Duc's Blog

Eishockey ist in vielerlei Hinsicht eine attraktive Sportart. Nicht nur das Geschehen auf dem Eis, sondern auch das Umfeld, die Berichterstattung der Medien, die Fans, die Stimmung in den Stadien und die Problematik der Sicherheit rund um die Spiele sorgen für jede Menge Gesprächsstoff.

Ich schreibe in meinem Blog vorwiegend über den Schlittschuh Club Bern.

Daneben greife ich gerne auch Themen wie Verbandspolitik und das Schiedsrichter- und Verbandsgerichtswesen auf. Ebenfalls am Herzen liegen mir gesellschaftspolitische Aspekte, welche sich bei der Sicherheitsproblematik in und um die Stadien in zuweilen wenig erfreulicher Art und Weise manifestieren.

Sonntag, 16. Januar 2011

SC Bern: Schon wer zweifelt, ist ein Verräter

Selten ist der Misserfolg derart klar vorauszusehen, wie beim amtierenden Schweizermeister SCB im Januar 2011. Die grassierende Selbstüberschätzung wird von den lokalen Medien geteilt und die Kritiklosigkeit im Umfeld und bei den Fans verhindert die Genesung geradezu

Wer sich mit den Anhängern den SCB befasst, wird schnell einmal feststellen, dass die Meinungen der regelmässigen und der gelegentlichen Matchbesucher diametral auseinander gehen.

Der gelegentliche Matchbesucher ist gewöhnlich irritiert, ab der stimmungsarmen Atmosphäre in der PostFinance Arena und ab den hilflosen und langweiligen Auftritten des SCB. Er vermisst die dominierenden Spieler, ist erstaunt ab den schwachen Ausländern und ab der spielerischen Unbeholfenheit der Mannschaft, die ja immerhin amtierender Meister ist.

Anders der regelmässige Matchbesucher. Dieser sorgt sich zuallererst um das Budget des Erzrivalen Fribourg Gottéron, lässt keine Kritik an den grösstenteils sehr schwachen Ausländern gelten, lässt keine Diskussionen über die seltsamem Vorgänge um das Traineramt zu und findet generell, es komme sowieso nur auf die Leistungen in den Playoffs an.

Unterstützt werden die regelmässigen Fans im Lethargiemodus von den lokalen Medien. Diese üben sich nämlich in kollektiver Schönfärberei und verhindern damit eine längst fällige Kontroverse um die Spielart und die Stimmung rund um den grössten Sportverein der Schweiz. Anstatt die Dinge so darzustellen wie sie sich präsentieren, wird Schönschwätzerei ab dem geistigen Hochsitz betrieben.

Bestes Beispiel für diese Beobachtung ist die Berichterstattung der «Bund» Journalistin Claudia Basimann in der Printausgabe der Zeitung «Bund» vom letzten Mittwoch, über die Leistungen im Dienstagsspiel gegen Genf Servette. Das über weite Strecken zähflüssige und spielerisch äusserst bescheidene Geknorze wurde plötzlich zu einem guten und intensiven Spiel. Dabei wäre das Spiel wohl eingeschlafen, hätten nicht wenigstens die beiden Schiedsrichter für etwas Stimmung gesorgt. Frau Basimann war übrigens früher Synchronschwimmerin. So gesehen hatte sie, zumindest aus ihrer Sicht, wohl Recht, mit ihrem intensiven Spiel. Trotzdem hätte ich das Spiel lieber aus Sicht einer kritischen Hockeysachverständigen kommentiert gehabt.

Kritik wird nicht goutiert, bei den SCB Fans. Wer zweifelt ist ein Verräter. Wie es ist, ist es gut, scheint die Losung zu sein. Schliesslich gewann man letztes Jahr den Titel. Obwohl Larry Huras der Ruf vorauseilt, sich schnell abzunutzen und aktuell alles darauf hindeutet, dass man sich bereits in diesem Fahrwasser befindet, ist die vom Trainer in den Medien höchstpersönlich angekündigte frühzeitige Vertragsverlängerung kein Thema. Dabei könnte man solche Machenschaften durchaus als Druckversuch und damit als Vertrauensbruch gegenüber dem Club deuten.

