Duc's Blog

Eishockey ist in vielerlei Hinsicht eine attraktive Sportart. Nicht nur das Geschehen auf dem Eis, sondern auch das Umfeld, die Berichterstattung der Medien, die Fans, die Stimmung in den Stadien und die Problematik der Sicherheit rund um die Spiele sorgen für jede Menge Gesprächsstoff.

Ich schreibe in meinem Blog vorwiegend über den Schlittschuh Club Bern.

Daneben greife ich gerne auch Themen wie Verbandspolitik und das Schiedsrichter- und Verbandsgerichtswesen auf. Ebenfalls am Herzen liegen mir gesellschaftspolitische Aspekte, welche sich bei der Sicherheitsproblematik in und um die Stadien in zuweilen wenig erfreulicher Art und Weise manifestieren.

Mittwoch, 21. September 2011

Von Teamplayern, Perlen und dem Finnengen

Um fehlende Feuerkraft kann es nach diesem wunderbaren 3:4 Auswärtssieg in Lugano und vor dem schweren Heimspiel gegen die Kloten Flyers dieses Mal nicht gehen. Vielmehr aber um Perlen, mannschaftsdienliche Routiniers und um eine Spielart, welche Freude bereitet und zu Hoffnung Anlass gibt

Kompakt, spritzig und schnell wie schon lange nicht mehr. Der SCB strotzte geradezu vor Spielfreude und zeigte jugendliches Powerhockey, wie ich es in der Pomadenzeit schmerzlich vermisst habe.

In Lugano versuchte man von Beginn weg, die Partie mit viel Speed in die Hände zu nehmen und die alten Herren der Bianconeri nicht ins Spiel kommen zu lassen. Eigentlich geriet der SCB im ersten Drittel nur in Gefahr, als John Fritsche mit einem ungeschickt geführten Zweikampf in der offensiven Zone eine Strafe produzierte und als es Marco Bührer mit dem «Blüemele» hinter dem Tor wieder einmal etwas übertrieben hatte.

Aber nichts gegen Bührers Blüemele. Wenn ich an die Herzinfarktausflüge der Hallendachlegende mit der Nummer 31 denke, ist Marco Bührer in dieser Disziplin nämlich lediglich ein braver Chorknabe. Blüemele führt zwar dann und wann zu einem blöden Gegentor, auf Dauer betrachtet ist aber ein mitspielender Torhüter eine grosse Hilfe für seine Mitspieler.

Als dann Joel Vermin in der 14. Minute mit viel Tempo über die blaue Linie spurtete, an der Bande gleich zwei Lugano Verteidiger veräppelte und die Scheibe via Martin Höhener zu Pascal Berger gelangte, folgte das SCB Tor der bisherigen Saison. Berger drückte aus der Drehung ab und hämmerte den Puck im Stile eines schwedischen Scharfschützen über die rechte Schulter von Benjamin Conz zum 0:1 unter die Latte. Eine in Entstehung und Abschluss wahrlich bombastische Kiste.

Es steht Pascal Berger übrigens gut, das gelbe Topscorer Shirt. Eigentlich fehlen nur noch die gelben Schnürsenkel des Fribourgers mit dem Schwartenriss.

Zu Beginn des zweiten Drittels schien man sich der Sache etwas gar sicher zu sein. Zwei kleine Stellungsfehler und eine Strafe führten zu zwei Gegentoren, die so nicht hätten fallen müssen. Die vermeintliche Wende vermochte aber den SCB nicht zu beirren, im Gegenteil. In der 30. Minute, nur knapp drei Minuten nach dem Führungstor der Luganesi, glich Joel Kwiatkowski das Spiel mit einem satten Schuss nämlich bereits wieder aus.

In der 34. Minute war es dann wieder Joel Vermin, der den aufrückenden Kwiatkowski mustergültig zum 2:3 bediente. Bravo Joel Kwiatkowski, für die zwei herrlichen und wichtigen Tore. Hoffentlich helfen ihm die positiven Emotionen, um endlich in Bern anzukommen. Man stelle sich vor: Kwiatkowski spielt ab jetzt das Niveau, das er eigentlich drauf hätte.

Der SCB spielte im zweiten Drittel zuweilen etwas übermütig. «Wir spielten für meinen Geschmack viel zu passiv,» wird Larry Huras nach dem Spiel zu dieser Phase sagen. Ich würde es nicht einmal Passivität nennen, eher eine gewisse Sorglosigkeit, wobei man nicht verschweigen sollte, dass sich Lugano im zweiten Drittel erheblich zu steigern wusste. Nichtsdestotrotz gefällt mir aber dieser spritzige und stürmische SCB. Besonders nach dem Altherrenhockey der letzten Saison geradezu eine Wohltat für mein gebeuteltes Hockeyherz.

Im letzten Drittel knüpfte der SCB dann wieder an der Leistung des ersten Drittels an. Man verzichtete auf den Verwaltermodus und machte sich im Gegenteil auf, die Tessiner erneut unter Druck zu setzen. In der 48. Minute waren es erneut die Perlen, welche zum letzten Streich des Abends ansetzten: Berger auf Vermin zu Ritchie und es stand 2:4.

Ich verzichte darauf, noch einmal auf das Thema Feuerkraft und auf die Schatullen des Tafelsilbers zurückzukommen. Je zwei Skorerpunkte für Pascal Berger und den überragend aufspielenden Joel Vermin sagen genug. Da muss der Byron Ritchie schon fast aufpassen, dass er tempomässig mitkommt.

