Duc's Blog

Eishockey ist in vielerlei Hinsicht eine attraktive Sportart. Nicht nur das Geschehen auf dem Eis, sondern auch das Umfeld, die Berichterstattung der Medien, die Fans, die Stimmung in den Stadien und die Problematik der Sicherheit rund um die Spiele sorgen für jede Menge Gesprächsstoff.

Ich schreibe in meinem Blog vorwiegend über den Schlittschuh Club Bern.

Daneben greife ich gerne auch Themen wie Verbandspolitik und das Schiedsrichter- und Verbandsgerichtswesen auf. Ebenfalls am Herzen liegen mir gesellschaftspolitische Aspekte, welche sich bei der Sicherheitsproblematik in und um die Stadien in zuweilen wenig erfreulicher Art und Weise manifestieren.

Montag, 1. November 2010

Der Tag nach der Blamage von Biel

Vom Spiel Biel gegen Bern habe ich bekanntlich bloss die Zusammenfassung am TV gesehen. Aber der SCB war bei den gezeigten Gegentoren nicht bloss einen halben Schritt, sondern mindestens ein halbes Lichtjahr vom Gegner entfernt.

Man hat es unterlassen, Fehler der Mitspieler mit einer Extraportion Einsatz zu kompensieren, demnach hat man als Team völlig versagt! Der Auftritt war debakulös und lässt sich weder mit Müdigkeit, noch mit einem schlechten Torhüter beschönigen. Eher mit einer himmeltraurigen Einstellung.

Der SCB ist ähnlich wie neulich Lugano in Langnau als Mannschaft auseinandergefallen. Man darf verlieren in Biel, keine Frage. Aber gegen einen solchen Gegner von A-Z keine Chance zu haben, wirft ein sehr schlechtes Licht auf den Zustand unseres Teams.

Man wollte, so sagte Ivo Rüthemann nach dem Spiel in die Mikrophone, «heute eine sehr solide, gute Partie spielen.»

Eine sehr solide gute Partie, … hätte ich das vor dem Spiel gehört, ich hätte vermutlich auf 6:2 für Biel getippt. Dass es noch schlimmer herausgekommen ist, bringt mich fast ein wenig zum Lachen.

Die sollen sich vornehmen, den Gegner von Beginn weg mit aller Kraft unter Druck zu setzen. Jedes Duell der kleinen Dinge muss mit Herz und absolutem Willen, als Sieger aus der Situation herauszugehen, angegangen werden.

Die EINSTELLUNG muss stimmen!

Was dieser SCB seit Saisonbeginn zusammenmurkst, geht auf keine Kuhhaut! Es kann doch einfach nicht sein, dass man mit einer solchen Ansammlung von Talent die Zuschauer derart langweilt.

Der SCB ist auf dem besten Weg, wieder zu jener fleissigen Fabrikarbeitermentalität zurückzugehen, die uns zwar Qualisiege, aber auch Playoffpleiten gebracht hat. Eine sehr gute, solide Partie…

Man arbeitet, ja man schuftet sogar. Aber man tut das nur aus Pflichtgefühl, nicht aus Leidenschaft. Würde man leidenschaftlich spielen, man würde in Führung liegend den Todesstoss suchen. Stattdessen schaut man auf der Uhr, wie lange es bis zum Feierabend noch dauert.

Es ist die Leidenschaft, welche die Sinne schärft, die es braucht, um mit perfektem Timing und Präzision schnörkellos zu spielen. Es braucht Konzentration wie bei einer Matheprüfung, um auf hohem Niveau erfolgreich und attraktiv spielen zu können. Der SCB aber, spielt unpräzis und wenig inspiriert. Auch hat man selten das Gefühl, man wolle dem Gegner sein Spiel aufzwingen. Stattdessen versucht man lediglich, diesen im Schach zu halten.

So ist es schwierig zu gewinnen, was die häufigen Penaltyentscheidungen eindrücklich zeigen. Dass man diese meist gewinnt, mag zwar durchaus ein Spiegel der individuellen Klasse sein. Nur gewinnt halt in einem Teamsport letztendlich die bessere Teamleistung, nicht die besseren Einzelspieler.

Ein 7:1 gegen Biel ist in der momentanen auf- und ab Phase des SCB nicht zu akzeptieren! Larry ist gefordert, diesen Schlendrian rasch möglichst zu beenden!

«Andere Jahre sei es auch nicht besser gewesen,» hört man aus Fankreisen des SCB.

Nur lasse ich mich mit dem Argument, «andere Jahre war es auch nicht besser,» nach 21 Spielen nicht mehr abspeisen. Jetzt muss ganz einfach gemotzt werden.

Ich habe dieses Jahr weiss Gott schon gute Eishockeyspiele gesehen. Allerdings ohne Beteiligung des Clubs meines Herzens. Der hat mich mehrheitlich gelangweilt. Die Spiele gegen den EVZ und gegen Lugano waren von der Unterhaltung her ok. Die Spiele gegen Ambri habe ich nicht gesehen. Der Rest war biederes und langweiliges Steinzeithockey. Wer das Gefühl hat, es sei normal, was wir zurzeit vorgesetzt bekommen, ist auf dem Holzweg!

Man könnte das allenfalls mit akuter Betriebsblindheit oder Fanbrillensicht erklären. Aber wenn Hockey langweilt und die Löcher auf der Rampe trotz gleichbleibender Zuschauerzahl (es sind also die Abobesitzer) immer grösser werden, ist definitiv der Wurm drin.

Letztes Jahr war da wenigstens die wunderbare Eigenschaft, dass in den entscheidenden Momenten das Heft in die Hand genommen wurde und der Gegner vehement unter Druck gesetzt wurde. Davon ist aber nichts, aber auch gar nichts mehr zu sehen!

Zudem sind wir in Sachen spielerische Klasse nach dem Abgang von Roman Josi eindeutig schwächer geworden. Schon letztes Jahr sank die Ausbeute im Powerplay nach der Verletzung Josis auf das Niveau der Playouter und das Angriffsspiel wurde zäh und berechenbar.

Man müsste es jetzt anders machen, ohne ihn. Nur scheint man kein geeignetes taktisches Mittel zu finden. Man hat kaum einen Ryan Gardner verpflichtet, damit dieser die Scheibe im eigenen Drittel selber ausgraben muss. Ausser Travis Roche und Simon Gamache scheint keiner in der Lage zu sein, einen öffnenden Pass in die Tiefe zu spielen. Auch nicht Christian Dubé, welcher zum «gewöhnlichen» Spieler mutiert zu sein scheint.

Der SCB ist spielerisch und emotional wieder gleich weit, wie damals, als man vom EVZ im wahrsten Sinne des Wortes vom Eis und aus den Playoffs geprügelt wurde. Es ist jetzt November, bald Weihnacht. Jetzt ist die Zeit des Handelns gekommen. Mit Durchhalteparolen dient man der Sache nicht mehr.

Selbst wenn man morgen die Bieler mit 15:0 nach Hause schicken würde, ändert das nichts an der Tatsache, dass man mit dem momentanen Lauf spätestens am Freitag in Fribourg wieder in die alte Lethargie verfällt.

Eishockey ist ja ein wunderbarer Sport. Aber zuweilen kann einem die Sache ganz schön auf den Geist gehen. ;)

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