Duc's Blog

Eishockey ist in vielerlei Hinsicht eine attraktive Sportart. Nicht nur das Geschehen auf dem Eis, sondern auch das Umfeld, die Berichterstattung der Medien, die Fans, die Stimmung in den Stadien und die Problematik der Sicherheit rund um die Spiele sorgen für jede Menge Gesprächsstoff.

Ich schreibe in meinem Blog vorwiegend über den Schlittschuh Club Bern.

Daneben greife ich gerne auch Themen wie Verbandspolitik und das Schiedsrichter- und Verbandsgerichtswesen auf. Ebenfalls am Herzen liegen mir gesellschaftspolitische Aspekte, welche sich bei der Sicherheitsproblematik in und um die Stadien in zuweilen wenig erfreulicher Art und Weise manifestieren.

Montag, 12. September 2011

Von Vollmondgeplänkel und Medienkonsum

Wie viele andere Hockeyfans sicher auch, habe ich am heutigen Tag jede noch so kleinen Pause genutzt, um die verschiedensten Medien zu konsultieren und  damit den Saisonstart des vergangenen Wochenendes, gewissermassen durch andere Augen, noch einmal zu rekapitulieren

Interessanter als die Tageszeitungen mit ihren standardisierten 0815 Berichten sind zu diesem Zwecke jeweils die diversen Foren, welche gewöhnlich die Eindrücke der“ Kunden“ des Produktes Eishockey am anschaulichsten wiedergeben.

Herzig und unterhaltsam sind in diesem Zusammenhang die Bieler. Dass sich diese nach einem Minisieg auf dem Berner Spätsommer-Holpereis (es hat natürlich bei Beiden geholpert...) jetzt gebärden, als hätten sie soeben den Sieger des Stanley Cup vom Eis gefegt, macht einem als SCBler schon fast stolz.

Ich habe in diesem Zusammenhang gar vernommen, dass sich durch die grassierende Euphorie in der grauen Stadt die wirtschaftliche und soziale Misere etwas gebessert habe. So sollen sich heute vor den Bieler Tatoostudios regelrechte Tumulte abgespielt haben, weil sich die aufgewühlte Meute den Teletext von Samstagabend tätowieren lassen wollte. Es soll sogar solche gegeben haben, die sich das Sujet auf Körperteile stechen lassen wollten, deren nähere Beschreibung den Rahmen meines Blogs sprengen würde. Allerdings sollen gerade diese ausdrücklich verlangt haben, dass die Anzahl der gespielten Partien auf den Tattoos wegzulassen seien. Sache gits…

Item

Auch beim SCB habe ich etwas mitgelesen. Der schwache Kwiatkowski, so scheint es mir zumindest, darf keinesfalls kritisiert werden. Würde ein siebzehnjähriger Nachwuchsspieler zweimal in Folge so schwach spielen, wie der bedauernswert schwache Kanadische Verteidiger, würde man ihm wohl die NLA Tauglichkeit absprechen. Aber der teure Kwiatkowski darf keinesfalls kritisiert werden.

Stattdessen scheint in gewissen Ohren immer noch die Mär vom „besten SCB Verteidiger seit Januar 2011“ nachzuhallen. Dass der gute Kwiatkowski aber mit zuverlässiger Regelmässigkeit bereits kurz nach Spielbeginn wegen unerklärlichen Unzulänglichkeiten zur Notbremse greifen muss und dem Team damit einen guten Auftakt in die Partie erschwert, kann schwerlich wegdiskutiert werden. Auch nicht seine zu hohe Fehlerquote, dass er generell zu unnötigen Strafen neigt, oder dass er in der Offensive zu wenig bringt, um seine defensiven Unsicherheiten zu kompensieren. Ich habe gehofft, wir würden diese Saison einen anderen Kwiatkowski sehen. Die schwachen Leistungen in den beiden Startspielen lassen mich aber böses befürchten.

