Duc's Blog

Eishockey ist in vielerlei Hinsicht eine attraktive Sportart. Nicht nur das Geschehen auf dem Eis, sondern auch das Umfeld, die Berichterstattung der Medien, die Fans, die Stimmung in den Stadien und die Problematik der Sicherheit rund um die Spiele sorgen für jede Menge Gesprächsstoff.

Ich schreibe in meinem Blog vorwiegend über den Schlittschuh Club Bern.

Daneben greife ich gerne auch Themen wie Verbandspolitik und das Schiedsrichter- und Verbandsgerichtswesen auf. Ebenfalls am Herzen liegen mir gesellschaftspolitische Aspekte, welche sich bei der Sicherheitsproblematik in und um die Stadien in zuweilen wenig erfreulicher Art und Weise manifestieren.

Sonntag, 18. September 2011

Von Knorzen, Krampfen und Göttin Fortuna

Das Zähringerderby mit 3:2 nach Penalty gewonnen. Trotzdem wäre Schönsaufen angesagt gewesen. Leider laboriere ich aber an einem saisonalen Mistinfekt und musste daher zugunsten schmerzstillender Substanzen auf Gerstensaft verzichten. Aber letztes Jahr war schlimmer und zumindest statistisch war diese Woche mit fünf Punkten durchaus erfolgreich

Der 8er sei, zumindest wenn man die Statistik richtig lese, auch besser als man als blosser Betrachter meinen könnte, habe ich neulich in einer Persilschein-Interpretation gelesen. Und warum sollte, was für Kwiatkowski gilt, nicht auch für den SCB gelten?

Nein, keine Schönfärberei, schliesslich agierte man über weite Strecken des Spiels derart konfus, dass ich nach dem ersten Drittel von «engagierter Unbeholfenheit» und nach dem zweiten von «zerfahren und auf Zufall beruhend» sprach. Dass das auf Zufall beruhende letztendlich zum Anschlusstreffer führte, mag seltsam erscheinen, zeigt aber, dass im Sport immer alles möglich ist und dass es sich deshalb immer lohnt, zu kämpfen.

Die ersten Emotionen kamen bei mir im ersten Powerplay des ersten Drittels auf, als ich mich an den unmotivierten Mistpässen eines unserer Topverteidiger ärgerte und mir der Begriff des Paul-André Boutilier des dritten Jahrtausends in den Sinn kam. Aber ich weiss: Die derzeitige Verteidigermisere ist nicht unbedingt geeignet, um sich über die Verbliebenen zu entnerven. Blöd genug, dass der 81er ohne Namen auf dem Shirt offensichtlich auch nicht «ligatauglicher» ist, als es unsere eigenen Küken wären.

Ihr merkt schon, mit pseudoobjektivem Matchbericht ist nichts heute. Wer so etwas sucht, sollte entweder die zahlreichen Sonntagszeitungen konsultieren, oder auf 20min schauen gehen, ob der bärtige Rumpelhockeypapst aus dem Emmental etwas zu schreiben weiss. Da Langnau gestern in Extremis noch gewinnen konnte, wird es nämlich nichts aus dem geplanten Totengräbergeschreibsel über den vermeintlich katastrophalen Saisonstart der SCL Tigers.

Gut möglich also, dass er sich die harmlosen Berner mit ihrer neuen Braut Fortuna zur Brust nimmt.

Weiss der Teufel, warum die Hälfte unserer Verteidiger schon an den Krücken oder im Korsett gehen, kaum hat die Saison begonnen. Aber immerhin kann man hoffen, dass sich unser Spiel sich etwas verbessert, wenn die Verletzten dereinst zurückkehren.

Die ersten zehn Minuten des Zähringerderbys waren noch ganz passabel. Aber dann kamen die Fribourger immer besser ins Spiel und konnten noch vor der ersten Pause mit zwei Toren davonziehen. Dass sich ausgerechnet das fünfte Rad an Larrys verschmähtem Wagen als Torschütze für die Fribourger hervortat, hat mich nicht gross überrascht.

In Bern sei das Spielsystem auf die Abwehr fokussiert gewesen, sagte Gamache. «Es war deshalb nicht einfach, in der Offensive Akzente zu setzen. Ich hoffe, mich bei Gottéron besser entfalten zu können.»