Das scheint aber weder die Fans, noch die Medien zu interessieren. Ob der SCB im Stile Berlusconis die Medien beherrscht, oder ob die Journalisten derart wohlstandsverwöhnt sind, dass sie von sich aus auf kritischen und kontroversen Journalismus verzichten, kann ich freilich nicht beurteilen. Was aber auffällt, ist dass selbst die Bleistifte von Klaus Zaugg in letzter Zeit seltsam stumpf sind.

«Obwohl der SCB keinen Grund hat, Huras den Vertrag vor den Playoffs zu verlängern, zeichnet sich die Bereitschaft zu einer vorzeitigen Verlängerung um ein Jahr mit tiefem Fixum und hohem Prämienanteil ab.»

Dieses Sätzlein, dass zwar durchaus eine gewisse Aussagekraft hat, aber im Gesamtzusammenhang derart harmlos daherkommt, dass man es glatt übergeht beim Lesen, ist das Einzige, was der Hockeypapst zu diesem Thema zu schreiben weiss.

Arno Del Curto wäre frei, der SCB spielt in der langweiligen Komfortzone und beschränkt sich darauf, auf regelmässige Blamagen mit vorübergehenden Intensitätssteigerungen im Training zu reagieren, um dann wieder ins alte Fahrwasser zu verfallen und niemand scheint sich daran zu stören oder sich über Alternativen Gedanken zu machen.

Item, der Vertrag mit Larry ist noch nicht verlängert. Wohl weil die Kompetenzen dies zu tun beim Verwaltungsrat liegen und sich die Herren vom Golfclub vermutlich genauso langweilen an den Spielen, wie der kritische, aber seltene Matchbesucher.

Die beste Tat von Larry Huras in dieser Saison war die, dass er wohl die treibende Kraft war, dass der verblassende Froschkönig faktisch an die Saane abgeschoben wurde. Statt sich darüber zu freuen und das Positive zu sehen, zum Beispiel dass andere Spieler aufblühen werden und dass das eigene Budget um einen hohen Betrag entlastet wird, sorgt man sich um die Finanzen von Gottéron und angstet ab dem ach so immensen Potentialverlust.

Wie wenn die weitgehende Abwesenheit Dubés in der Meistersaison beim SCB eine Rolle gespielt hätte. Dubé wird problemlos ersetzt werden können, wenn man die schwachen Söldner schon nur mit durchschnittlichen ersetzt. Dubé ist nämlich längst kein Leader mehr. Höchstens noch ein durchaus produktiver Schönspieler mit einem hohen Nostalgiebonus. Böse gesagt ein Schaumschläger auf Kufen. Mit gelben Schuhbändeln zum gelben Topscorerhelm. Sieht zwar gut aus, aber wenn es nur das ist, hilft es wohl nicht viel.

Die Fans sollten statt über die Schiedsrichter zu flennen und sich in Lethargie zu üben wieder schnelles und offensives Eishockey einfordern. Nicht Titeljägerei und spazieren geführtes Potential machen die Spiele zu einem Erlebnis, sondern eine Mannschaft, die dem Zuschauer das Gefühl gibt, mit Freude und Leidenschaft alles zu tun, um einem Gegner sein Spiel aufzuzwingen.

So möchte ich mit meinen sonntäglichen Gedanken aufhören und mich dem Spiel in Davos widmen. Der SCB wird ja zurzeit gerade vom HCD zerlegt. Im Mitteldrittel drei Tore in drei Minuten kassiert und jetzt gerade mit 5:1 in Rückstand geraten. Noch vor Spielhälfte, das Spiel dürfte also bereits wieder gelaufen sein.

Auf das Schreiben von Spielberichten möchte ich übrigens zukünftig verzichten. Das macht nur Sinn, wenn diese kurz nach Spielschluss online sind, was ich als Hobbyschreiber nicht bieten kann. Ich verweise in diesem Punkt also auf die Schönfärbereien der Medien und widme mich besser intensiver um die Themen rund um den SCB.

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