Duc's Blog

Eishockey ist in vielerlei Hinsicht eine attraktive Sportart. Nicht nur das Geschehen auf dem Eis, sondern auch das Umfeld, die Berichterstattung der Medien, die Fans, die Stimmung in den Stadien und die Problematik der Sicherheit rund um die Spiele sorgen für jede Menge Gesprächsstoff.

Ich schreibe in meinem Blog vorwiegend über den Schlittschuh Club Bern.

Daneben greife ich gerne auch Themen wie Verbandspolitik und das Schiedsrichter- und Verbandsgerichtswesen auf. Ebenfalls am Herzen liegen mir gesellschaftspolitische Aspekte, welche sich bei der Sicherheitsproblematik in und um die Stadien in zuweilen wenig erfreulicher Art und Weise manifestieren.

Donnerstag, 20. Januar 2011

Larry Huras: Die Vertragsverlängerung mit der «Verlegenheitslösung»

Als der SCB im Frühling 09 vom EVZ im wahrsten Sinne des Wortes aus den Playoffs geprügelt wurde, beendete man das Experiment mit dem ligaunerfahrenen Hardliner John Van Boxmeer und wählte den bewährten «Feuerwehrcoach» Larry Huras, dessen Vertrag jetzt frühzeitig um eine Saison verlängert wurde

Dass Sven Leuenberger seinerzeit aus der Trainermottenkiste den ewigen Bewerber und genialen Verkäufer in eigener Sache als neuen SCB Trainer wählte, war zwar mutlos, aber da es in Bern in erster Linie darum ging, nach den bitteren Jahren des Scheiterns im Viertelfinale endlich wieder (kurzfristigen) Erfolg zu haben, war dieser Schritt durchaus nachvollziehbar.

Larry Huras, welcher seine Trainerkarriere seinerzeit im französischen Rouen begann, kam in der Schweiz bereits mit dem ZSC dem HC Lugano zu Meisterehren und war auch beim HC Ambri Piotta, den er 2007 in den Playouts vor dem Abstieg rettete und mit dem er zweimal den IIHF Continental Cup gewann, erfolgreich. Er gilt demnach als ausgewiesener und erfolgreicher Kenner der hiesigen Hockeyszene.

Der Ruf, sein Personal verlerne ab den immer gleichen Sprüchen rasch das Zuhören und die Erfolge mit Larry Huras seinen daher nur von kurzer Dauer, verfolgt ihn aber trotzdem hartnäckig.

Nichtsdestotrotz gilt Huras, der fliessend Deutsch, Französisch, Italienisch und Englisch spricht, als exzellenter Kommunikator. Allerdings mit der Einschränkung, er neige zur Selbstdarstellung und zur Schaumschlägerei, was die These des schnellen Abnutzens bei seinen Untertanen zumindest stützen würde. Nachgesagt wir ihm weiter, er sei ein guter Ausbilder und gewiefter Coach. Er gebe jungen Talenten das Vertrauen und habe den Mut, selbst bestandene Spieler zulasten von Jungen in hintere Linien oder gar auf die Tribüne zu verbannen, wenn deren Leistungen seinen Ansprüchen nicht genügten.

Dass er ein Feuerwehrmann erster Güte ist, hat er in der letzten Saison eindrücklich bewiesen. Es war nämlich das Verdienst von Larry Huras, dass der SCB nach Jahren der Demütigung in den Playoffs diese wunderbare Eigenschaft zum Titel, die Fähigkeit nämlich, auf sämtliche Widerwärtigkeiten eine passende Antwort zu finden, erwerben konnte. So gesehen ist Leuenbergers «Verlegenheitsverpflichtung» voll und ganz aufgegangen.

Wie sieht es aber aus, mit dem «Abnutzen?»

Der SCB befindet sich seit Saisonbeginn im pomadigen Langeweilermodus. Wer den Spielen trotzdem folgen mag, wird das Gefühl nicht los, die Mannschaft tue nur gerade so viel, dass einigermassen die Ruhe gewahrt werden kann. Auf jede Menge Durchschnitt folgt in regelmässigen Abständen eine meisterunwürdige Darbietung, die dann wiederum eine Reaktion in Form von einigen Durchschnittsspielen nach sich zieht.