Im zweiten Drittel machte ich mir dann etwas Sorgen um den SCB. (13:3 Torschüsse für Gottéron) Die Unbeholfenheit drohte in Ratlosigkeit umzuschlagen und wäre der SCB durch das Tor von Travis Roche nicht wie die Jungfrau zum Kind zum Anschlusstreffer gekommen, hätte man wohl eine saftige Ohrfeige kassiert.

So kehrte wenigstens die Moral zurück und man besann sich im letzten Drittel noch einmal auf die Kampfkraft. Der späte Ausgleich in der 58. Minute im Powerplay zum 2:2 durch Jean-Pierre Vigier war zwar sehr schmeichelhaft, konnten die Saanestädter doch fünf Minuten vor Schluss während über 90 Sekunden in doppelter Überzahl spielen. Aber erkämpfte Punkte sind gute Punkte und einem geschenkten Gaul schaut man bekanntlich nicht ins Maul.

Dass der SCB im Gegensatz zu letztem Samstag gestern das Penaltyschiessen gewann, darf als kleines Zückerchen für die leidgeplagten Fans betrachtet werden, welche sich mehrheitlich wohl schon mit einer weiteren Derbyschmach abgefunden haben.

Ich habe eingangs erwähnt, dass es «besser sei als letztes Jahr.» Damals benutze ich oft das Wörtchen «pomadig,» um die Leistungen des SCB zu umschreiben. Pomadig steht für minimalistisch und langweilig, was einem Hockeymatch grundsätzlich nicht gerecht wird.

Die bisherigen Spiele waren aber keinesfalls pomadig. Eher willig, bemüht aber unbeholfen. Die Basis ist also besser, auch wenn man sagen muss, dass ohne deutliche Steigerung in spielerischer Hinsicht schwere Zeiten auf uns zukommen werden.

Das gilt freilich nicht nur für den SCB. Der Meisterschaftsfavorit aus Kloten hat zum Beispiel gestern gegen die potentielle Ligaschiessbude aus Ambri zuhause verloren. Lugano liess sich in Langnau nach einer vermeintlich sicheren Führung die Butter in den Schlussminuten noch vom Brot nehmen und die Lions aus Zürich agieren trotz Starcoach aus der NHL pomadig wie eh und je.

Positiv am gestrigen Spiel des SCB war, dass man sich trotz enormer spielerischer Mängel zu keinem Zeitpunkt aufgab und bereit war, bis zum Schluss leidenschaftlich zu kämpfen. Die Mannschaft ist also intakt und die Basis ist somit gegeben, dass man sich kontinuierlich sollte steigern können. So gesehen ist es auch nicht nachvollziehbar, warum die Mannschaft gestern nach dem Startdrittel ausgepfiffen wurde. Man kann die spielerischen Mängel durchaus ansprechen, aber Pfiffe für erfolgloses Bemühen scheinen mir unqualifiziert, um nicht zu sagen saublöd!

Hoffen wir, dass sich die Lage in unserem Verteidigerlazarett demnächst bessert. Mit Spielern wie Andreas Hänni und Martin Höhener sollte es möglich sein, auch wieder mal mit Tempo über die blaue Linie vorzustossen und somit dem Angriffsspiel etwas mehr Druck und Überraschungsmoment zu verleihen.

Ich habe letzte Woche geschrieben, dass ein Sieg im Spiel gegen Fribourg unseren Saisonstart von «ansprechend» auf «gut» steigern würde. Da ich aber noch der Generation «unentschieden» angehöre, ist für mich ein Sieg im Penaltyschiessen lediglich ein «Minisieg.»

Somit bleibt der Saisonstart für mich unter Berücksichtigung der guten Punkteausbeute und der Kampfkraft der Mannschaft bei «ansprechend» stehen.

In diesem Sinne wünsche ich uns allen einen wunderschönen Regensonntag und viel Vorfreude auf das nächste Spiel gegen die Luganesi, die uns in den letzten Jahren ganz gut gelegen sind.

Nachtrag: Der 81er ohne Namen auf dem Shirt, die junge Verteidigerleihgabe vom HC Lugano Dominic Schlumpf, soll sich die Hand gebrochen haben, wurde mir soeben gesagt. Sollte das so sein, sorry für die in Frage gestellte Liga- Tauglichkeit.

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