Nicht dass ich langweilen möchte, aber es muss einfach noch einmal gesagt sein: Gestern war Dubé, morgen ist Vermin.

Joel Vermin, Jahrgang 1992, ist genau einer dieser hochbegabten Spieler mit Zauberaugen, welche zusammen mit einem abschlussstarken Linienparnter Tore am Laufmeter produzieren können. Bitte verlängern! Drei Jahre, mindestens.

Auch der bereits arrivierte 22 jährige Pascal Berger, welcher bereits im entscheidenden Finalspiel beim Titel 2010 zu den Torschützen gehörte und sich letzte Saison trotz Verletzungspech durchzusetzen vermochte, dürfte eine rosige Zukunft vor sich haben. Er knüpft nahtlos an seine feinen Leistungen der letzten Saison an und seine besten Jahre werden erst noch kommen. Freude herrscht und bitte ebenfalls anbinden!

Martin Plüss und Ivo Rüthemann vermochten zwar bisher noch nicht mit offensiven Kabinettstückchen zu brillieren. Aber sie führen und stabilisieren die Mannschaft und leisten somit jenen Part, den man von Routiniers in einer aufgrund von Verletzungssorgen nicht einfachen Phase erwartet.

Den Kritikern von Ryan Gardner möchte ich ans Herz legen, sich einmal auf seine defensive Arbeit zu konzentrieren. Selbstlos und souverän, ein wahrer Teamplayer würde ich meinen.

Dass man nach dem vermeintlich vorentscheidenden 2:4 im letzten Drittel etwas die Orientierung verlor und sogar noch einen Shorthander kassierte, vermag die gute Teamleistung nicht zu trüben. Selbst wenn die Luganer noch ausgeglichen hätten, könnte man von einem geglückten und hoffnungsvollen Auftritt sprechen.

Joel Kwiatkowskis Strafe wegen Spielverzögerung in der Schlussphase, als die Bianconeri noch einmal alles in den Angriff warfen, ist ihm für einmal zu verzeihen. Wer sich die Szene am TV noch einmal genau ansieht, wird erkennen, dass Marco Bührer in einer brandheissen Situation kurz die Balance verlor, worauf Joel auf durchaus schlaue Art das Tor verschob. Der hervorragende Schiedsrichter Marco Prugger liess sich aber nicht übertölpeln.

Ich bin wohl etwas überschwänglich, ich weiss. Das gestrige Spiel bot aber über weite Strecken genau die Art Eishockey, wie ich sie vom SCB so gerne mehr sehen möchte. Ausserdem macht es grosse Freude, wenn die Solisten im Orchester dem eigenen Nachwuchs entstammen.

Eine erste Linie mit einem Wunschausländer, der zusammen mit zwei Jungperlen aus dem eigenen Nachwuchs eine wahre Hammerlinie bildet. Wann hat man das beim SCB zum letzten Mal gesehen? Sechs Skorerpunkte dieses Trios gegen ein gutes Lugano mit einem fehlerfreien Benjamin Conz und Pascal Berger im Shirt des Topscorers sprechen eine deutliche Sprache. Oder die engagierte und frische Spielart. In den ersten Spielen zwar nur ansatzweise erkennbar, dafür wurde aber das Glück jeweils mit Kampf erzwungen.

Die Spielart des SCB gegen Lugano erinnert mich an die Finnen. Ob dieses «Finnengen» mit dem neuen Assistenzcoach Antii Törmänen zusammenhängt, oder ob es sich bei diesem Eindruck lediglich um ein Hirngespinst meinerseits handelt, spielt dabei keine Rolle. Schliesslich vertrete ich hier ja auch mehrheitlich meine Hirngespinste.

Hoffentlich gelingt es dem SCB am Freitag, die nervöse Heimblockade abzulegen und gegen die starken Flyers eine ähnliche Leistung wie am Dienstag abzurufen. Wir könnten dann einen packenden und interessanten Match verfolgen, den man auch verlieren dürfte, ohne dass man deswegen die Köpfe hängen lassen müsste.

Hoffentlich unterlässt man zukünftig die Pfeiferei, wie im Heimspiel gegen Fribourg. Zumindest wenn die Mannschaft sich bemüht. Wie Sven Leuenberger in diesem Zusammenhang von «grosser Klasse» von Seiten des Publikums sprechen kann, ist mir schleierhaft. Das war trotz Choreo Bocksmist im Quadrat. Völlig unnötig und kontraproduktiv. Weiter hoffe ich, dass auf den Monitoren im Stadion wieder das Spiel, nicht bloss das SCB Logo übertragen wird. Ansonsten kann man sie nämlich im Sinne des sorgsamen Umgangs mit den Ressourcen getrost abschalten Es würde aber mehr gefressen und gesoffen, wenn die Leute dem Spiel beim Verzehr folgen könnten.

Desweiteren sollte man sich einmal überlegen, ob dä huere Soulärme bei jedem Spielunterbruch tatsächlich nötig ist. Es tönt nicht gut, es nervt und die Stimmung wird deswegen kein Deut besser.

In diesem Sinne freue ich mich auf den Freitag. Den Weg vom Dienstag weitergehen, dann bin ich unabhängig vom Resultat zumindest verhalten zufrieden.

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