Duc's Blog

Eishockey ist in vielerlei Hinsicht eine attraktive Sportart. Nicht nur das Geschehen auf dem Eis, sondern auch das Umfeld, die Berichterstattung der Medien, die Fans, die Stimmung in den Stadien und die Problematik der Sicherheit rund um die Spiele sorgen für jede Menge Gesprächsstoff.

Ich schreibe in meinem Blog vorwiegend über den Schlittschuh Club Bern.

Daneben greife ich gerne auch Themen wie Verbandspolitik und das Schiedsrichter- und Verbandsgerichtswesen auf. Ebenfalls am Herzen liegen mir gesellschaftspolitische Aspekte, welche sich bei der Sicherheitsproblematik in und um die Stadien in zuweilen wenig erfreulicher Art und Weise manifestieren.

Freitag, 8. März 2013

Genf-Servette auf den Spuren der BIG BAD BEARS


Der SCB kassierte nach einem weiteren verunglückten Auftritt gegen ein entfesseltes Genf Servette mit einer 5:6 Heimniederlage das Brake und liegt jetzt in der Serie mit 1:2 im Hintertreffen.

Ohne die Angst vor der Niederlage im Nacken funktioniert das bei mir nicht mit dieser Playoff Stimmung. Am Donnerstag hat sie mich auf leisen Sohlen und ganz unvermittelt doch noch erfasst.

Ich hoffte auf Hilfe von Waldorf, aber dieser meine nur; «zum SCB sägi nix», um dann doch noch nachzuschieben: «Usser dass bald Ferie chasch bueche. Diverse Spieler sind in Unterform...oder überforderet... Rubin...Berger. .Bertschy...gfalle tuet mir nur de Bednar u de Plüss.»

«Na ja, äs isch Viertufinau, me cha no drus lehre», meinte ich leicht desillusioniert. «Verbockt hetmes doch am Dienstag, wüu me nid guet isch igsteut gsi, nid wüu me ke Brot het gha. Antti hat noch nicht am Limit gecoacht, er kann noch nachlegen.»

Ob ich mich selber betrüge, oder ob meine Beschwichtigungen zutreffen werden, wusste ich beim Verfassen dieser Zeilen noch nicht. Ich habe sie nämlich noch vor dem Start des dritten Spiels verfasst.

Waldorf meinte noch, ich sei sowieso der Schönschwätzer der Nation und an die Adresse unseres CEO meinte er belustigt: «Warts ab......de raucht morn 3 Päckli Zigi am Match u suuft 2 Fläsche Tequila.» J

Ob Marc Lüthi tatsächlich zwei Flaschen Tequila gesoffen hat um den Match durchzustehen, weiss ich nicht. Aber da das Spiel unterdessen gespielt ist und ich eine Nacht und einen Tag Zeit hatte, um das Geschehene zu verarbeiten, kann ich immerhin sagen, dass der gute Waldorf für einmal zumindest zwischenzeitlich den richtigen Riecher hatte.

Der SCB hatte Genf Servette in diesem dritten Spiel zu keinem Zeitpunkt unter Kontrolle. Genf spielte wuchtiger und entschlossener, präsentierte sich grösser und breiter und agierte zuweilen wie entfesselt. Genf beherrschte die Mittelzone und wenn die Emotionen aufflammten waren sie es, die profitierten. Genf hatte die besseren Ausländer, den besseren Torhüter, die bessere Taktik, den besseren Trainer und den Vorteil des Momentums, welches sie sich aber mit unglaublicher Einstellung immer wieder von neuem erkämpften.

Dass die Genfer, nachdem der SCB wie die Jungfrau zum Kind zum Ausgleich kam, in der Verlängerung auch noch Beat Gerber ungestraft in den Schwitzkasten nehmen und des Helmes entledigen durften, um sich den nötigen Platz für den Siegestreffer zu verschaffen, war zwar schon etwas des Guten zu viel. Die Szene passte aber irgendwie zu den Ereignissen dieses unterhaltsamen Eishockeyabends.

Eine der Lehren, die der SCB aus diesem Spiel ziehen kann, ist die Bestätigung der Erkenntnis, dass man das Glück erzwingen kann!

Die Formel für das Weiterkommen heisst nach wie vor Best-of-seven, nicht Best-of-three. Man hat zwar ein Brake kassiert, liegt aber lediglich mit 1:2 zurück. Passiert ist also noch gar nichts!

Es kann allerdings nicht sein, dass man mit der statistisch besten Abwehr der Liga in zwei Playoffspielen 11 Tore kassiert. Das sind definitiv deren 6 zu viel. Es kann weiter nicht sein, dass von diesen 11 Toren deren 5 Geschenke aus eigenen Unzulänglichkeiten sind, die mit der Spielstärke des Gegners nichts zu tun haben!

Es kann auch nicht sein, dass sich unser Torhüter in zwei Spielen drei unsägliche Megaflops leistet und daneben in erster Linie mit gefährlichen Abprallern und Unsicherheiten am laufenden Band auffällt. Mit einem Löcherbecken im Tor, anders kann ich den Marco Bührer der letzten zwei Spiele nicht nennen, hilft natürlich alles nichts. So hätten wir selbst gegen die Teams in den Playouts allerhöchste Probleme.

Was ist eigentlich mit Byron Ritchie los? Der schlich schon am Dienstag auf dem Eis herum, als hätte er die Grippe. Gestern war er keinen Deut besser. Dass es in der ersten Linie nicht läuft, liegt eindeutig an ihm. An Joel Vermin ist es jedenfalls gestern nicht gelegen. Der hat defensiv gerackert und offensiv Scheiben laufen gelassen, wie man es von ihm erwarten kann.

