Duc's Blog

Eishockey ist in vielerlei Hinsicht eine attraktive Sportart. Nicht nur das Geschehen auf dem Eis, sondern auch das Umfeld, die Berichterstattung der Medien, die Fans, die Stimmung in den Stadien und die Problematik der Sicherheit rund um die Spiele sorgen für jede Menge Gesprächsstoff.

Ich schreibe in meinem Blog vorwiegend über den Schlittschuh Club Bern.

Daneben greife ich gerne auch Themen wie Verbandspolitik und das Schiedsrichter- und Verbandsgerichtswesen auf. Ebenfalls am Herzen liegen mir gesellschaftspolitische Aspekte, welche sich bei der Sicherheitsproblematik in und um die Stadien in zuweilen wenig erfreulicher Art und Weise manifestieren.

Sonntag, 22. Januar 2012

Verunsichert, frustriert und chancenlos


Der SCB bezog gegen die entfesselten Fribourger eine schmerzhafte und selbst in dieser Höhe verdiente 6:1 Schlappe. Dabei machten sich bei den Berner Zerfallserscheinungen breit.

Zum Glück habe ich es mir im Lauf der Zeit angeeignet, meinen Fokus bei solchen Spielen auf den Gegner zu richten. So habe ich ein interessantes Spiel von einer beeindruckend spielenden Fribourger Mannschaft gesehen, welche den Zerfallserscheinungen zeigenden SCB phasenweise regelrecht zerzauste.

Fribourg wirkte von Beginn weg agiler, schneller, präziser und spielfreudiger. So war es kein Wunder, dass die Scheibe bei den Saanestädtern weitaus besser zirkulierte und dass es vor dem Berner Tor zuweilen gamaschesimelete, dass es eine wahre Freude war, den inspiriert spielenden Fribourgern zuzusehen.

Zum Glück liessen es die Fribourger im Schlussdrittel etwas gemächlicher angehen, ansonsten wäre das Resultat wohl noch deutlich höher ausgefallen und hätte sich irgendwo im Steinzeitbereich eingependelt.

Marc Lüthi soll sich nach dem Spiel in einem Champagnerkübel ersäuft haben wollen, weil ihm der Geist von Larry Huras seit Monaten den Schlaf raubt. Und aus Brasilien kam per Facebook die Drohung, dass wenn Joel Kwiatkowski beim SCB einen neuen Vertrag erhalte, ein Angehöriger der dortigen Drogenmafia geschickt werde, welcher Sven Leuenberger in der Aare ersäufen werde.

Auch wenn es billiges Klugscheissergeschwafel sein mag, aber i has scho geng la düreblicke, dass ich mich um die spielerische Ordnung sorge, wenn der SCB von einem vom Assistenten zum Chef beförderten Trainergreenhorn mit dem Charisma eines Konfirmanden trainiert wird.

Der Verlust der Balance war bereits in den lüthireichen ersten Neubesenspielen unübersehbar und dass sich diese aufkommende taktische Unordnung in Ratlosigkeit wandeln würde, war absehbar.

Nein, ich möchte nicht in weinerliches Geflenne verfallen. Ich habe mich gewissermassen mit der Situation abgefunden und frage mich eigentlich nur noch: Wie lange noch!

Die SCB-Routiniers seien verfaulte Pflaumen, steht auf dem Pinboard des SCB geschrieben. Hier habe der Manager nicht erkannt, wer hätte ausgewechselt werden müssen. Oder der SCB zerfalle auf allen Ebenen, Törmänen sei so überfordert wie es seinerzeit Alan Haworth war. Es brauche einen Peitschenknaller und keinen Wohlfühl-Skandinavier an der Bande.

«Der Mob wird nicht lange ruhig sein, wenn nach einem Strohfeuer von drei Spielen nebst der Spielkultur auch noch die von Larry Huras aufgebaute gute Arbeitseinstellung und die Disziplin verloren geht», habe ich kurz nach der Entlassung von Larry Huras in Richtung der in bester Marketingmanier euphorisierten Masse auf meinem Blog geschrieben.

«Ein Trainer bei einem Club wie dem SCB braucht einen vollen Rucksack an fachlicher Kompetenz und menschlicher Autorität. Daneben braucht er das Ego eines Christoph Blocher, um im Haifischbecken SCB zu bestehen. Eigenschaften, die ein 41 jähriger Trainerneuling gar nicht haben kann. Der wird zittern wie Espenlaub, wenn seine „180 Grad Kehrtwende“ in der Hockeyphilosophie nicht funktioniert und der Pöbel zu pfeifen und mit Bierbechern um sich zu werfen beginnt.»

Gestern haben grosse Teile des SCB-Fanblocks das Stadion vorzeitig verlassen. Andere sollen in sarkastischer Erheiterung mit den Gottéron-Fans das Gaudi gehabt haben.

Auf dem Eis präsentierte sich der SCB in desolater Verfassung. Weinerliches Geflenne von Martin Plüss wegen einer blutigen Nase, die er sich ohne Einwirkung des Gegners in einem Zweikampf geholt hatte. Statt auf dem Eis zu kämpfen, musste unser Captain daraufhin eine 10 min Strafe absitzen. Es folgten unnötige Frustfouls, und Wechselfehler. Das übrige Programm der Zerfallserscheinungen eben.

Mit Plattitüden wie «die Spieler stehen jetzt in der Verantwortung» wird sich diese Krankheit nicht mehr heilen lassen. Haben Ratlosigkeit und Frust einmal Einzug gehalten, braucht es Impulse von aussen. Man muss zurück auf Feld 1, das Vergangene hinter sich lassen, neue Ziele definieren und mit einfachem Basishockey neu beginnen.

