Duc's Blog

Eishockey ist in vielerlei Hinsicht eine attraktive Sportart. Nicht nur das Geschehen auf dem Eis, sondern auch das Umfeld, die Berichterstattung der Medien, die Fans, die Stimmung in den Stadien und die Problematik der Sicherheit rund um die Spiele sorgen für jede Menge Gesprächsstoff.

Ich schreibe in meinem Blog vorwiegend über den Schlittschuh Club Bern.

Daneben greife ich gerne auch Themen wie Verbandspolitik und das Schiedsrichter- und Verbandsgerichtswesen auf. Ebenfalls am Herzen liegen mir gesellschaftspolitische Aspekte, welche sich bei der Sicherheitsproblematik in und um die Stadien in zuweilen wenig erfreulicher Art und Weise manifestieren.

Sonntag, 24. Oktober 2010

Von der Magie des Vollmondes im Spiel Langnau - Lugano

Es wird wohl Zufall sein, dass sich Langnaus «Zauberlehrling» John Fust ausgerechnet diese wunderbare Vollmondnacht für die 9:1 Deklassierung des ehemaligen «Grande Lugano» ausgesucht hat. Trotzdem war die Magie des Vollmondes auch in der hölzernen Spielstätte des vermeintlichen Abstiegskandidaten und jetzigen Teams der Stunde, den SCL Tigers, präsent.

Die Stimmung in der Ilfishalle war vor dem Anpfiff dieses denkwürdigen Spiels seltsam ruhig. Fast wie früher, als die Tigers als Kanonenfutter der Liga, einem Spiel gegen das übermächtige «Grande Lugano» entgegen zitterten. Dass die Ausgangslage jetzt eine völlig andere ist, die Tigers lagen vor der Partie im gesicherten Mittelfeld, während dem sich die Südtessiner mit acht Punkten Rückstand im akuten Strichkampf befinden, konnte man zu diesem Zeitpunkt aufgrund der Stimmung noch nicht erkennen.

Es war wohl nur die erfrischende Bescheidenheit der Emmentaler, welche das Publikum bewog, der Sache trotz allem nicht recht zu trauen, oder dies jedenfalls nicht zu früh zu zeigen. Dass Bescheidenheit aber nicht mit sportlicher Genügsamkeit zu verwechseln ist, sollte die Mannschaft auf dem Eis an diesem magischen Abend noch eindrücklich beweisen.

Es waren nämlich die Tigers, welche den behäbigen Gegner von Beginn weg unter Druck zu setzen versuchten und der Erfolg liess nicht lange auf sich warten. Es dauerte nämlich nur bis zur neunten Spielminute, bis Daniel Steiner einen wunderschönen Pass von Curtis Murphy zum 1:0 ins Netz hämmern konnte. Nur gut zwei Minuten später versetzte Claudio Moggi Luganos Achillessehne David Aebischer zum 2:0. Doch damit noch nicht genug: Die entfesselten Tigers konnten das Score nämlich noch vor dem ersten Seitenwechsel durch Pascal Pelletier auf 3:0 erhöhen.

Die geschockten Luganesi, deren Fans sich die Zeit fortan mit Volleyballspielen, Abseilen ihrer Trommeln mittels Fahnenstangen und zeitweiligem Sitzstreik um die Ohren schlugen, waren zu keiner Reaktion mehr fähig und wurden von den Tigers in der Folge regelrecht vorgeführt und in ihre Einzelteile zerlegt.

Die anfänglich zurückhaltende Stimmung wandelte sich jetzt zu einem wahren Volksfest mit Standing Ovation und La Ola Welle. Fast hätte man sich an einem entscheidenden Playoff Finalspiel, kurz vor dem Gewinn der Meisterschaft wähnen können. Da Retro- und Volkstümlich heute wieder sexy ist, liessen sich selbst die mitgereisten Luganesi auf der Stehrampe vom volkstümlichen Torsound der Langnauer erheitern und zeigten sich in der Folge als faire Verlierer.

Wo soll das alles noch hinführen, bin ich als Meisterfan geneigt zu denken. Schliesslich bin ich es gewöhnt, mich von den Spitzenreitern der neulich im Blick publizierten Lohnliste der Top- Stars unserer Liga «bezaubern» zu lassen. Gestern trugen die Zauberer aber Namen wie Lukas Haas, der Tod Elik des armen Mannes, wie er in Langnauer Fankreisen respektvoll genannt wird.

Aber eigentlich wird man diesen SCL Tigers nicht gerecht, wenn man sie auf einzelne Namen reduziert. Ob jetzt die Aldi- Transfers aus der NL B Wühlkiste, oder die sogenannt arrivierten Spieler wie Daniel Steiner oder die Moggi- Zwillinge auf dem Eis standen, war für den neutralen Beobachter nämlich nur schwierig auszumachen. Der Star war, wie bei erfolgreichen Mannschaften üblich, das Team.

Meine Situation als Meisterfan war natürlich nicht ganz einfach, machten sich die euphorisierten Langnauer doch einen Spass daraus, mir dauernd die aktualisierte Tabelle unter die Nase halten zu wollen. Dabei war es mir doch nicht entgangen, dass die Tigers den Anschluss an die Spitze geschafft haben und sich nur noch einen Punkt hinter dem arroganten Meister aus der Bundeshauptstadt und lediglich fünf Punkte hinter dem zweiten Tabellenplatz befinden.

Man kann sich jetzt also mit dem vermeintlich schwächsten Kader nach vorne orientieren.

Selbstverständlich kann das aber einen freien Radikalen und Eishockeyfeinschmecker wie mich nicht aus der Ruhe bringen, war ich doch selber entzückt ab der schnörkellosen und bis zum Schluss disziplinierten Leistung der starken Tigers. Schade, hat der wohl bald arbeitslose Philippe Bozon seinen «Starhüter» David Aebischer bereits in der 22. Minute auf die Bank beordert. Andernfalls hätte es nämlich wohl noch einige Tore mehr zu bejubeln gegeben.

Man soll den Tag nicht vor dem Abend rühmen, sagt man so schön. Aber wenn die Tigers auf dieser Welle weiterreiten, steht der erstmaligen Playoffqualifikation dieses Jahr nichts im Wege.

Und meinen Berner Fankollegen möchte ich ans Herz legen, sich in der Agenda den 21. November 2010 rot anzustreichen. Der 21. November?

Am 21. November 2010, um 1545 ist Derby in Langnau. Das Erste seit langem.

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