Duc's Blog

Eishockey ist in vielerlei Hinsicht eine attraktive Sportart. Nicht nur das Geschehen auf dem Eis, sondern auch das Umfeld, die Berichterstattung der Medien, die Fans, die Stimmung in den Stadien und die Problematik der Sicherheit rund um die Spiele sorgen für jede Menge Gesprächsstoff.

Ich schreibe in meinem Blog vorwiegend über den Schlittschuh Club Bern.

Daneben greife ich gerne auch Themen wie Verbandspolitik und das Schiedsrichter- und Verbandsgerichtswesen auf. Ebenfalls am Herzen liegen mir gesellschaftspolitische Aspekte, welche sich bei der Sicherheitsproblematik in und um die Stadien in zuweilen wenig erfreulicher Art und Weise manifestieren.

Samstag, 15. Januar 2011

Die SCL Tigers vor der Playoffqualifikation: Das Dürfen wird zum Müssen

Unter optimalen Bedingungen hätten die SCL Tigers gestern die erstmalige Playoffqualifikation feiern können. Können, denn den dazu erforderlichen Sieg, haben sie wegen fehlender Geduld und Abgeklärtheit verspielt

Gewiss, das Ganze spielt eigentlich überhaupt keine Rolle. Dass die Tigers die Qualifikation für die Playoffs schaffen werden, ist nämlich zumindest so sicher, wie die Erde morgen noch existieren wird. Selbst wenn man die verbleibenden Spiele allesamt noch verlieren würde, würde man die Playoffqualifikation wohl immer noch schaffen.

Trotzdem lassen sich gewisse Schlüsse ziehen, aus dem gestern Geschehenen. Es war angerichtet, die Freinacht eingegeben und bewilligt. Der Anhang war in freudiger Erwartung, dass die Bieler und die Luganesi verlieren würden und dass die Tigers den Tabellennachbarn Fribourg bezwingen und sich damit definitiv für die Playoffs qualifizieren würden.

Gewissermassen das erste Spiel seit dem Wiederaufstieg, in dem die Tigers ohne zu Angsten, also lediglich mit Freude und Leidenschaft, ein grosses Ziel erreichen konnten. Ein Spiel das zeigt, wie es aus psychologischer Hinsicht in den Playoffs zu und hergehen könnte.

Die Zeit der Tiefstapelei dürfte jetzt auch in Langnau vorbei sein. Die Erwartung, jetzt mit der hervorragenden Ausgangslage etwas noch aussergewöhnlicheres zu erreichen, als die plumpe Playoffqualifikation, ist mittlerweilen auch in Langnau spürbar. Es geht um selbstauferlegten Druck.

Gestern konnten die Tigers mit der erstmaligen Playoffqualifikation vor Augen diesem Druck nicht standhalten. Man hat zwar ordentlich, phasenweise gar hervorragend gespielt und hatte nach der bewundernswerten Aufholjagd nach dem 1:3 eigentlich sämtliche guten Karten in der Hand, um dieses Spiel zu gewinnen. Die schnörkellose Schnoddrigkeit aber, die es in den Playoffs brauchen wird, um eine der Topmannschaften zu schlagen, liess man vermissen.

So gab man das Spiel, das man nach dem 3:3 Ausgleich sicher zu dominieren schien, mit einer dummen und absolut unnötigen Strafe gegen das beste Powerplayteam der Liga noch aus der Hand. Unnötig, weil der schlaue Jean Heinz mit seinem Vorstoss der Marke «ich hole eine Strafe» die Schwäche der Tigers schonungslos aufdeckte:

Fehlende Coolness unter dem Einfluss der Droge der Euphorie in einer Schlüsselphase eines Spiels, in dem man etwas hätte gewinnen können.

Die Tigers zeigten sich gestern als Mannschaft, die begeisterndes Playoffhockey wird spielen können, aber Gefahr läuft, am Schluss als ehrenvoller Verlierer da zustehen.

Man hat sich ja alle Mühe gegeben im Emmental, nicht von den Playoffs zu sprechen. Hinter den Miststöcken wird aber nicht nur von den Playoffs, sondern schon vom Zerzausen des Meisters aus Bern gesprochen. Ein Ziel, welches Druck generieren wird. Druck, der in einer playoffunerfahrenen Mannschaft zu Ungeduld und kleinen, unnötigen Fehlern führen könnte. Fehler, wie das unnötige und letztendlich spielendscheidende Foul im gestrigen Spiel gegen Gottérons Abwehrhünen Jean Heins.

Es wird spannend sein zu sehen, ob es dem studierten Psychologen John Fust gelingen wird, die Tigers auch unter dem Druck des möglichen Erfolges euphorisiert, aber gleichzeitig cool und abgeklärt wie ein Eiszapfen einzustellen.

Ruedi Zesiger war im Interview nach dem Spiel zwar bemüht, die Bescheidenheit zu waren und den Druck wegzureden. So richtig gelingen tat es ihm aber nicht. Auch der Hinweis der Journalistin, im nächsten Jahr werde unter den Umständen der Playoffqualifikation alles besser werden in Langnau, schien ihn eher zu verunsichern, als zu beruhigen.

Vermutlich weil er weiss, dass ohne die Millionen des Truebschachener Drahtseilfabrikanten Peter Jakob, kein Oligarch übrigens, weder die Playoffprämien, noch die höheren Spielerlöhne der nächsten Saison zu bezahlen sein werden.

Die Erwartungen des Umfeldes sind mittlerweilen gestiegen. Hoch gestiegen, auch wenn das in Langnau natürlich niemand zugeben würde. Gerne gibt man sich an der Ilfis als Weltmeister der Bescheidenheit. Wer aber Langnau Fans kennt und von diesen SMS Nachrichten erhält weiss, dass dies lediglich Fassade ist.

Fassade, die aus Material von zwölf Playoutteilnahmen gebaut ist. Da fällt es leicht, von Bescheidenheit zu sprechen. Diese schmilzt jetzt aber unter dem süssen Gift des Erfolges weg, wie der Schnee unter der wärmenden Frühlingssonne.

Somit wird jetzt auch in Langnau das Dürfen gewissermassen zum Müssen werden. Ganz einfach, weil man sich mit dem bisher Erreichten eine Ausgangslage geschaffen hat, etwas Wirkliches erreichen zu können. Zum Beispiel nicht in der ersten Playoffrunde auszuscheiden, was finanziell sowieso einem Supergau gleichkäme, sondern es ins Halbfinale zu schaffen.

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