Duc's Blog

Eishockey ist in vielerlei Hinsicht eine attraktive Sportart. Nicht nur das Geschehen auf dem Eis, sondern auch das Umfeld, die Berichterstattung der Medien, die Fans, die Stimmung in den Stadien und die Problematik der Sicherheit rund um die Spiele sorgen für jede Menge Gesprächsstoff.

Ich schreibe in meinem Blog vorwiegend über den Schlittschuh Club Bern.

Daneben greife ich gerne auch Themen wie Verbandspolitik und das Schiedsrichter- und Verbandsgerichtswesen auf. Ebenfalls am Herzen liegen mir gesellschaftspolitische Aspekte, welche sich bei der Sicherheitsproblematik in und um die Stadien in zuweilen wenig erfreulicher Art und Weise manifestieren.

Montag, 3. Januar 2011

Von braven Buben, Essiggurken und dem SCB im Januar 2011

Der SCB steht mit vierzehn Verlustpunkten Rückstand auf den zweiten Platz zurzeit lediglich auf dem enttäuschenden vierten Tabellenplatz. Nach dem pomadigen Auftakt im Spiel gegen den HCD ins Jahr 2011 rückt die angestrebte Titelverteidigung in weite Ferne

Das Motto der Qualifikation für die Saison 10/11 lautet «Einstellung.»

So startete man im vergangenen September in die neue Saison. Von diesem Vorsatz war dann aber im Eröffnungsspiel in der neuerstellten Zuger Bossard Arena nicht mehr viel zu sehen. Man verlor das Spiel gegen den EVZ sang und klanglos und ohne eine Chance auf den Sieg gehabt zu haben mit 4:1.

In der Regel ist es so, dass man eine Sache so beginnt, wie man sie letztendlich auch beenden wird. Ob diese Theorie auch in Bezug auf die Saison des SCB seine Richtigkeit hat, werden wir zwar erst im Frühling in den Playoffs wissen. Vieles deutet aber darauf hin.

Im vergangenen Herbst konnte man die dürftigen Leistungen noch mit dem Argument schönreden, man habe im europäischen Vorsaisongrümpelturnier derart Kraft verbraucht, dass man mit einem Einbruch rechnen müsse. Nach der Weihnachtspause gilt diese Ausrede aber nicht mehr.

Viel mehr könnte man jetzt argumentieren, man habe mit falschen Prioritäten die Qualifikation versaut und damit das treue Heimpublikum vor den Kopf gestossen.


Bei normalem Lauf der Dinge setzt sich gemäss Statistik in einem Halbfinale die in der Qualifikation besser klassierte Mannschaft durch. Nur im Viertelfinal gewinnt dann und wann der schlechter klassierte. Der SCB dürfte aber den Kampf um den Heimvorteil in einem allfälligen Halbfinale mit vierzehn Verlustpunkten Rückstand auf den HCD, welcher den zweiten Tabellenplatz belegt, bereits verloren haben.

Larry Huras sagt zu diesem Thema zwar, «der Rang nach der Qualifikation ist weniger wichtig, als die Art und Weise, wie der SCB auftritt.» Aber er wird nicht bestreiten können, dass der Rang nach der Qualifikation mit der Art und Weise der Auftritte zusammenhängt. Und er wird auch nicht bestreiten können, dass die Art und Weise der bisherigen SCB Auftritte über weite Strecken langweilig, uninspiriert und spielerisch äusserst bescheiden waren.

Gegen die besser klassierten Teams vermochte der SCB in den bisherigen Spielen lediglich dreimal zu gewinnen. Die restlichen Punkte holte man gegen die Mittelfeld- und Schwanzteams. Gegen den potentiellen Abstiegskandidaten SCL Tigers, jetzt ein möglicher Viertelfinalgegner, holte man bisher bei zwei verlorenen Spielen lediglich einen glücklichen Minisieg nach Penalty.

Die Einstellung unserer Spieler möchte ich nicht bemängeln. Die geben sich alle Mühe. Würden sie in einer Büchsenfabrik Essiggurken abpacken, würde man sie in der Jahresqualifikation mit den Worten «fleissig und willig» mit einem diskussionslosen «GUT» bewerten.