Trotzdem kann ich aber den Entscheid der GL zähneknirschend akzeptieren, dass man nicht bereit war, für seine Abschiebung sechsstellige Beträge zu verbraten, die letztendlich nur den Handlungsspielraum für künftige Transfers einschränken würden. Man wird in den Playoffs wohl nicht auf einen zweiten ausländischen Verteidiger verzichten können. Daher wird man die Kröte Kwiatkowski wohl oder übel schlucken müssen. Einen fünften Ausländer, ein Stürmer mit Skorerqualitäten wohl, kann man im Spätherbst oder Winter immer noch verpflichten. Vielleicht sogar einen Guten bis Ende Saison. Zu zahlbaren Konditionen, weil er es nächstes Jahr noch einmal in der NHL versuchen möchte und ihm die Lebensbedingungen im Osten nicht zusagen.

Zu glauben, der SCB wäre mit einem fünften Ausländer zum jetzigen Zeitpunkt als Team besser, ist ein Trugschluss. Man hat auch mit dem aktuellen Personal durchaus genügend Potential, um den Anschluss an die Spitze zu halten und erfrischendes Hockey zu zeigen. Eine gut funktionierende Mannschaft später mit einem zusätzlichen, geeigneten Söldner zu ergänzen, dürfte hingegen kein Problem sein. In diesem Sinne ist keine Hektik angesagt, höchstens ein genaues Beobachten des Marktes.

Dass aber im Angriff noch Potential erforderlich ist, scheint mir klar zu sein. In diesem Sinne darf man ziemlich sicher sein, dass in dieser Hinsicht noch etwas gehen wird.

Interessant, um zu meinen Medienbetrachtungen zurückzukommen, waren auch die verschiedenen Meinungen zu den Checks gegen Martin Höhener und Christian Dubé. Nachdem die Liga seinerzeit ankündige, Attacken gegen den Kopf zum Schutz der Spieler künftig konsequent bestrafen zu wollen, wurde Jean Heins, welcher den damalige SCB Junioren Roman Josi  mit einem Check gegen den Kopf derart verletzte, dass dieser wochenlang ausfiel, vom Einzelrichter freigesprochen.

Ich habe seinerzeit darauf hingewiesen, dass wenn man dieses Urteil mit der dazugehörenden Begründung Reto Steinmanns als Präjudiz betrachten wollte, künftig in der Schweiz in dieser Hinsicht beinahe alles erlaubt sein müsste. Die IIHF Regel 540 (Check gegen den Kopf und Nackenbereich)wurde mit diesem Urteil damals geradezu mit Füssen getreten.

In diesem Sinne ist die Matchstrafe gegen Josh Holden mit sofortiger Wirkung aufzuheben, das eröffnete Verfahren zu sistieren und Holden die Spielberechtigung ab sofort wieder zu erteilen.

Schliesslich ist der an sich erfahrene, aber in dieser Situation komplett von der Rolle gewesene Dubé absolut selber schuld. Nicht nur weil er im Slot einen Pass spielen wollte, sondern weil er dort überhaupt die Scheibe hatte, Holden nicht sah, den Pass schon lange hätte spielen sollen, den Kopf zu tief hielt und weil Holden in Gottes Namen einfach ein harter Hund ist. Schliesslich mögen wir doch alle die kernigen Checks und das geflossene Blut hat mit Bestimmtheit dazu beigetragen, das Spiel noch hochstehender und damit interessanter zu machen.

Ich bin wohl etwas mühsam, an diesem an sich wunderbaren Spätsommerabend am Thunersee. Der Vollmond ist gerade aufgegangen über dem Niederhorn und das prächtige Dreigestirn thront in letztem Abendrot über dem vom Schein des Trabanten bereits golden leuchtenden Wassers. Einfach traumhaft wenn man bedenkt, dass andere dieses Plätzchen gelegentlich im Urlaub besuchen und danach ein Leben lang davon schwärmen. Lebensqualität pur, würde ich meinen.

Bleibt die Frage, ob der SCB morgen in Zürich bestehen kann. Meine Hoffnungen sind die gleichen wie vor den Startpartien: Auswärts nicht verlieren und das Spiel am Wochenende zuhause gegen Gottéron gewinnen. 4 Punkte und Duc wäre wohl hochzufrieden.

Ausser es wäre mehr drin gelegen. Aber trotz Vollmond scheint es mir etwas gar vermessen, dieses Szenario schon jetzt in Betracht zu ziehen.

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