Duc's Blog

Eishockey ist in vielerlei Hinsicht eine attraktive Sportart. Nicht nur das Geschehen auf dem Eis, sondern auch das Umfeld, die Berichterstattung der Medien, die Fans, die Stimmung in den Stadien und die Problematik der Sicherheit rund um die Spiele sorgen für jede Menge Gesprächsstoff.

Ich schreibe in meinem Blog vorwiegend über den Schlittschuh Club Bern.

Daneben greife ich gerne auch Themen wie Verbandspolitik und das Schiedsrichter- und Verbandsgerichtswesen auf. Ebenfalls am Herzen liegen mir gesellschaftspolitische Aspekte, welche sich bei der Sicherheitsproblematik in und um die Stadien in zuweilen wenig erfreulicher Art und Weise manifestieren.

Dienstag, 24. Januar 2012

Von Verantwortlichkeiten, Gründen und Schuldzuweisungen


Die anfängliche Euphorie der Neubesenspiele nach dem Trainerwechsel ist der Verunsicherung und der Konfusion gewichen. Wer trägt die Schuld an der momentanen Misere? Ist es der Verwaltungsrat, die Mannschaft oder der Sportchef?

«Kein Einsatz, keine Leidenschaft und kein Wille», sagt Marc Lüthi. «Der Trainerwechsel hat nichts gebracht. Nun müssen die Spieler herhalten.» Ivo Rüthemann kontert: «Wir haben auch mit Lüthi gesprochen. Ich sehe das anders. Früher war es bei Niederlagen ruhig ums Team. Jetzt fragt sich vielleicht der eine oder andere, weshalb Lüthi solche Aussagen macht. Ich bin nicht so arrogant und sage, wir können einfach Unterhaltung bieten und die Gegner austanzen. Wir wollen Siege. Das Spektakel ist mir sowieso egal.»

Lüthi schmunzelt über diese Aussage und meint: «Solange er Punkt eins erfüllt, ist mir das recht.»

Ryan Gardner meint zur Angelegenheit: «Lüthi kann sagen, was er will. Er ist der Chef. Wir sind aber weder Bananen noch Erdnüsse.»

Philippe Furrer hat derweil immer noch Lust auf die NHL. «Ich spüre, dass noch viel Potenzial da ist, welches ich bisher nicht ausgeschöpft habe. Es ist ein Reifeprozess, zu lernen, wann du als Verteidiger welche Aktion machen sollst. Dank Antti Törmänen habe ich mehr Vertrauen in das Spiel mit der Scheibe gewonnen. Ich bin einer, der Neues rasch implementieren will. Und langsam habe ich das Gefühl, zu wissen, wo ich hin will und wie ich spielen will.»

Antti Törmänen erwidert seinerseits leicht ratlos: «Wie ist das möglich? Wie kann man jeden einzelnen Zweikampf verlieren? Wenn einer einen Zweikampf verliert, dann können das die anderen auffangen. Aber wenn niemand einen gewinnt?»

«Der Trainer kann nichts dafür, und wenn nur drei Spieler genügen, kann ich auch nicht die übrigen 17 zum Teufel jagen», sagt Marc Lüthi vielsagend.

Die Fans wiederum meinen zu solchem Gerede: «Solche Interviews nerven noch mehr als Niederlagen, wie die am Samstag in Fribourg. Sorry, aber so einen Blödsinn darf man echt nicht rauslassen, ich könnte gleich kotzen. Liegt vielleicht genau in solchen Aussage das grosse Problem des SCB? Friede, Freude und verdammter Eierkuchen in der Kabine?»

Was sollen Spieler und Staff auch sagen, wenn die Reporter fragen und Ratlosigkeit und Verunsicherung herrscht? Es ist eben in solchen Situationen so, dass man möchte, aber nicht kann. Es wird jedem klar sein, dass es so nicht weitergehen darf. Es ist aber auch so, dass man ein Spiel spielen muss. Man kann im Zustand der Verunsicherung nicht kontrolliert mit der Brechstange agieren. Das Resultat wären Strafen und Konter..., sind Strafen und Konter.

Ich wehre mich dagegen, den Spielern zu unterstellen, sie würden zu wenig hart arbeiten. Martin Plüss zum Beispiel rackert wie ein Esel, der mit dem Stock geprügelt wird. Ohne ein gewisses euphorisches Abgehobensein ist’s aber nichts mit perfektem Timing und dem Auge für den freien Raum.