Da Spitzensport aber nicht mit Essiggurken abpacken verglichen werden kann, fällt die Qualifikation unserer Spieler etwas anders aus. Fleissig und willig ja, explosiv und unberechenbar aber klar nein. Eher langweilig, uninspiriert und mässig begabt. Mehr als ein äusserst wohlwollendes «knapp genügend,» kann man der Mannschaft nicht geben.

Unsere Spieler lassen sich herum schupsen wie brave Schuljungs und sind in etwa so aggressiv, wie eine Feldhasenfamilie in einem Randenfeld. Ein Blick auf die Strafenstatistik der NL belegt diese Einschätzung und legt die Vermutung nahe, dass sich der SCB in dieser Saison anstelle des Meistertitels wohl mit dem Fairplaypreis wird begnügen müssen.

Statt wie der HCD mit Tempo und Intensität versuchen, dem Gegner das Spiel aufzuzwingen, spielt der SCB ein langweiliges Kontrollhockey, das aber ohne Effizienz und defensive Schnörkellosigkeit nicht funktionieren kann.

Ein Brecher, der einmal durchlaufen und eine Duftmarke setzen kann, wenn es dem Team nicht läuft, fehlt beim SCB gänzlich.

Daneben ist der Spielaufbau ohne die schlauen Pässe und die unwiderstehlichen Vorstösse Roman Josis durchschaubar und von Ungenauigkeit geprägt. Selten gelingt es, mit Tempo in die Zone einzudringen. Und versucht man es mit der Brechstange, verliert man die Balance und die Defensive wird löchrig wie ein morsches Scheunentor.

Ein weiteres Trauerspiel sind die absolut ungenügenden Leistungen unserer Söldner. Joel Kwiatkowski scheint in unserer Liga ähnlich überfordert, wie es seinerzeit Nathan Dempsey war. Brett McLean mag das Zeug dazu haben, in einem Starensable die Rolle des braven und soliden Mitläufers zu spielen. Akzente setzt er aber höchstens bei den Zuschauern. Als Schlaftablette für hyperaktive Ritalinjunkies.

Wäre ich hyperaktiv, ich würde bei meiner Krankenkasse vorstellig werden und anfragen, ob man mir nicht einen Teil des Eintrittspreises erstatten könnte. Schliesslich ist es der Wille des Volkes, dass Komplementärmedizin in den Grundleistungskatalog aufgenommen wird.

Ich würde den beiden Kanadiern McLean und Kwiatkowski einen Wechsel in die DEL empfehlen. Im dortigen Altstargeplänkel würden sie wohl eine gute Rolle spielen können.

Höheren Ansprüchen genügen nur Travis Roche und der in Bern unintegrierbare Simon Gamache. Jean Pierre Vigier spielt die Rolle des nimmermüden Powerflügels des reichen Mannes zufriedenstellend, sofern er nicht neben der Schlaftablette eingesetzt wird. Bei ihm kann man aber zumindest davon ausgehen, dass er die Rolle des wichtigen Playoffspielers auch dieses Jahr wird spielen können.

Zum Thema Ausländer gibt es eigentlich nur zwei Dinge zu sagen: Die Bewertung lautet gesamthaft gesehen ganz klar «UNGENÜGEND» und im Hinblick auf nächste Saison besteht Handlungsbedarf.

Dringender Handlungsbedarf!

Ihr merkt, ich gebe dem SCB Ausgabe 10/11 nicht mehr viel Kredit. Man versucht zwar, wie letztes Jahr zu spielen. Allerdings tut man das nicht mehr mit dem gleichen Hunger und die Mannschaft ist generell, sowohl von der Klasse (Josi) als auch von der Tiefe her eindeutig schwächer als im vergangenen Meisterjahr.

Wenn keine deutliche Steigerung erfolgt, wird man ein Viertelfinale, zum Beispiel gegen die SCL Tigers in der Dezemberform, kaum überstehen. Und sollte man ins Halbfinale vorstossen, wird man aufgrund der schwachen Quali eine derart schlechte Ausgangslage haben, dass man ein veritables Hockeywunder vollbringen müsste, um in das Finale vorzustossen.

Bleibt die Hoffnung, dass mich der SCB wegen meiner wenig schmeichelhaften Beurteilung in den restlichen Spielen bis zu den Playoffs Lügen strafen wird.

Hoffen darf man immer. Bereits morgen gegen die dezimierten Schönspieler aus der Flughafenstadt.

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