Duc's Blog

Eishockey ist in vielerlei Hinsicht eine attraktive Sportart. Nicht nur das Geschehen auf dem Eis, sondern auch das Umfeld, die Berichterstattung der Medien, die Fans, die Stimmung in den Stadien und die Problematik der Sicherheit rund um die Spiele sorgen für jede Menge Gesprächsstoff.

Ich schreibe in meinem Blog vorwiegend über den Schlittschuh Club Bern.

Daneben greife ich gerne auch Themen wie Verbandspolitik und das Schiedsrichter- und Verbandsgerichtswesen auf. Ebenfalls am Herzen liegen mir gesellschaftspolitische Aspekte, welche sich bei der Sicherheitsproblematik in und um die Stadien in zuweilen wenig erfreulicher Art und Weise manifestieren.

Dienstag, 10. Januar 2012

Von Langnau, Kloten und Philipp Hildebrand


Krisen sind das süsse Sahnehäubchen für jeden Schreiberling. Besonders wenn es sich um diejenigen der anderen handelt. Die Nationalbankkrise ist zwar Allgemeingut. Das schwarze Loch zu Kloten und die um Fassung ringenden Tigers aber, kann ich einigermassen unbekümmert und deshalb umso objektiver abhandeln.

Die charmante Klotener Facebook Freundin meines Bürokollegen, letzten Herbst vor der Partie gegen den SCB noch derart überselbstbewusst aufgetakelt, dass ich sie als Beisszange bezeichnen musste, ist in depressive Stimmung verfallen. In der Flughafenstadt geistert nämlich das Gerücht herum, die Kolping-Arena werde in Grounding-Arena umgetauft und die Geschäftsstelle der Flyers werde im gleichen Zuge auf den Balsberg verlegt.

Sportchef Jürg Schawalder bastelt am Ereignishorizont eines finanziellen schwarzen Loches zwar unbeirrt an einer teuren Mannschaft für die nächste Saison, müsste aber eigentlich im Vergleich zu dieser Saison bei den Salär- und Sozialkosten rund 850 000 Franken einsparen. Wie es unter diesen Umständen möglich ist, Lukas Stoop für drei Jahre zu verpflichten und die Verträge mit Spielern wie Santala, DuPont, Liniger, Bodenmann, Hollenstein und Rüeger zu verlängern, wissen wohl nur die Götter. Selbst der Vertrag mit Marcel Jenni, welcher nach eigenen Angaben eigentlich ganz gerne einmal Playouts bei den Tigers spielen möchte, soll offenbar verlängert werden.

Unklar bleibt, wie die Flyers unter den jetzigen Umständen zu einer Spiellizenz für die nächste Saison kommen wollen. Vermutlich wartet man auf das verspätete Eintreffen des Weihnachtsmannes, oder vielleicht existiert gar ein weiteres, auf den Namen unseres mittlerweile zurückgetretenen Nationalbankpräsidenten Philipp Hildebrand lautendes Konto, welches sich im Zuge der Währungsverwerfungen des vergangenen Jahres wie von Geisterhand vermehrte und jetzt ganz ohne finanzielle Gewinnabsichten an die Flyers ausbezahlt wird. Ist zwar weniger sexy als die Berghilfe, aber immerhin.

Selbstverständlich, dass auch diese Transaktionen der charmanten Galeristin Kashya ganz ohne Wissen ihres Mannes indiziert worden wären. Kashya Hildebrand wurde ja noch vor einer Woche in den unkritischen Mainstream-Medien so dargestellt, als habe sie die Tragweite ihrer Währungskäufe trotz Ökonomiestudium in Boston und 16 Jahre Arbeit für den Hedgefonds Moore Capital an der Wallstreet nicht abschätzen können. Moore Capital...

Ohne mich in weitere Spekulationen verirren zu wollen wage ich zu behaupten, dass die gute Frau mit dem mit Insiderwissen geschwängerten Bettgeflüster ihres etwas naiven gestiefelten Katers problemlos in der Lage gewesen wäre, das für die Tilgung der Klotener Finanzprobleme erforderliche Sümmchen aufzubringen. Das Ganze selbstverständlich ohne gegen die Reglemente der Nationalbank zu verstossen.

Dass die Angelegenheit nicht lustig ist und dass letztendlich aus dieser Affäre nur Verlierer zurückbleiben, ist mir klar. Trotzdem erwäge ich aber in Anbetracht der Tatsache, dass man es offenbar trotz unglaublicher Naivität bis an die Spitze der Schweizerischen Nationalbank schaffen kann, in vier Jahren für den SCB als Bundesrat zu kandidieren.

