Duc's Blog

Eishockey ist in vielerlei Hinsicht eine attraktive Sportart. Nicht nur das Geschehen auf dem Eis, sondern auch das Umfeld, die Berichterstattung der Medien, die Fans, die Stimmung in den Stadien und die Problematik der Sicherheit rund um die Spiele sorgen für jede Menge Gesprächsstoff.

Ich schreibe in meinem Blog vorwiegend über den Schlittschuh Club Bern.

Daneben greife ich gerne auch Themen wie Verbandspolitik und das Schiedsrichter- und Verbandsgerichtswesen auf. Ebenfalls am Herzen liegen mir gesellschaftspolitische Aspekte, welche sich bei der Sicherheitsproblematik in und um die Stadien in zuweilen wenig erfreulicher Art und Weise manifestieren.

Samstag, 14. Januar 2012

6 Jakobs für Langnau

Die SCL Tigers verwandelten die Ilfishalle zu einem Tollhaus. Sie machten in einem unterhaltsamen und intensiven Derby mit den desolaten Altmeistern aus Bern kurzen Prozess und siegten in einem unterhaltsamen Spiel verdient mit 5:3.

Es hätte der Abend der Perlen werden sollen. Die Rückkehr auf den Weg der Tugend, welcher den SCB in die Top 4 führen sollte. Was ich aber gesehen habe, spottet jeder Beschreibung.

Das Ganze hat schon am Freitagmorgen mit dem Lesen der Zeitung begonnen. Die Aufstellung, welche sich aus dem Geschriebenen interpretieren liess, war derart grotesk, dass ich das Ganze als Witz abtat. Ein Witz, der aber bittere Wahrheit werden sollte.

Das kreative Stürmerjuwel Joel Vermin lief tatsächlich als Center der 4. Linie neben den Grobmotorikern auf. Etienne Froidevaux, der seine Arbeit in der bisherigen Saison tadellos erledigte und gegen die Tigers bestimmt bis auf die Zehenspitzen motiviert gewesen wäre, musste auf die Bank. Eine unerklärliche, um nicht zu sagen saublöde Aufstellung unseres Trainers.

Wenn man in unserem „kreativen Meisterwerk“ schon keinen Platz findet, um Jungperlen, die den SCB durch den Herbst gestemmt haben ihren Anlagen entsprechend aufzustellen, sollte man wenigstens den Mut haben, konsequent zu sein und sie in Gottes Namen auf der Bank zu lassen. Dass man die einfachste Lösung wählte und den tadellosen Froidevaux, welcher den SCB Ende Saison sowieso verlässt, auf die Bank zu setzen, veranschaulicht einen Teil der Problematik, die man Coaching in die Niederlage nennen könnte.

Dass der SCB von den Tigers vorgeführt werden würde, zeichnete sich von Beginn weg ab. Ich habe die Konter nicht gezählt, welche die Langnauer fahren konnten. Aber es waren einige. Ich habe auch die guten Chancen des SCB nicht gezählt, was einfacher gewesen wäre. Es waren nämlich fast keine. Die Langnauer hätten einen Strohsack ins Tor stellen können, ohne dass ihnen dadurch ein Nachteil entstanden wäre. Bereits nach zwei Minuten habe ich verzweifelt in die Welt getwittert: «Schlafen die?»

Ja, sie haben geschlafen. 2 Drittel lang liess man sich um die Ohren fahren und wurde vom Zweitletzten sowohl physisch, wie auch tempomässig dominiert. Hätten sich die Langnauer mit unnötigen Strafen das Leben nicht selber schwer gemacht, wäre das Resultat noch deutlicher ausgefallen.

Wo ist die süsse Rebe, wo der junge Wein, kann man da nur sagen. Der SCB hat massiv Zapfen, ist ungeniessbar geworden und zeigt Zerfallserscheinungen. 6 von den letzten 7 Spielen wurden verloren. Hätte Larry Huras nicht eine solide Basis gelegt, wären wir wohl im Strichkampf! Weit und breit keine Leader in Sicht, Vigier mit der Saison zu viel zum dritten Mal der beste Spieler. Unser Langweiler mit dem verrosteten Helm ist eine einzige Enttäuschung. Der 17er mag meinetwegen für die NHL taugen. Für unser Hockey ist er zu langsam und wenn man ihn mit einem Simon Moser vergleicht, muss man sich Fragen stellen. Kritische Fragen. Was haben wir eigentlich für Ausländer?

Mein 12 Punkteplan ist im Eimer, meine mathematische Erbsenzählerei, die den SCB zum Heimvorteil im Viertelfinal geführt hätte, geht nicht mehr. Das wäre kein Problem, wenn es vom Potential her nicht ausreichen würde. Nur glaube ich nicht an diese zu einfache Erklärung. Die letzten Auftritte haben nichts mit fehlendem Potential zu tun. Nein, es hat damit zu tun, dass die Stärken der Mannschaft, die ich am Beginn der Saison immer hervorgehoben habe, Stärken wie Kompaktheit, Charakter und Kampfkraft jetzt auch noch den Bach hinuntergegangen sind. Der SCB ist taktisch und einstellungsmässig verludert, hat sich zu einer Losertruppe zurückentwickelt.

In den Playoffs lebt eine Mannschaft von den Stärken und Eigenschaften, welche sie sich während der Saison erarbeitet und verfeinert hat. Bei uns ist es umgekehrt verlaufen. Die Stärken, die man sich im Sommertraining erarbeitet hatte, wurden preisgegeben. Neue erarbeitet wurden keine und zu verfeinern gibt es da gar nichts mehr. Die Marketingentlassung mag 500 Biere pro Spiel mehr eingebracht haben, sportlich, das kann man jetzt sagen, ist sie gescheitert. Der SCB steuert auf ein sportliches Fiasko zu!

Die einzige Chance, die noch bleiben würde, wäre zurück auf Feld 1 zu geben. Die Mannschaft bräuchte einen charismatischen Trainer, der in der Lage ist, Kompaktheit, Bereitschaft und Stolz zurückzubringen, um zu retten, was noch zu retten ist. Ein guter Feuerwehrmann tut Not. Einer, der in Kürze simpeleinfaches und diszipliniertes Hockey vermitteln kann. Hockey, das in den finsteren Herbsttagen vielleicht etwas langweilig daherkommt, aber ein steigerungsfähiges Fundament beinhaltet. Auf ein solches muss man subito zurück, will man die Saison nicht sausen lassen.

Wer glaubt, der Weg auf dem wir uns befinden führe uns zu gutem Hockey und ins Halbfinale, dürfte in Bälde sein blaues Wunder erleben. Das kann nichts werden!

Wenn gegen Rappi noch einmal so aufgestellt wird wie heute, verlasse ich das Spiel und saufe mein Bier andernorts. Einen solchen Blödsinn brauche ich mir nicht anzusehen. Und für nächste Saison erwarte ich einen Schnitt. Dumont, Vigier und auch Kwiatkowski müssen den Club verlassen. Auch dem Goldhelm würde ich übrigens keine Träne nachweinen. Und auf der Position des Trainers erwarte ich Routine und Charisma. Wir sind weder eine Trainerwerkstätte, noch in der 2. finnischen Liga. Also bitte sehr!

Und die jungen Spieler sind ihrem Talent entsprechend einzusetzen. Sie haben uns durch den Herbst getragen und verdienen Vertrauen, nicht mutlose Pseudoeinsätze, weil man sie fast bringen muss, weil das Publikum und die Medien sie gut finden. Einen Joel Vermin lässt man nicht in der 4. Linie auf solide Defensive spielen. Das ist nicht sein Spiel! Und einen Bertschy setzt man nicht auf die Bank, nur weil die Arrivierten mit Motivationsproblemen kämpfen!

Ich bin ab der „Entwicklung“ unserer Mannschaft in den letzten drei Monaten sehr enttäuscht.

Ich habe fertig...

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen