Duc's Blog

Eishockey ist in vielerlei Hinsicht eine attraktive Sportart. Nicht nur das Geschehen auf dem Eis, sondern auch das Umfeld, die Berichterstattung der Medien, die Fans, die Stimmung in den Stadien und die Problematik der Sicherheit rund um die Spiele sorgen für jede Menge Gesprächsstoff.

Ich schreibe in meinem Blog vorwiegend über den Schlittschuh Club Bern.

Daneben greife ich gerne auch Themen wie Verbandspolitik und das Schiedsrichter- und Verbandsgerichtswesen auf. Ebenfalls am Herzen liegen mir gesellschaftspolitische Aspekte, welche sich bei der Sicherheitsproblematik in und um die Stadien in zuweilen wenig erfreulicher Art und Weise manifestieren.

Donnerstag, 10. Februar 2011

Vom Verursacherprinzip und diskriminierten Raubtieren

Im antiken Rom wurden seinerzeit Raubkatzen und andere wilde Tiere in Raubtierkäfigen in die Arena geleitet, damit sie sich dort zur Ergötzung des Pöbels zerfleischen können. Heute zerfleischen sich nicht mehr die Tiere, sondern der Pöbel

Anlässlich des Fussballspiels zwischen den Berner Young Boys und dem FCZ soll er jetzt also erstmals zur Anwendung kommen: Der neue, durchgehenden «Raubtierkäfig», (Zitat Reto Nause, Sicherheitsdirektor der Stadt Bern) welcher vom S-Bahnhof-Wankdorf, bis zum Gästesektor des Stadions reichen soll. Der mobile Zaun wird vor der Ankunft des Extrazuges aus Zürich aufgestellt, während der Partie abgebaut und nach dem Schlusspfiff erneut errichtet.

«Dank dieses Zaunes sollen in Zukunft während YB-Spielen weniger Polizisten im Einsatz stehen», sagt Reto Nause weiter. Denn seit einigen Jahren kämpfen die Behörden gegen die steigenden Sicherheitskosten rund um Sportveranstaltungen an. Diese sind laut des kantonalen Polizeidirektors Hans-Jürg Käser (FDP) «aus dem Ruder gelaufen». Vor sieben Jahren schlugen die Kosten für die öffentliche Sicherheit im Kanton Bern noch mit 250'000 Franken jährlich zu Buche. Mittlerweile hat sich der Betrag auf dem Niveau von 2,5 Millionen Franken pro Jahr stabilisiert. An SCB-Spielen ist das Polizeiaufgebot gemäss Nause aber «viel tiefer», als wenn YB spielt.

Offensichtlich scheint also der Intelligenzquotient bei den Eishockeyfans doch noch etwas höher zu sein, als bei den Anhängern des Fussballs, was mir unlängst der Sicherheitsverantwortliche eines Super League Clubs mit diesen Worten bestätigte.

Pünktlich zum Rückrundenstart der Fussballer fordert die Berner SP in ihren Legislaturzielen nun, dass «die Sicherheitskosten von Sportanlässen nicht von der öffentlichen Hand finanziert werden sollen.»

So fordert SP-Stadtrat Stefan Jordi, dass in diesem Fall das Verursacherprinzip angewendet werden müsse. «YB sollte sich mit einem Betrag zwischen 1,8 und 2 Franken pro Zuschauer und Spiel an den Polizeikosten beteiligen.» Das liege in der Grössenordnung des FC Basels. Dieser Klub zahlt pro Zuschauer 1,8 Franken an die Sicherheitskosten. «Als Veranstalter der Spiele, die solche Kosten verursachen, stehen die Klubs in der Verantwortung.»

Soweit, so gut. Schön zu hören, dass in diesem Zusammenhang jetzt auch die Genossen das Wort «Verursacherprinzip» in den Mund nehmen. Allerdings bezieht sich das «Verursacherprinzip a la SP» in der Regel trotz der schönen und richtigen Worte Herrn Jordis auf die Allgemeinheit und nicht auf das einzelne, wohlstandsverblödete Subjekt.

Wäre es anders, würde nämlich auch die SP endlich verlangen, dass gesellschaftsunfähige Dummköpfe, welche durch Sachbeschädigungen und Gewalt gegen Personen auffallen, mit allen Mitteln verfolgt und bis auf die Unterhosen haftbar gemacht werden, für ihre Saubannerzüge.

Die Polizeileistungen an YB- und SCB-Spielen sind durch den Ressourcenvertrag abgegolten, der zwischen den Berner Stadtbehörden und der kantonalen Polizeidirektion besteht. Aktuell bezahlen YB und SCB lediglich eine lächerliche jährlichen Pauschale von je 60'000 Franken an die Polizeikosten.

Hans-Jürg Käser, der Polizei- und Militärdirektor des Kantons Bern lässt durchblicken, dass sich die Sportklubs seiner Meinung nach stärker an den Sicherheitskosten beteiligen sollten. Allerdings anerkennt auch er «die Anstrengungen, welche YB und SCB zusätzlich leisten» Beide Vereine würden Fanarbeiter finanzieren und beide hätten die Videoüberwachung im Stadion ausgebaut.