Es ist zwar möglich oder sogar wahrscheinlich, dass mir das für dieses Amt übliche staatsmännische Flair etwas abgeht. Ich habe aber die Erfahrung gemacht, dass sich Leute mit gestelltem Pfauenrad durchaus einen Haufen Mist für pures Gold verkaufen lassen, wenn man sie im Glauben lässt, man halte sie für unwiderstehlich.

Aber lassen wir das und wenden wir uns wieder dem Eishockey zu.

Seit mittlerweile einem Jahr befindet sich unser nächster Gegner, die bemitleidenswerten Tigere aus dem Emmental in einer schweren Krise. Seit dem «GREENDAY» am 22. Januar 2011, als sie mit einem 2:3 Auswärtssieg in Rapperswil die erstmalige Playoff Qualifikation geschafft hatten und dadurch das Emmental in einen Ausnahmezustand von nie gesehenem Ausmass stürzten, vermochten die Langnauer von insgesamt 48 Spielen gerade noch deren 12 zu gewinnen. Von möglichen 144 Punkten kamen also noch gerade lumpige 36, oder deren 0.75 pro Spiel zusammen. Eine desaströse Bilanz, die wir uns als verwöhnte SCB Fans nicht in den übelsten Alpträumen vorstellen können.

Bei uns herrscht ja bereits Weltuntergangsstimmung, wenn wir einmal pro Jahrzehnt von 5 Spielen 3 nach Verlängerung oder Penalty und 2 nach 60 min mit einem Tor Differenz verlieren.

Am Ursprung des Langnauer Debakels steht der Irrtum, Rückenwind sei dasselbe, wie der in Langnau ausgerufene neue Winnerspirit. Dass der Rückenwind den Langnauern in der Folge beleidigt den Rücken gekehrt hat und in die graue Stadt gezogen ist, war zwar nicht unbedingt absehbar, ist aber bittere Tatsache.

Man darf nicht vergessen, dass der heutigen Langnauer Fangeneration das Verlierer-Gen gewissermassen mit der Muttermilch eingeflösst wurde. So war es kein Wunder, dass die überschwängliche Freude, welche die erstmalige Playoffqualifikation ausgelöst hatte, dazu führte, dass man die eigenen Tugenden über Bord warf und die ganze Organisation in eine schon fast arrogant anmutende übersteigerte Selbstsicherheit abdriftete. Mit verheerenden Folgen.

Der dankbare und äusserst wertvolle Curtis Murphy war den Langnauern plötzlich zu wenig und wurde aus dem Tal getrieben, weil man offensichtlich der Ansicht war, der schwache Philipp Rytz und der an höheren Aufgaben gescheiterte Martin Stettler könnten diese Lücke füllen. Jetzt wird Murphy in Linz bei den Black Wings auf Händen getragen und die Langnauer ärgern sich ab den blassen Rytz und Stettler.

Mike Iggulden, welcher den Langnauern auch zu wenig war, wurde durch Pelletier-Kumpel Perrault ersetzt. Perrault wurde mittlerweile nach Ambri abgeschoben und Iggulden grüsst von der Spitze der Schwedischen Skorerliste. Der umjubelte Voodooman John Fust wurde trotz sich drehender Negativspirale und desaströser Transferpolitik, welche er zumindest mit zu verantworten hat, mit einem Dreijahresvertrag honoriert und mit noch mehr Macht ausgestattet. Die Kabine ist aber mittlerweile bereits neu gestrichen und die ach so innovativen Motivationssprüche aus dem Editorial des Büchleins für Trainerneulinge sind auch verblasst. Vielleicht sollte der in letzter Zeit bedauernswert ratlos wirkende John Fust bei Klaus Zaugg nachfragen, was in einer solchen Situation zu tun ist.

Daniel Steiner, „dä wo im Novämber uf de Chnöi chunnt cho bättle, daser wieder z Langnou darf spile“, zählt in Lugano mittlerweile zu den Leadern und sein „Ersatz“ Robin Leblanc, das Muster unter den Mottenkistenoccasionen, dreht derweil lustlos seine Runden auf dem Langnauer Eis, sofern man ihn noch spielen lässt.

Geradezu grotesk ist die Verpflichtung des sündhaft teuren und trotzdem nicht ganz wasserdichten Torhüters Robert Esche. Man hätte mit Urban Leimbacher bereits früh einen durchaus soliden Torhüter verpflichtet gehabt, der es erlaubt hätte, Martin Gerber die Zeit zu geben, die er gebraucht hätte, um einzusehen, dass seine Zeit in Nordamerika abgelaufen ist. Gerber würde jetzt wohl in Langnau spielen und die Krise, das darf man durchaus so sagen, wäre wohl nie ausgebrochen. Aber nei, äs het eine us der NHL müesse si.

Doch damit nicht genug des Ungemach: Der erforderliche Neubau der Curlingbahn des Curlingclubs Langnau könnte den geplanten Umbau der Ilfishalle verzögern. Peter Jakob, dessen finanzielle Zuschüsse zugunsten der Tigers mittlerweile die Schmerzgrenze erreicht haben dürften, hat für diesen Fall angekündigt, sich aus dem Umbauprojekt zurückzuziehen. Das würde nicht weniger als das Ende der Umbaupläne und damit das Aus des Spitzeneishockeys im Emmental bedeuten. Ein Szenario, das in etwa gleich dramatisch wäre, wie wenn dem Emmentaler Käse die Löcher abhanden kämen.

Ich will damit nicht den Teufel an die Wand malen. Irgendein bauernschlaues Unterzüglein wird die Langnauer auch dieses Mal den Kopf aus der Schlinge ziehen lassen. Ob Bauernverband, Heimatschutz oder der Draht via Peter Jakob zu Rossgaguhousi und von dort direkt ins Bundeshaus zu BDP Finanzministerin Schlumpf wird die aktuellen Probleme mit Bestimmtheit irgendwie lösen. Jedenfalls ist ein weiteres Mal geschicktes Jonglieren mit den Steuergeldern angesagt. Opposition dürfte es keine geben, da die Opponenten dadurch für alle Zeiten heimatlos würden.

Sorgen braucht man sich um die Tigers aber keine zu machen. Dass bis zum letzten Augenblick gegrindet und gemunet wird, gehört gewissermassen zur Volkskultur. Es gehört aber auch zur Volkskultur, dass der Mist letztendlich zur richtigen Zeit und falls nötig mit roher Handkraft mit der Vehbänne gekarrt wird.

Sei es wie es wolle. Die Angelegenheit lehrt uns aber, dass nicht nur das Verlieren gelernt sein will, sondern auch der Umgang mit dem süssen Gift des Siegens.

Letzten Samstag durfte ich wieder einmal in der hübschen Holzhütte weilen und staunen. Nach einem, ich kann es nicht anders sagen, 2 Lüthi-Gurkenspiel gab es für die Mannschaft eine Ehrenrunde, wie es sie in Bern wohl erst gegeben hätte, wenn wir am Sonntag die Graustädter mit 10:0 vom Eis geklatscht hätten.

Für meinen neulich ausgerufenen 12 Punkte Plan gibt es nur eine Devise: Am Freitag gibt es keine Ehrenrunde in Langnau. Demnach müssen die Tigers ohne wenn und aber geschlagen werden!

3 Kommentare:

  1. Gratuliere zu dim Bricht, vorallem dr Teil vo dim Arbeitskolleg und sinere FB Fründin isch sidefin :-)

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  2. Ich weiss zwar nöd so rächt, was ich uf däre SCB-Fan-Siite mache, aber irgendwie isch mir dä Link zugspillt worde... ;-) :-)
    Nach em Swissair Grounding wüssed mer ja wies würdi gah, trotzdem hoffi, dass sich Flyers wieder erholed (Spende sind übrigens willkommä :-)) Isch doch au i euem Interesse, dänn ihr bruched einfach en guetä Gegner... ;-) I däm Sinn "Hopp Chloote" und en Gruess vo dä "charmante Bisszange" :-)

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  3. Haha... gut geschrieben. Offenbar bin ich doch nicht der Einzige, der mit der unkritischen Haltung der hiesigen Presse in Sachen Hiltebrand seine liebe Mühe hat. Statt dem offenbar völlig kenntnisfreien Mann von der Strasse zu erklären, was die Insider-Strafnorm ist und was für Bedingungen für Verwaltungsräte, Geschäftsleitungsmitglieder oder Revisoren diesbezüglich herrschen, werden "Beliebtheits-Abstimmungen" durchgeführt. Dass Resultat ist da ja klar. Hiltebrand ist ein Lieber, der Blocher ist der Böse. Unglaublich, was aus der Journalisten-Gilde geworden ist. Da sind MonsterDuc's Beiträge hier schon fast reif für das CICERO Magazin! Weiter so! Gruss Talisker

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