Auch die Abschlussschwäche ist nicht einfach Pech. Es fehlt die Leichtigkeit des Seins. Dieses kann sich aber erst entwickeln, wenn man sich seiner Sache sicher ist. Sicherheit gibt Selbstvertrauen und daraus entwickelt sich Freude, ohne die auf hohem Niveau nichts zu holen ist. Der SCB hat aber sein spielerisches Fundament und damit Sicherheit, Selbstvertrauen und Spielfreude verloren. Wäre das Team in der Lage, sich in der verbleibenden Zeit selbständig aus dieser Situation zu befreien, wäre der SCB ein Favorit für den Titel.

Nur fehlt dazu wahlweise der Leitwolf auf dem Eis, oder der allmächtige Messias an der Bande. Gut wäre beides, haben tun wir zurzeit wohl keines. Bleibt die Hoffnung auf den Playoff Schalter, welcher uns durch die Viertelfinals bringen könnte. Im Halbfinal würden dann aber die guten spielerischen Eigenschaften, welche während der Qualifikation erarbeitet und verfeinert werden sollten fehlen, um nach höheren Zielen zu streben.

Aber Halbfinal wäre immerhin Halbfinal. Ein Ziel, welches mit dieser Mannschaft zu erreichen sein müsste, und von dem wir zurzeit so weit weg sind, wie die Maus von einer Liebschaft mit der Katze.

Schuld an der ganzen Misere sei der Sportchef, liest man immer öfters. «Für mich ist die Zeit gekommen den Sportchef auszutauschen. Er hatte Jahre Zeit ein Team aufzubauen, was haben wir heute, einen Sauhaufen von selbstgefälligen überbezahlten Spielern.» Oder: «Bei Sven ist alles möglich. Der findet noch einen schlechteren als Vigier. Byron Ritchie hatte beim Adventskalender das Törli 22 aufgemacht und darin stand, er dürfe sich einen Linienpartner aussuchen.»

Ganz schön interessant, was da alles fabuliert wird. Immerhin hat Sven Leuenberger mittlerweile 6 Jahre Erfahrung als Sportchef. Von Lehrling kann man also kaum mehr sprechen. Und Sven Leuenberger hat sowohl John Van Boxmeer, wie auch Larry Huras eine Mannschaft hingestellt, die um den Titel spielen konnte. Unter Van Boxmeer wurde man fast, und unter Larry Huras auf Anhieb Meister. Zu behaupten, Sven Leuenberger sei nicht in der Lage, eine konkurrenzfähige Mannschaft zusammenzustellen, scheint mir sehr weit hergeholt.

Wer ist denn besser? Arno Del Curtos Sekundant René Müller? Oder Roland Habisreutinger vom HC Lugano? Edgar Salis vom ZSC, oder Neo-EVZ CEO Patrick Lengwiler? Oder vielleicht dessen mögliche Nachfolger André Rötheli und Patrick Sutter? Oder gar Ruedi Zesiger aus Langnau?

Wer trägt die Verantwortung für die momentane sportliche Misere, welche nach den heiteren Neubesenspielen nach der Entlassung von Larry Huras begann? Sven Leuenberger? Wenn das so ist, sollte man ihn sofort zum Teufel schicken. Die Mannschaft würde ja dann sicher aufblühen wie ein Margritli in der Frühlingssonne.

«Der Entscheid der Trainer-Freistellung ist vom Verwaltungsrat des SCB gefällt worden – nicht in erster Linie aufgrund der Resultate, sondern wegen des anhaltend fehlenden Unterhaltungswerts unserer Spiele. Deshalb ist es auch keine Desavouierung unseres Sportchefs Sven Leuenberger, der sich aus seiner, rein sportlichen Sicht gegen diesen Entscheid ausgesprochen hatte.»

Diese Zeilen stammen aus der Feder von Marc Lüthi. Das Saisonziel lautete ursprünglich Top 4 in der Quali und Halbfinalqualifikation. Die Mannschaft, welche Sven Leuenberger unter Einhaltung von Budgetvorgaben in Zusammenarbeit mit Larry Huras zusammengestellt hatte, verfügt über genügend Potential, um dieses Ziel unter günstigen Umständen zu erreichen. Für die aktuell ungünstigen Umstände kann Sven Leuenberger nicht verantwortlich gemacht werden!

Dass es ein grosses Risiko war, die gesteckten Ziele mit einem Trainergreenhorn in Angriff zu nehmen, ist nicht von der Hand zu weisen. Bereits die Spielerlegende Alan Haworth scheiterte seinerzeit kläglich, am nicht zu unterschätzenden Druck beim SCB. In Langnau kannst du 10 Spiele in Serie verlieren und das Publikum flippt trotzdem aus, wenn wieder einmal ein Gurkenspiel gewonnen wird. In Bern wird unter ähnlichen Umständen beim zweiten Fehlpass gepfiffen.

Als vorsichtiger Mensch hätte ich bei der Risikoabwägung Olympiasieger und Ligakenner gegen finnisches Greenhorn wohl eher die Variante Olympiasieger gewählt, obwohl diese nur französisch spricht. Ich weiss, im Nachhinein findet sich immer einer, der gewusst hätte, wie man es hätte machen sollen. Und es ist mir auch klar, dass selbst ein Slava Bykov kein Erfolgsgarant wäre. Im Sport gibt es keine Garantien, nur Wahrscheinlichkeiten.

Da ich aber bereits in den Folgetagen der Entlassung meiner Besorgnis über die Trainerfrage Ausdruck gegeben habe, darf ich jetzt das Thema auch weiter bewirtschaften.

«Bleibt die Frage, wer letztendlich die Verantwortung trägt, wenn das Experiment „mitem Erschtlehrjahrsstift a der Bande“ scheitert», schrieb ich am Montag vor der Entlassung. Und noch einen Tag früher, nachdem bekannt wurde, dass Slava Bykov ausser Traktanden falle, weil er nur französisch und russisch spreche:

«Schade, ich hätte Slava Bykov die Chance gegeben, nebst der Landessprache Französisch auch noch Deutsch zu lernen. Wer hinter dem eisernen Vorhang unter dem besten Trainer der Welt, Wiktor Wassiljewitsch Tichonow bei ZSKA Moskau Eishockey spielte, musste nämlich nicht nur ein Wunderkind im Eishockey sein, sondern daneben auch noch hochintelligent.

Slava Bykov wäre in vielerlei Hinsicht weltbester seines Faches. Nicht in einer, man verzeihe mir die Ausdrucksweise, stupiden Egoholzfällertruppe gross geworden, sondern in einem Umfeld, in dem Eishockey wie Schach zelebriert wurde. Von der Taktik her nicht geprägt von den Spielfeldern Nordamerikas, sondern seit Kindesbeinen auf den europäischen Eisfeldern. Als Welt- und Olympiasieger sowohl als Spieler, wie auch als Trainer geachtet. Ein wahrer Magnet, für sämtliche Spieler. Ausserdem kennt er die Schweiz und das Schweizer Eishockey besser als jeder andere.»

Ich habe meine Meinung in dieser Sache nicht geändert. Es ist mir auch egal, wer letztendlich Schuld ist, an der momentanen Misere. Wo gehobelt wird, fallen Späne. Wichtig ist, dass diese zusammengewischt werden und dass man die richtigen Schlüsse zieht.

Was ich noch anfügen möchte:

Für mich trägt Sven Leuenberger keine Schuld an der momentanen Situation und für mich ist Sven Leuenberger auch in Zukunft der richtige Sportchef für den SCB. Zusammen mit einem Trainer, der die Arena mit seinem Ego bis zum Dach auffüllt.

Und was auch noch gesagt werden muss:

Ich möchte Antti Törmänen mit meinen Ausführungen keinesfalls zu nahe treten. Er versucht seine Chance zu nutzen, was durchaus in Ordnung ist. Auch ist mir nicht bekannt, ob sich Slava Bykov ein Engagement beim SCB überhaupt vorstellen könnte.

Meinetwegen darf man die Saison auch mit Antti Törmänen zu Ende spielen und auf ein Wunder hoffen. In diesem Fall würde ich mir aber wünschen, dass im Frühsommer die Verpflichtung von Ralph Krüger als neuer SCB Coach vermeldet wird. Wer deswegen „Bibeli am Füdle“ bekommt, darf von mir äs Tübli Bibelisalbe haben. Wegen dem Einreiben kommt es dann aber auf das Füdle an. J

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