige Jakob» mit letztem Hemd und Unterhosen geradezustehen bereit ist.

Das schafft Ruhe im Blätterwald, was im Hinblick des Projektes «Sanierung des Ilfisstadions,» für das noch einmal gegen 15 Millionen Franken generiert werden müssen, unerlässlich ist. Ohne das Vertrauen der lokalen Politik und Wirtschaft dürfte dieser Umbau, von dem man sich bei den Tigers künftig Mehreinnahmen von gegen 1. Million erhofft, nämlich nicht zu realisieren sein.

Genau diese Million dürften die Tigers aber brauchen, um mittelfristig in der obersten Spielklasse bestehen zu können.

Dass der Umbau nur mit Hilfe von Steuermillionen der Gemeinde realisierbar ist, dürfte klar sein. Die Bürger von Langnau, die anderen lokalen Vereine und die Wirtschaft müssen also noch einmal geschlossen hinter dem Projekt «NL A Eishockeys im Emmental» stehen.

So gesehen war der Einstieg Peter Jakobs und seiner Crew mehr als mutig. Gelingt es nämlich nicht, die Tigers in den nächsten drei Jahren mit dem geplanten Stadionumbau und neuen Geldgebern auf gesunde Beine zu stellen, dürfte Jakob als Totengräber der SCL Tigers in die Geschichte eingehen.

Den Mutigen gehört die Welt! Und wem, ausser dem «fleissigen Jakob» sollte es gelingen, die Leute noch einmal davon zu überzeugen, sich uneigennützig hinter die Tigers zu stellen?

Mir bleibt nur, Peter Jakob, Ruedi Zesiger und der ganzen Tigers- Crew alles Gute zu wünschen. Denn ohne Clubs wie die SCL Tigers wäre unsere Liga arm und es bestünde die Gefahr, dass unser Eishockey dereinst nur noch aus seelenlosen Retortenclubs mit reichen Mäzenen bestehen würde.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen