Duc's Blog

Eishockey ist in vielerlei Hinsicht eine attraktive Sportart. Nicht nur das Geschehen auf dem Eis, sondern auch das Umfeld, die Berichterstattung der Medien, die Fans, die Stimmung in den Stadien und die Problematik der Sicherheit rund um die Spiele sorgen für jede Menge Gesprächsstoff.

Ich schreibe in meinem Blog vorwiegend über den Schlittschuh Club Bern.

Daneben greife ich gerne auch Themen wie Verbandspolitik und das Schiedsrichter- und Verbandsgerichtswesen auf. Ebenfalls am Herzen liegen mir gesellschaftspolitische Aspekte, welche sich bei der Sicherheitsproblematik in und um die Stadien in zuweilen wenig erfreulicher Art und Weise manifestieren.

Sonntag, 1. Januar 2012

Von Erpressung, Belanglosigkeit und Chris McGränni


Der Weihnachtsbraten ist verzehrt und der Champagner genossen. Der Kater wurde beim Neujahrsessen wieder aufgeheitert und mag durchaus einen gewissen Einfluss auf das Verfassen der folgenden Zeilen gehabt haben.

Wenigstens scheint der HCD sein Turnier, welches er verdient gewonnen hat, noch ernst zu nehmen. Daneben scheint sich der Spenglercup aber, zumindest was das Sportliche anbelangt, je länger je mehr in Richtung totale Belanglosigkeit zu entwickeln.

Vielleicht auch wegen dem neuen Modus, welcher technisch zwar durchaus gut ist, sportlich aber dazu führt, dass die Bedeutung der ersten Spiele auf ein Minimum sinkt. Enttäuschend waren die Kanadier, welche auftraten wie an einem Allstar Game und den HCD im ehemaligen Prestigeduell weitgehend gewähren liessen.

Interessanter scheint mir der Fight zwischen dem SFV und dem FC Sion zu sein. Den Wallisern wurden 36 Punkte abgezogen, weil sich der Verein des umtriebigen und umstrittenen Präsidenten Christian Constantin laut SFV rechts-, statuten- und reglementwidrig verhalten habe. Aus rechtlicher Sicht scheint mir dieses Verdikt nicht nachvollziehbar, da aufgrund der Reglemente des Schweizerischen Fussballverbandes nur ein Abzug von maximal 12 Punkten möglich gewesen wäre und weil Ligaspiele und Cupspiele bei den ausgesprochenen Sanktionen vermischt wurden. Das führt zur abstrusen Situation, dass die Walliser in der Meisterschaft faktisch zwangsrelegiert wurden, im Cup aber weiterhin mittun dürfen.

Mit diesem Vorgehen riskiert der SFV, dass der Internationale Sportgerichtshof CAS die Strafe von 36 auf 12 Punkte Abzug korrigiert. Ein Entscheid, den auch die Fifa klaglos hinnehmen müsste.

Zur Erinnerung: Am 17. Dezember hatte die FIFA dem Schweizerischen Fussball Verband ein Ultimatum gestellt, dass sämtliche National- und Klubmannschaften von internationalen Spielen ausgeschlossen würden, wenn der FC Sion nicht bis am 13. Januar im Sinne der FIFA bestraft wird. Betroffen wären der FC Basel im Champions-League-Spiel gegen Bayern München und die Nationalmannschaft für das Testspiel gegen Argentinien.

Die FIFA begründet ihre Forderung damit, dass die Walliser trotz einer Transfersperre in zehn Meisterschafts- und zwei Cup-Partien mindestens einen von sechs Spielern eingesetzt hatten, die aus ihrer Sicht nicht spielberechtigt gewesen wären. Die Spielberechtigung hatten die Juristen des FC Sion allerdings mit verbands- und zivilgerichtlichen Prozessen superprovisorisch erwirkt.

Artikel 181 des Schweizerischen Strafgesetzbuches besagt: «Wer jemanden durch Gewalt oder Androhung ernstlicher Nachteile oder durch andere Beschränkung seiner Handlungsfreiheit nötigt, etwas zu tun, zu unterlassen oder zu dulden, wird mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder Geldstrafe bestraft.»