Worin diese «Anstrengungen» gipfelten, konnte ich vor einem Jahr anlässlich des Meisterschaftsfinales zwischen YB und dem FC Basel selber beobachten. Da wurde in der ersten Reihe des YB Fanblocks während dem ganzen Spiel munter gezeuselt, ohne dass sich offensichtlich irgendjemand daran störte.

Dagegen könne man nichts unternehmen, wird gemeinhin argumentiert, da man die Übeltäter nicht kenne und nicht einmal sicher sei, ob diese überhaupt den Fussballfans zugeordnet werden können. Da mues ja äs Ross lache.

Die öffentliche Hand sollte als Service Public 50 Polizisten für solche Grossanlässe zur Verfügung stellen. Für mehr Personal sollten die Clubs bis auf den hintersten Heller und Pfennig aufkommen müssen. Erst dann würden die Clubs ernsthafte Anstrengungen unternehmen, die Situation unter Kontrolle zu bringen.

Anstrengungen, nicht Pseudoanstrengungen, mit denen man sich jetzt brüstet.

Nach Spielschluss, um zum Spiel YB – Basel zurückzukommen, wähne man sich dann eher in den Strassen des aktuellen Kairo, denn an einer Sportveranstaltung. Das Spielfeld wurde von einem Heer von sicher 150 Polizisten in Beschlag genommen. Pokalübergabe a la Schweizer Fussball im 21. Jahrhundert.

Rolf Bachmann, Chief Operation Officer des SCB, betont: «Der SCB investiert über eine Million Franken pro Saison in die Sicherheit.» Damit finanziere der Eishockey-Schweizer-Meister den Sicherheitsdienst in der Postfinance-Arena sowie das Sicherheitspersonal an den Auswärtsspielen. Neben den Abgaben an die Polizeikosten von 60'000 Franken, entlöhnt der SCB zwei Teilzeitmitarbeiter im Fanarbeitsbereich, sowie ein Mitarbeiter mit Schwergewicht Sicherheit. Zudem organisiert der Klub Sicherheitsmeetings mit dem Verband, und er betreibt eine Videoüberwachung im Stadion.

So bezahlt der SCB, respektive seine Sponsoren und Zuschauer also für geschätzte 2% Volltrottel im Publikum den bescheidenen Betrag von «über einer Million Franken,» was dem Lohn von zwei Nationalspielern entspricht. (!)

Verursacherprinzip? Im Grundsatz ja, im Detail aber nein.

Die Verursacher, und damit meine ich explizit die oben erwähnten 2%, werden nämlich durch alle Böden hindurch gestützt und mit Samthandschuhen angepackt. Vom Sicherheitsdienst, von den «Teilzeitmitarbeitern im Fanbereich,» von den Genossen in den Parlamenten, den Medien und auch von den Clubs.

Es ist nämlich wesentlich einfacher, die horrenden Kosten von 2,5 Millionen Franken, die alleine im Kanton Bern für Sicherheitskosten im Umfeld von Sportanlässen anfallen, der Allgemeinheit aufzubürden, als das Übel mit aller Konsequenz an der Wurzel zu packen und auszumerzen.

Konsequente Verfolgung und ausnahmslose Verzeigung von Sachbeschädigern und Gewalttätern wären das Rezept. Die Polizei sollte endlich ihre Arbeit tun können. Polizeiarbeit, nicht die Arbeit, die von den verdeppten Eltern vernachlässigt wurde und die auch von den Herrscharen von Sozialpädagogen, die heute hinter jedem Kindergärteler stehen, nicht mehr bewältigt werden kann.

Statt individuelle Betreuung und kistenweise Ritalin sollte man sich besser wieder der einfachen, mittlerweile zwar etwas verstaubten, aber äusserst effizienten Erziehung zuwenden. Grenzen setzen und diese mit aller Konsequenz durchsetzen. Das sowohl im Kleinen, sprich in den Familien und Schulen, wie auch im Grossen, also in der Gesellschaft.

Die Aufgabe der Polizei sollte nicht Deeskalation heissen, sondern ganz einfach das Durchsetzen von Ruhe und Ordnung im Öffentlichen Raum. Ansonsten könnte man ja statt der Polizei die ach so netten Parlamentarier aufbieten, um ihre ach so armen Schäfchen im Zaum zu halten.

Stattdessen dürfen sich die armen und diskriminierten «Fans» in den Medien einmal mehr ausweinen, über den ach so bösen Reto Nause, der den ach so unnötigen Zaun in diskriminierender und völlig unzutreffender Weise als «Raubtierkäfig» bezeichnet hatte.

Diskriminierend?

Ich würde meinen ja. Allerdings nur für die Raubtiere. Ich hätte den Zaun daher eher «Idiotenkäfig für Wohlstandsverblödete» genannt.

Man möchte ja schliesslich anständig und politisch jederzeit korrekt sein.

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