Sollte Byron Ritchie nicht fit sein, gehört er ins Bett oder zur Erholung auf die Tribüne. Für was haben wir sonst einen Spieler mit über 1000 NHL Partien in der Hinterhand?

Spielerisch, das hat man gesehen, sind wir entweder zu schmalbrüstig, um Genf in Verlegenheit zu bringen, oder wir agieren mit der falschen Taktik. Den letzten Spielminuten mag ich in dieser Hinsicht keine allzu grosse Bedeutung zumessen. Die Genfer hatten nach dem 2:5, bei dem sie von einem genialen Zuspiel unseres nonchalanten Jaroslav Bednar profitierten, offensichtlich die Arbeit eingestellt.

Ich bin etwas ratlos. Solange die Quote der unerzwungenen Fehler so hoch ist, ist es eigentlich müssig, über Taktik zu sprechen. Eher über Psychologie, Einstellung und Bereitschaft. Gerade in Sachen Einstellung müsste aber der SCB in Anbetracht der zahlreichen Routiniers, die wissen um was es in den Playoffs geht, eigentlich top sein.

Trotzdem erlaube ich mir zu orakeln, ob es nicht besser wäre, die Kräfte zum Produzieren von Toren auf zwei Linien zu konzentrieren und mit zwei Checker-Blöcken zu agieren, deren Aufgabe es ist, das Spiel mit 0:0 zu beenden. Ich habe einfach Angst, dass man sich wie bei den Viertelfinal-Outs der näheren Vergangenheit mit verbohrter Engstirnigkeit brav und emotionslos dem Schicksal ergibt.

Daneben gilt es am Samstag, die physisch stärkst mögliche Aufstellung aufs Eis zu schicken, sofern man Optionen hat. Bei den Ausländern hat man Optionen und bei den Schweizern darf man Michaël Loichat durchaus auch mehr Eiszeit geben.

Sorgen machen mir die Verletzten. Die Genfer, ich habe nichts anderes erwartet, nutzen jede Möglichkeit, um die in den letzten Wochen überforcierten Gerber und Jobin hart anzugehen. David Jobin hat es jetzt erwischt und auch Beat Gerber musste gestern wieder hart einstecken.

Zusätzlich dürfte auch Daniel Rubin mit Hirnerschütterung oder Nackenverletzung ausfallen. Hier mache ich aber Marc Gautschi keinen Vorwurf. Für mich war das ein unglücklicher Zusammenstoss, für den beide in gleichem Mass verantwortlich waren. Ob die Matchstrafe gegen Marc Gautschi gerechtfertigt war, muss ich nicht entscheiden. Wäre ich aber Schiedsrichter gewesen, wäre meine Pfeife wohl stumm geblieben.

Sei es wie es wolle. Chris McSorley konnte so seine Zirkusshow aufführen, was seiner Mannschaft trotz Strafen Flut mehr genützt, denn geschadet hat.

Wie man in den Playoffs der NL A vier Minuten am Stück mit 5 gegen 3 Powerplay spielen kann, ohne dabei zu einer nennenswerten Torchance zu kommen, muss mir auch erst einmal jemand erklären. Die Genfer agieren vor dem Tor mit brachialer Gewalt und unsere Plüschbärchen spielen sich vier Minuten die Scheibe im Zeitlupentempo zu. Das ist einfach unglaublich!

So wie das Spiel gelaufen ist, waren diese Minuten Schlüsselminuten im Spiel. Da muss man an der Bande zum Henker nochmal Einfluss nehmen! Ein Timeout um die Spieler entweder zu beruhigen, oder ihnen den Schuh in den Ehrenwertesten zu kicken, ist in Schlüsselmomenten doch einfach Pflicht, wenn es nicht läuft.

Geduld ist eine wichtige Tugend. Wenn aber die Geduld dazu führen sollte, dass man am Samstag mit 1:3 im Rückstand liegt, hat man etwas falsch verstanden.

Ich erwarte am Samstag einen fehlerfreien Marco Bührer und ein generelles Abstellen der läppischen Eigenfehler. Sollte man das Spiel unter diesen Umständen dennoch verlieren, wäre das zu akzeptieren. Man hätte dann wenigstens etwas zum analysieren.

Bringt man aber noch einmal keine solide Leistung zustande, hat man in diesen Playoffs definitiv nichts mehr verloren. Dass man unter solchen Umständen einen 1:3 Rückstand noch würde aufholen können, scheint mir aufgrund unserer Verletzungssorgen illusorisch. Dazu scheint mir Genf einfach zu gut eingestellt zu sein.

Es fällt mir schwer das zu schreiben, aber ich bin sehr angetan von der Wucht und der Einstellung von McSorleys Genf Servette. Das erinnert mich irgendwie an die glorreichen Zeiten der BIG BAD BEARS.

Wenn es gelingt, diese Genfer auszuschalten, steht die Finaltüre ganz weit offen!

1 Kommentar:

  1. Bedauernswert, was ich gestern gesehen habe. Und logisch auch: Der McS weiss ganz genau, wie er dem SCB aus dem Spiel nehmen kann und wäre ich Coach eines anderen Teams, ich wüsste es auch. Unordnung schaffen heisst das Rezept. - Am Donnerstag hat man's gesehen. In den letzten 7 Minuten liess der GSHC die Berner ruhig spielen und schon fielen die Tore. - Es ist schade, dass unsere Greenhorns auf der Trainerbank mangels Erfahrung nicht auf das Spiel Einfluss nehmen können. - Ich wette, dass es das gewesen ist. - Wer wettet dageben?? - Gruss - GO-4-IT

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