Zum Glück geht mir dieser Fussball im Generellen am Arsch vorbei. Das Theater rund um diese Verbände aber nicht. Was mich in diesem Zusammenhang interessiert ist, wie das Gericht den Tatbestand der Nötigung von Seiten der FIFA beurteilen wird und was eine von einem Schweizer Gericht ausgesprochene superprovisorische Verfügung wert ist.

Wie steht es also mit der Rechtsgleichheit gemäss Bundesverfassung? Ist die FIFA mit ihren Königen davon ausgenommen? Und werden Könige in der Schweiz heutzutage nicht mehr vom Sockel geholt?

Man kann schon sagen, wer einem Verband angehört, hat sich an dessen Spielregeln zu halten. Was ist aber, wenn sich Verbandsregeln und Verfügungen mit Landesrecht beissen? Man könnte in diesem Fall ja genauso gut sagen, wer bei einer Firma angestellt ist, hat sich nach deren Regeln zu richten, egal ob diese geltendes, übergeordnetes Recht tangieren oder nicht.

In diesem Zusammenhang bin ich gespannt, wie der IIHF, welcher im „Zähringerderby“ gegen Marc Lüthi ein Urteil des CAS vor Bundesgericht anficht und damit ebenfalls  rechts-, statuten- und reglementwidrig handelt, bestraft wird. Würde hier mit gleichen Ellen gemessen, würde man diesen Verband wohl sofort auflösen müssen.

Zu denken gibt mir auch die Reaktion der Öffentlichkeit. Man kann von Christian Constantin halten was man will, aber bisher war es in unserem Land so, dass man sich bei Angriffen und Erpressungen von aussen zusammenraufte, einen Waffenstillstand für die inneren Querelen ausrief und gemeinsam auf den Erpresser losging. Offensichtlich haben wir diese Qualität, die uns stark gemacht hat, in vielerlei Hinsicht dem Gift des kurzsichtigen Eigeninteressens geopfert.

Man beugt sich keinen Erpressern, ja man spricht nicht einmal mit ihnen. Im Gegenteil: Man sucht Mittel und Wege, um zurückzuschlagen. Es gäbe durchaus Wege, sich diese millionenschweren internationalen Verbände zur Brust zu nehmen. Sie sind beileibe kein Wirtschaftsfaktor für unser Land, sie bezahlen ja nicht einmal Steuern.

Sollen sie wegziehen. Am besten nach Pjöngjang zu Kim Jong Un. Mit ihren Machenschaften wären sie dort wahrlich gut aufgehoben.

Aber item, zum Glück geht es jetzt wieder los mit Ligahockey. Unser Spielerlieferant mit Chris McGränni an der Spitze steht an. McSorley hatte sich ja beklagt, mit dem Berner Gehaltsangebot an Rubin jenseits der 300’000 Franken-Grenze hätte er niemals mithalten können. «Wer einem Juraj Simek 100 000 Franken mehr bietet als wir und einem Julian Walker 400 000 zahlt, sollte seinen Mund halten», konterte  Sven Leuenberger souverän.

Hoffentlich hat Travis Roche seinen Gichtschub überstanden und hoffentlich hat sich Joel Kwiatkowski am Spenglercup strafenmässig ausgetobt. Es wird keine Neujahrsmüdigkeit vertragen und auf die Anlaufzeit nach der Pause muss verzichtet werden. Nach den zuletzt  unbefriedigenden Darbietungen im letzten Jahr ist ein Sieg gegen die unbequemen Genfer absolute Pflicht.

Und noch etwas: Die Russen googeln nach Joel Vermin, wie meine Blogstatistik zeigt. Die Kanadier ihrerseits nennen ihn mittlerweile gar „Verminator“. Ob es sich bei den googelnden Russen um Oligarchen handelt, die ihn für die Helvetics verpflichten wollen, oder ob es sich um russische Fans handelt, die von seinen Leistungen an der Junioren-WM entzückt sind, lässt sich aus dieser Statistik leider nicht ableiten.

Ich bin vorerst mal froh, dass Joel bald und Marco Bührer wohl bereits morgen gegen Genf wieder mit an Bord sind.

Bleibt mir nur noch, euch allen ein wunderbares neues Jahr zu wünschen. Ein Jahr, in dem in Bern Eishockey gespielt wird, bis das erste zarte Grün an den Bäumen zu spriessen beginnt.

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