Dabei werden die Löcher in den Zuschauermassen zusehends grösser und der Zuschauerschnitt sinkt folgedessen trotz dem Meistertitel stetig.

Die Spieler scheinen zwar mehrheitlich durchaus willig und bestrebt, ordentlich zu spielen. Aber das Timing und die Präzision im Spielaufbau sind zuweilen derart schwach, dass kaum gefährliche Abschlüsse herausgespielt werden können. Gerät man dann in Rückstand, reagiert man entweder mit Ratlosigkeit, oder man verliert jegliche defensive Stabilität. Zusammenfassend kann man sagen, dass der SCB gemessen an seinem Potential sowohl spielerisch, wie auch taktisch, äusserst bescheiden auftritt.

Daneben hat es Larry Huras verpasst, den talentierten und pflegeleichten Martin Stettler in zwei Saisons so zu integrieren, dass dieser sein Potential ausschöpfen kann. Der Rohdiamant Etienne Froidevaux stagniert und die Art, wie Huras seine fünf Ausländer einsetzt, ist von aussen schlicht nicht nachvollziehbar. Der Einpunktespieler und aufsässige Wadenbeisser Simon Gamache, welcher nebst Punkten auch serienweise Strafen herausholt, lässt man auf der Tribüne versauern, obwohl die Anderen keinen Deut besser, dafür aber um Welten langweiliger spielen.

Brett McLean hingegen, unser genialer und schweineteurer Zweiwegcenter, scheint über einen Persilschein zu verfügen, der es ihm erlaubt, sämtliche Linienpartner zu verpomadisieren. Sowohl Marc Reichert, wie auch Jean Pierre Vigier, spielen neben einem anderen Center nämlich bedeutend besser und inspirierter. Die lapidare Erklärung, McLean sei in erster Linie für die Defensive zuständig, ist absurd. Da hätte man genauso gut Thomas Ziegler behalten können.

Dass man unter diesen Umständen den Vertrag mit dem Trainer frühzeitig und ohne Not verlängert, ist schwer zu begreifen. Auch wenn Gerüchten zufolge ein tiefes Fixum mit einer hohen Leistungskomponenten vereinbart wurde, nimmt es mich dann wunder, was man zu tun gedenkt, sollte der SCB in den Viertelfinals abschiffen. Noch einmal eine Saison im Stile der aktuellen? Dann Prost, wobei sich dann die Spiele wohl auch nicht mehr schön saufen liessen.

Nebst dem Titelgewinn hat es Larry Huras aber immerhin geschafft, Sven Leuenberger zu überzeugen, den verblassenden Porzellangretzky mit den gelben Schuhbändeln, passend zum Papageienshirt des Topscorers, auf durchaus edle Weise nach Fribourg abzuschieben. So wird nebst Raum für dringend nötige neue Schlüsselspieler, auch jede Menge Geld frei.

Die so wichtigen Eigenschaften zum Titel scheinen aber verblasst und nicht mehr vorhanden zu sein. Warum also diese Verlängerung? Arbeitet Larry Huras im Hintergrund derart überzeugend und ist die Stimmung im Team demnach derart gut, dass man sich des Erfolges gewissermassen sicher sein kann?

Zumindest von aussen gesehen deutet aber nichts darauf hin.

Gegen eine Vertragsverlängerung nach erfolgreich gespielten Playoffs hätte ich ja nichts einzuwenden. Für mich würde das aber heissen, dass man zuerst zumindest das Halbfinale erreicht und dort heroisch und bis zum Letzten kämpft.

Aus jetziger Sicht ist das aber lediglich Wunschdenken in höheren Sphären.

Aber ok, fahren wir halt mit Larry weiter. Hoffentlich gibt ihm das zumindest die nötige Sicherheit und Autorität, um die Mannschaft im Hinblick auf die nahen Playoffs das erste Mal in dieser Saison in Form zu bringen.

Schliesslich sollen ja in erster Linie die Playoffs zählen. Ob das die den Spielen mehr und mehr fernbleibenden Zuschauer aber auch so sehen, wage ich jetzt mal zu bezweifeln.

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