Duc's Blog

Eishockey ist in vielerlei Hinsicht eine attraktive Sportart. Nicht nur das Geschehen auf dem Eis, sondern auch das Umfeld, die Berichterstattung der Medien, die Fans, die Stimmung in den Stadien und die Problematik der Sicherheit rund um die Spiele sorgen für jede Menge Gesprächsstoff.

Ich schreibe in meinem Blog vorwiegend über den Schlittschuh Club Bern.

Daneben greife ich gerne auch Themen wie Verbandspolitik und das Schiedsrichter- und Verbandsgerichtswesen auf. Ebenfalls am Herzen liegen mir gesellschaftspolitische Aspekte, welche sich bei der Sicherheitsproblematik in und um die Stadien in zuweilen wenig erfreulicher Art und Weise manifestieren.

Freitag, 20. Januar 2012

Noch ist alles möglich

Nach der Negativspirale der letzten Spiele mehrten sich zuletzt die kritischen und hinterfragenden Stimmen. Das solche Kritik zuweilen polemisch und nicht mit der nötigen Umsicht geäussert wird, liegt in der Natur der Sache. Der SCB hat sie aber trotzdem ernst zu nehmen und auszuhalten.

Marc Weber flennt in seinem «Check up» über die bösen Kritiker, welche sich erfrechen, nach den letzten Partien die Kampfkraft und die Einstellung des Teams anzuzweifeln. Ich weiss nicht ob Marc Weber das Spiel in Langnau gesehen hat. Es hat dort die Mannschaft gewonnen, welche mehr Bereitschaft, mehr Kampfkraft, mehr Herz und mehr Spielfreude gezeigt hatte. Leider war das nicht der SCB.

Wenn die Mannschaft dem Publikum das Gefühl vermittelt, nicht bereit gewesen zu sein, nicht herausgeholt zu haben, was eigentlich möglich gewesen wäre, weckt das Unzufriedenheit. Es macht einfach keinen Spass, einem Team zuzuschauen, welches vermeintlich nicht alles gibt. Dabei spielt es eine untergeordnete Rolle, ob das Spiel letztendlich gewonnen oder verloren wird. Es geht eben auf den Rängen auch um Emotionen. Emotionen die nicht aufkommen wollen, wenn das Team mit zu wenig Leidenschaft spielt.

«Trainer und Spieler wissen was zu tun ist», sagt Marc Weber. Von Travis Roche war heute in den Medien folgendes zu lesen:

«Uns fehlte es an Verlangen, die kleinen Dinge richtig zu tun. Langnau schenkten wir drei einfache Tore – nur weil wir nicht sauber unser System gespielt haben. Bezüglich unseres Selbstverständnisses sind wir etwas geschrumpft. Es liegt in der Natur des Menschen, dass er etwas weniger macht, spekuliert – und hofft, so das Glück zu finden. Dabei sollte man in diesen Momenten das Gegenteil tun: härter arbeiten. Einzelne Spieler wollten zeigen, was sie draufhaben, liefen übers ganze Feld. Wir müssen wieder die Balance zwischen System und Verantwortungsgefühl jedes Einzelnen finden. Und sorgfältiger mit dem Puck umgehen.»

Marco Bührer scheint die Sache etwas entspannter zu sehen: «Seit ich beim SCB im Tor stehe, haben wir zum ersten Mal in dieser Saison alle vier Duelle gegen die Lakers gewonnen. Das ist doch auch etwas.» Dann wird aber auch Bührer selbstkritischer: «Ich glaube, wir müssen die Konzentration wieder über 60 Minuten aufrechterhalten, wir haben generell zu viele Schwankungen.»

Die Aussagen der Spieler decken sich weitgehend mit den Punkten, die ich in den letzten nicht ganz unkritischen Blogs angesprochen habe. Es fehlt an Struktur, an Balance, an Konzentration und an der Disziplin des Einzelnen, zuerst die kleinen Dinge zugunsten des Teams zu erledigen.

Die Misserfolge, die daraus resultieren, nagen am Selbstvertrauen. Die Spielfreude beginnt zu schwinden, Herz und Leidenschaft machen mechanischem Pflichtgeknorze Platz. Dieses wird vom Publikum als behäbig und pomadig wahrgenommen, womit sich der Kreis wieder schliesst.

Es ist müssig, jetzt auf Vorrat zu jammern und den Teufel an die Wand zu malen. Es gibt in den letzten 10 Partien noch 30 Punkte zu gewinnen. Noch ist es also nicht zu spät, um wieder auf den Weg der Tugend zurückzufinden. Von Platz 1 bis 5 ist noch immer alles möglich. Will man sich aber nach vorne orientieren und das angestrebte Ziel Halbfinal erreichen, muss jetzt eine Reaktion auf die zuletzt sehr dürftigen Leistungen erfolgen. Nicht eine Strohfeuerreaktion, sondern eine leidenschaftliche, disziplinierte und nachhaltige.

Aus dem Bericht im heutigen Bund geht hervor, dass Travis Roche diese Saison wohl nicht mehr beschwerdefrei wird auflaufen können. Die Entzündung in seinem Knie würde eine dreimonatige Pause ohne Belastung erfordern. Gemäss 20min sei Sportchef Sven Leuenberger daran, dieses Problem mit der Verpflichtung von Geoff Kinrade zu lösen. Kinrade verteidigt zurzeit noch für den HC Pilsen in der höchsten tschechischen Liga. Der kräftige Defensiv-Verteidiger (183 cm/88 kg) war nicht gut genug für die NHL (ein Spiel für Tampa) und hat die meiste Zeit in den Farmteams verbracht (187 AHL-Spiele/15 Tore/46 Assists).

Ob dieser Spieler geeignet ist, dem SCB zu helfen, kann ich nicht beurteilen. Aber unser Problem sind sowieso nicht Namen und Nummern auf den Shirts. Das Problem ist die Teamleistung. Potential, das ist nachwievor meine Überzeugung, hat der SCB genug, um seine Ziele zu erreichen. Man muss es als Team nur abrufen.

Heute ist der ZSC zu Gast in der PostFinance Arena. Der SCB braucht Siege. In diesem Sinne muss das heutige Heimspiel unter allen Umständen gewonnen werden.

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