Duc's Blog

Eishockey ist in vielerlei Hinsicht eine attraktive Sportart. Nicht nur das Geschehen auf dem Eis, sondern auch das Umfeld, die Berichterstattung der Medien, die Fans, die Stimmung in den Stadien und die Problematik der Sicherheit rund um die Spiele sorgen für jede Menge Gesprächsstoff.

Ich schreibe in meinem Blog vorwiegend über den Schlittschuh Club Bern.

Daneben greife ich gerne auch Themen wie Verbandspolitik und das Schiedsrichter- und Verbandsgerichtswesen auf. Ebenfalls am Herzen liegen mir gesellschaftspolitische Aspekte, welche sich bei der Sicherheitsproblematik in und um die Stadien in zuweilen wenig erfreulicher Art und Weise manifestieren.

Montag, 13. Dezember 2010

Die SCL Tigers auf dem Trip der Glückseligkeit

Neulich, es war am 5. Dezember 2010, habe ich im Zusammenhang mit den SCL Tigers von «der Schnörkellosigkeit eines Spitzenteams» geschrieben. Jetzt, da die erstmalige Playoffqualifikation nur noch Formsache zu sein scheint, tue ich es wieder.

Selbst Klaus Zaugg benutzt mittlerweilen in seinem neusten «Time Out» auf 20min.ch ähnliche Wörter: «Die Tigers sind inzwischen so selbstsicher geworden, dass sie den Puck für sich arbeiten lassen und durch schnelle Passfolgen das Spiel beschleunigen wie eine Spitzenmannschaft.»

Weiter setzte der Hockeypapst das Spiel der Tigers in den Zusammenhang mit Albert Hofmanns Synthese, aus welcher er 1938 ursprünglich ein Kreislaufstimulans herstellen wollte, stattdessen aber ein Psychostimulans entdeckte, das als Wunderdroge LSD in die Geschichte eingehen sollte.

«Alle Anstrengungen meines Willens, den Zerfall der äusseren Welt und die Auflösung meines Ich aufzuhalten, schienen vergeblich. Ein Dämon war in mich eingedrungen und hatte von meinem Körper, von meinen Sinnen und von meiner Seele Besitz ergriffen, » philosophierte Hofmann nach einem unfreiwilligen Selbstversuch mit der bis anhin unbekannten Wundersubstanz.

Schade war es ein Dämon, der in Albert Hofmanns Seele eindrang. Es hätte unter günstigeren Bedingungen nämlich durchaus auch eine pulsierende zarte Fee der Glückseligkeit sein können. Die verschobenen Pforten der Wahrnehmung, die einem das Universum als ein wunderbares Ganzes erscheinen lässt. Eine zarte Wunderfee, die jetzt auch von den Tigers und deren Umfeld Besitz ergriffen zu haben scheint.

Das «hölzerne Talent,» welches den Langnauern spöttisch attestiert wurde, erweist sich nämlich immer mehr als edles Tropenholz. Nicht von einer billigen und morschen Lothar Tannen aus der hinteren Lochbachegg.

Wer auf schwache Darbietungen mit solch gelassener Schnörkellosigkeit reagiert, wie es die Langnauer zuletzt zu tun pflegten und wer in wichtigen Spielen beliebig von abwartender Spielkontrolle auf überfallartige Konterangriffe umstellen kann, braucht sich von niemandem zu fürchten.

Auch die schwierige Situation mit dem Fehlen von Goaliejuwel Conz für vier Spiele dürfte mit dieser Einstellung und mit Hilfe der erwähnten Glücksfee zu bewältigen sein. Gut möglich zwar, dass man den einen oder anderen Punkt abgeben wird, den man mit Benjamin gewonnen hätte. Aber man hat 17 Punkte Vorsprung auf den Playoffstrich und vom prognostizierten Nachlassen, dem Ausgehen der ominösen Luft in Spielen, bei denen es hart auf hart geht, ist bis jetzt nichts zu sehen. Im Gegenteil, es macht eher noch den Anschein, wie wenn die Tigers ihren Stil weiter am verfeinern wären. Man kann also trotz Goaliedilemma einigermassen gelassen in die Zukunft blicken.

Die Ausländer, insbesondere die Stürmer Brooks, Pelletier und Iggulden starteten eher bescheiden in die Saison und wurden ihrer eher mageren Scorerwerte wegen hinter vorgehaltener Hand leise kritisiert. Gerade Brendan Brooks hat aber in der letzten Saison gezeigt, welch guter Scorer er sein könnte und auch Iggulden und Pelletier haben ihr Potential noch nicht ausgeschöpft. In den letzten Spielen haben sich die Ausländer aber gesteigert und schiessen jetzt auch wichtige Tore. Den leistungsmässigen Zenit hat die Mannschaft aber noch nicht erreicht.

Gewiss, die finanziellen Bedingungen im Emmental sind nach wie vor prekär. Nur dank den Drahtseilmillionen des fleissigen VR Präsidenten Peter Jakob können sich die SCL Tigers auf das Kerngeschäft Eishockey konzentrieren. Jakobs Defizitgarantie wegen ist Ruhe eingekehrt an der Ilfis. Die störenden Katastrophenmeldungen im Blätterwald sind verstummt und haben bewundernden Lobeshymnen Platz gemacht.

Lobeshymnen, die es dem sympathischen Verein vom Lande ermöglichen, sich in Ruhe um die Transfers für die nächste Saison und um die Suche nach neuen Geldgebern zu kümmern. Gleichzeitig gilt es, die Planung des Umbaus einer Lotterbude in einen hölzernen Hockeydom an die Hand zu nehmen. Denn nur eine schlau umgebaute Ilfishalle gibt den Tigers die Möglichkeit, etwas sorgloser in die mittlere Zukunft blicken zu können.

Andreas Camenzind geht nach Rapperswil. Dafür soll Thomas Nüssli vom EHC Biel im Gespräch sein. Ich bin zwar kein Fan von Nüssli, aber die Tigers haben bereits so viele verwelkende Talente zu neuem Leben erweckt, dass ihnen das durchaus auch im Fall Nüssli gelingen könnte.

Gut möglich, dass dann Andreas Camenzind in Langnau so schnell vergessen würde, wie der zerbrechliche Sommervogel Fabian Sutter.

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