Duc's Blog

Eishockey ist in vielerlei Hinsicht eine attraktive Sportart. Nicht nur das Geschehen auf dem Eis, sondern auch das Umfeld, die Berichterstattung der Medien, die Fans, die Stimmung in den Stadien und die Problematik der Sicherheit rund um die Spiele sorgen für jede Menge Gesprächsstoff.

Ich schreibe in meinem Blog vorwiegend über den Schlittschuh Club Bern.

Daneben greife ich gerne auch Themen wie Verbandspolitik und das Schiedsrichter- und Verbandsgerichtswesen auf. Ebenfalls am Herzen liegen mir gesellschaftspolitische Aspekte, welche sich bei der Sicherheitsproblematik in und um die Stadien in zuweilen wenig erfreulicher Art und Weise manifestieren.

Montag, 4. Oktober 2010

Von Viagra, Valium und drohendem Mittelmass

Nachdem ein Fünftel der Qualifikation 10/11 gespielt wurde, bewegt sich der SCB zurzeit sowohl spielerisch, als auch Punktemässig, im biederen Mittelfeld der Tabelle.

Mit dem aktuellen Gerüst der Mannschaft konnte man jeweils die Qualifikationen der vergangenen Spielzeiten dominieren und dreimal das Finale erreichen. Nach den zwei Titelgewinnen 2004 und 2010 könnte der Zenit jetzt aber definitiv überschritten zu sein.

Die Leistungsträger des SCB sind allesamt dreissig oder älter und haben bereits mehrere Titel in ihrem Palmarès. Schlechte Voraussetzungen also, um Dreck zu fressen und heroisch zu kämpfen, wenn es hart auf hart geht. Lieber probiert man, die Spiele wie gegen Biel und Langnau mit dosiertem Zweckhockey und ohne Risiko für blaue Flecken zu bestreiten. Der limitierte Gegner wird dann schon Fehler machen und sein Spiel nicht durchziehen können, scheinen die Spieler zu denken.

Dass aber gerade für solche Gegner jede Minute, in der das Spiel resultatmässig ausgeglichen bleibt, dieselbe Wirkung hat, wie ein Viagra für einen Greisen in der dritten Pubertät, wird dabei nur zu gerne vergessen.

Diese Art der Selbstüberschätzung geht gar soweit, dass die sportliche Leitung sich von soliden, aber bieder durchschnittlichen Ausländerleistungen derart blenden lässt, dass man den besten Skorer und fleissigsten Arbeiter mit ausländischem Pass ausmustern will, weil er charakterlich nicht ins Team passe.

Vermutlich geht es aber eher darum, dass der kleine Blonde die Chemie im Team stört, weil er beim Einlaufen den grössten Applaus des Publikums erntet, was letztendlich Neid und Missgunst in die Kabine bringt.

Mir kommt der SCB zurzeit fast vor, wie der ZSC seit seinem letzten Titel. Dort ziehen jetzt Bärtschi und Ziegler die Kreise, während sich Ryan Gardner bei uns versuchen darf. Letztendlich wohl ein spielerisches Nullsummenspiel mit beträchtlichen Auswirkungen auf die Lohnkosten der beiden Teams.

Die Zeit, in der sich das Grün in den Bäumen in zartes Gold verwandelt, ist gleichzeitig die Zeit, in der sich entscheiden wird, ob wir die Saison im biederen Mittelfeld bestreiten werden, oder ob es Larry noch einmal gelingt, das Team an seine Leistungsgrenze zu pushen. Die konsequente Anwendung des Leistungsprinzips, ohne Rücksicht auf vergangene Grosstaten, wäre ein möglicher Weg, dieses Ziel zu erreichen. Leider scheint es aber so, wie wenn man beim SCB eine eigene Definition für eben dieses Leitungsprinzip anwenden würde.

Der grösste Fehler wäre es, jetzt bereits wieder Verträge von möglicherweise verblassenden Sternen zu verlängern. Bevor dieses alte Gerüst nicht bewiesen hat, dass es in der Lage ist, die Mannschaft auch in der schwierigen Saison nach dem Titelgewinn in den Bereich der Tabellenspitze zu führen, sollte man mit dieser hohen Lohnsumme an Optionen zur Verjüngung der Mannschaft auf den Schlüsselpositionen arbeiten.

Noch ist es zu früh, um den Stab über Spassspieler wie Ryan Gardner oder Valium- Ausländer wie Brett McLean zu brechen. Aber es gibt mir schon etwas zu denken, wenn man zum Beispiel einen Christian Dubé, in den letzten Jahren stets unser heissestes Eisen im Feuer, mit dem Feldstecher auf dem Eis suchen muss, oder wenn man sieht, wie sich ein Martin Plüss von einem dominierenden Führungsspieler zu mehrbesserem Durchschnitt zu wandeln droht.

Wie gesagt: Der SCB hat noch Zeit, bis die goldenen Blätter fallen, um den äusserst zwiespältigen Eindruck, den die Mannschaft zurzeit vermittelt, zu korrigieren. Einstellung zeigen, der unbedingte Wille, dem Gegner sein Spiel aufzuzwingen und keine falsche Selbstüberschätzung, muss die Devise sein, für die kommenden Spiele.

Sollte es dem SCB nämlich nicht gelingen, sich in den Top 4 der Liga zu etablieren, muss einiges hinterfragt werden.

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