Die Niederlage in Fribourg wäre nach den Siegen gegen Rappi und den ZSC an sich kein Problem. Zieht man aber die Entwicklung der Mannschaft in den letzten drei Monaten in die Beurteilung ein und betrachtet man, wie die letzten Siege zustande kamen, kommt man nicht darumherum, sich grosse Sorgen zu machen.

Es wäre jetzt an der Zeit, über den eigenen Schatten zu springen und den Olympiasieger aus Marly für ein unverbindliches gegenseitiges Beschnuppern zu kontaktieren. Er spricht perfekt französisch und bestimmt auch ein paar Brocken deutsch und englisch. Ausserdem gelten die Russen generell als sprachbegabt.

Man kann die Demontage des bedauernswerten Antti Törmänen natürlich auch noch gegen Kloten und Zug laufen lassen und versuchen, das Flämmchen mit den üblichen Durchhalteparolen gering zu halten. Nur ändern wird sich dadurch nichts mehr.

An guter Unterhaltung wird es uns trotzdem nicht fehlen. Wenn nicht auf dem Eis, dann halt eben neben dem Eis.

Harren wir der Dinge, die da kommen werden, ohne Frust und mit wohlwollendem Interesse. Phasen der sportlichen Wirren gehören zum Fanleben, wie das Feiern von Titeln und Siegen.

Der Himmel wird erst richtig schön, mit ein paar Wolken. J

3 Kommentare:

  1. Welches war eigentlich der letzte Trainer, der Plüss und Rüthemann NICHT zusammen spielen bzw. sich gegenseitig runterreissen liess? Immerhin langt's ab und zu noch den Bertschy auf die Reise zu schicken. Hätten die beiden alten Herren den 17jährigen nicht, wären deren Punktekonto noch magerer. Ist zwar nur eine Randnotiz, aber in Zeiten wie diesen muss man sich ja auf irgendwas konzentrieren....
    Eine weitere Saison auf dem sich stetig vergrössernden Berg mit Namen "SCB Saisons zum Vergessen"....leicht gefrustet - Talisker

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  2. Tja Duc, tja Talisker: Life is a bitch…

    Weil ich aber weiss, dass Ihr beide den Sport Eishockey mögt, ist die Demontage in der Patinoire zu St. Léonard locker zu verkraften. Denn was uns da seitens HCFG geboten wurde, war ja wirklich mehr als nur gut! – Ich habe ein Ticket geschenkt bekommen und habe mein hingehen auf jeden Fall nicht bereut.

    Irgendwie habe ich aber, zugegebenermassen, auch etwas Schadenfreude verspürt, denn was jetzt beim SCB vor sich geht, das habe ich seit vielen Saisons immer wieder vorausgesagt und im PB des SCB auch niedergeschrieben. Solche Erscheinungen lassen sich oftmals über viele Saisons vertuschen und überspielen, aber irgendeinmal ist der Zeitpunkt gekommen, an dem das nicht mehr geht. – Und weil ich das immer gnadenlos im PB geschrieben habe (und mir zeitweise sogar der Account gesperrt wurde!), wurde ich dermassen angegriffen, dass ich mich aus dem PB zurückgezogen habe. – Man wünsche sich kontroverse Diskussionen – das ich nicht Lache!!

    Das Fazit aus der aktuellen Situation beim SCB ist das, dass Trainerentlassungen wohl für kurzfristige Richtungsänderungen in Bern sorgen können. – Aber leider spielt der Trainer genau so wenig wie der Sportchef und das Management.

    Vielleicht, und das weiss man beim SC Hollywood Bern nie, sorgen in naher Zukunft andere Schlagzeilen für Spektakel: Schlagzeilen wie z.B. diejenige, dass das Management soeben die halbe oder die ganze Mannschaft rausgeschmissen hat.

    Das wäre die offene und wahre Antwort auf das, was seit vielen Saisons und vielen Spielen seitens der Spieler geboten wird, nicht wahr?? – Denn wenn wir unsere Jobs so lausig machen würden wie die Profispieler beim SCB, dann hätten uns unsere Brötchengeber längst rausgeschmissen.

    Ich denke, dass das Management und der Sportchef diese Problematik erkannt haben und reagieren werden. Aber derart tiefgreifende Veränderungen brauchen Zeit und vor allem Geduld. Und die hat das geneigte Publikum in Bern nicht. - Und deshalb, und auch weil NLA Hockey nicht das Kernbusiness der SCB AG ist, wird sich kurzfristig kaum etwas ändern.

    Uns dreien aber wünsche ich viele gute Hockeyspiele mit den richtigen und logischen Siegern. Denn Hockey ist ein geiler Sport!

    Und jetzt muss ich einchecken gehen. Sonst findet morgen das Spiel der Islanders gegen die Leafs ohne mich statt……

    Greez von GO-4-IT ;-)

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  3. Zur Stabilitätskonservierung in der Abwehr kommt Goeff Kinrade CAN vom HC Plzen zum SCB...diese Saison 34 Spiele, 5 Skorerpunkte und 65 Strafminuten....Teamintern Nr. 2 auf der Strafbank. Warum darf Sven Leuenberger immer nur Kanadier verpflichten? Geben wir ihm zuerst eine Chance bevor wir ihn zerreissen:-)

    http://www.hcplzen.cz/statistiky.asp

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