Duc's Blog

Eishockey ist in vielerlei Hinsicht eine attraktive Sportart. Nicht nur das Geschehen auf dem Eis, sondern auch das Umfeld, die Berichterstattung der Medien, die Fans, die Stimmung in den Stadien und die Problematik der Sicherheit rund um die Spiele sorgen für jede Menge Gesprächsstoff.

Ich schreibe in meinem Blog vorwiegend über den Schlittschuh Club Bern.

Daneben greife ich gerne auch Themen wie Verbandspolitik und das Schiedsrichter- und Verbandsgerichtswesen auf. Ebenfalls am Herzen liegen mir gesellschaftspolitische Aspekte, welche sich bei der Sicherheitsproblematik in und um die Stadien in zuweilen wenig erfreulicher Art und Weise manifestieren.

Dienstag, 1. Februar 2011

SCL Tigers: «Greenies» im Zufriedenheitsmodus

Bei den SCL Tigers scheint nach der erstmaligen Playoffqualifikation die Zufriedenheit über das Erreichte und das Marketing im Vordergrund zu stehen. Sportlich verlor man von den letzten sechs Spielen deren fünf

«Gut für das Marketing, schlecht für den Trainer.» So umschrieb John Fust die momentane Situation der Tigers anlässlich des Sonntagsspiels in Ambri, welches man mit 1:2 verlor. Am Vorabend hatte man im ersten Spiel der neuen Zufriedenheit gegen den HCD eine veritable Packung eingezogen und ist sang und klanglos mit 1:6 eingegangen.

Gewiss, die erstmalige Playoffqualifikation ist für die gebeutelten Emmentaler eine feine Sache. Trotzdem sollte man bei aller Freude nicht vergessen, dass lediglich das Dabeisein bei der eigentlichen Ausmarchung um den Titel sichergestellt wurde. Es beginnt jetzt die eigentliche Meisterschaft, in der man noch gar nichts gewonnen hat.

Der Ligaerhalt, das eigentliche Saisonziel, wurde mit erstaunlicher Leichtigkeit geschafft. Daran wird man sich nach anständig gespielten Playoffs im Frühling erfreuen können. Zumindest wenn es gelingt, sich auch finanziell einigermassen schadlos zu halten. Ansonsten hätte die Sache einen fahlen Beigeschmack, würde man sich auf Jakobs Säckel allzu überschwänglich zeigen.

Die Playoffqualifikation würde aber verblassen, wie ein buntes Kleidungsstück am intensiven Sonnenlicht, würde man im Viertelfinale in vier Spielen sang und klanglos ausscheiden. Und die Tigers werden, egal gegen welchen Gegner, sang und klanglos ausscheiden, wenn es nicht gelingt, sofort wieder auf den Weg der Spiele vor der Weihnachtspause einzuschwenken.

Trainer John Fust wird neue Ideen der Motivation finden müssen. Die erfolgreichen Vorsaisonsprüche sind verblasst. Es weiss mittlerweilen jeder, auch die Gegner, dass auch für die Tigers alles möglich ist. Man wird sie also kaum unterschätzen. Die Tigers befinden sich zurzeit psychologisch gesehen in einer ähnlichen Situation, wie seinerzeit die ZSC Lions nach dem Gewinn der CL. Man hat etwas Grosses erreicht und dadurch wird es schwierig, das letzte Quäntchen Leistung abzurufen, wenn es hart auf hart geht.

Man kehrt gewissermassen in die Normalität zurück. Eine Normalität, die für die Tigers verheerend wäre.

Ohne das letzte Quäntchen Einsatz und Konzentration und ohne emotionalen Rückenwind wird nämlich nichts mehr zu holen sein. Als «normale» Mannschaft dürften die Tigers kaum besser sein, als sie vor der Saison von den Experten eingeschätzt wurden. In den Playoffs wäre man also nicht viel mehr, als ein drittklassiger Sparringspartner auf dem Weg ins Halbfinale eines Top 4 Clubs.

Man sollte also aufpassen, dass man den Rückenwind nicht dem Marketing opfert. In Anbetracht der schwierigen finanziellen Situation eine Gratwanderung, muss man doch die über 400‘000 Fr. Playoffprämien bezahlen können.

Auch sollte man aufhören, die Playoffqualifikation wie einen Titel am Ende einer Saison zu feiern. Einerseits wirkt das Ganze lächerlich, andererseits ist diese feuchtfröhliche Saisonfinalestimmung Gift für die Spieler. Durchaus möglich, dass dieses süsse Gift seine verheerende Wirkung bereits entfaltet hat.

John Fust meinte jedenfalls vielsagend: «Wir haben eine intensive Zeit mit einer tollen Feier und extremen Emotionen hinter uns. Einigen ist es nicht gelungen, sich auf die neue Aufgabe zu fokussieren.» Er habe in der Mannschaft eine gewisse Zufriedenheit registriert. «Unser Siegeswille hat uns bis anhin ausgezeichnet. Im Moment ist er jedoch zu wenig ausgeprägt.» Es liege nun an ihm und Assistenzcoach Alex Reinhard, die Spieler «zurück auf Kurs» zu bringen.

Eine Sisyphusarbeit mit ungewissem Ausgang, würde ich meinen. Gut möglich, dass man den Rückenwind der Emotionen bereits verkauft und im Bier ertränkt hat.

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