Duc's Blog

Eishockey ist in vielerlei Hinsicht eine attraktive Sportart. Nicht nur das Geschehen auf dem Eis, sondern auch das Umfeld, die Berichterstattung der Medien, die Fans, die Stimmung in den Stadien und die Problematik der Sicherheit rund um die Spiele sorgen für jede Menge Gesprächsstoff.

Ich schreibe in meinem Blog vorwiegend über den Schlittschuh Club Bern.

Daneben greife ich gerne auch Themen wie Verbandspolitik und das Schiedsrichter- und Verbandsgerichtswesen auf. Ebenfalls am Herzen liegen mir gesellschaftspolitische Aspekte, welche sich bei der Sicherheitsproblematik in und um die Stadien in zuweilen wenig erfreulicher Art und Weise manifestieren.

Freitag, 25. März 2011

5. Halbfinale Kloten – SCB: Es ist angerichtet!

Der SCB hat gestern Abend das Vorwort zu einem modernen Hockeymärchen geschrieben und sich mit einem verdienten 4:1 Auswärtssieg in extremis in die Serie zurückgekämpft. Berücksichtigt man die Ausgangslage, war das ein wahrlich grosser Sieg

Wer in den letzten Tagen etwas im Internet gesurft hat und sich auch die Leserkommentare unter den Berichten zur Serie Kloten Flyers – SCB zu Gemüte führte, oder gar auf dem Forum der Flyers mitgelesen hatte, wird sich ähnlich amüsiert haben wie ich.

Eine solche Mischung aus ignoranter Selbstüberschätzung, neidgesteuertem Schadenfreudegeschwafel und unsachlichem Dummgewäsch bringe nicht einmal ich in meinem Blog zustande. Das Lustigste war das Verhöhnen der Stimmung in unserer PostFinance Arena.

Dass die Stimmung in Bern über weite Strecken der Qualifikation eher nüchtern und kritisch ist und schnell mal Pfiffe ertönen, wenn sich die Fehlpässe häufen oder ein Powerplayaufbau misslingt, möchte ich nicht bestreiten. Dass aber die Mannschaft in einem ähnlich kapitalen Spiel wie gestern vom Publikum geradezu im Stich gelassen wird, gibt es in Bern nicht.

Anders in Kloten: Dort ist man trotz Millionenagglomeration Zürich nicht einmal in der Lage, in einem kapitalen Halbfinalspiel, in dem man sich gar für das Finale qualifizieren könnte, ein Kleinstadiönli wie das Kolpingblechbüchsli zu füllen, geschweige denn der Mannschaft ein Minimum an Support zu geben. Das war ja gestern wie an einem Gedenkanlass nach einem atomaren Supergau. Gewissermassen eine Schweigestunde, würde ich meinen.

Item. Traurig genug, dass wir in Bern nicht füllen können, weil der Gästesektor für 95% der Konkurrenten einfach um mehr als das Doppelte zu gross ist.

Was das Spiel anbelangt darf man sagen, dass der SCB eine gute Leistung gezeigt hat. Die Darstellung in den Medien scheint mir etwas überschwänglich und übertrieben, hat doch der SCB ausser in Spiel 1 eigentlich immer auf ähnlichem Niveau gespielt. Der Unterschied war lediglich, dass man den Klotenern keine billigen Tore mehr zugestand, beziehungsweise dass sie nicht mehr vom Faktor Fortuna profitieren konnten.

Jetzt müssen die Klotener, genau wie der SCB, für jedes Tor hart arbeiten. Die zahlreichen Kommentatoren in den Medien haben zwar gespottet, der SCB könne nicht Hockeyspielen und stehe wie die Holzpfosten auf dem Eis herum. Aber meinetwegen, dafür kann der SCB sehr hart arbeiten, kämpfen bis zum Umfallen und nie aufgeben. Ausserdem ist man druckresistent und hat mit Plüss, Rüthemann, Vermin, Dubé und Gamache eben trotzdem auch so etwas wie spielerische Extraklasse, welche den Schönspielern jederzeit die tödlichen Nadelstiche versetzen können.

Der SCB hat gestern exakt das umgesetzt, was ich mir gewünscht habe. Kein kopfloses Anrennen, sondern kluges und trotzdem druckvolles, hartes und geduldiges Spiel mit dem Ziel, die Mittelzone zu beherrschen. Wenn das gelingt, ist finito mit Klotener Eisballet. Die können nämlich weder Dreck fressen, noch um jedes Tor bis zum Umfallen und ohne Rücksicht auf Verluste kämpfen.

Wenn es nicht läuft, verlieren sie die Geduld und beginnen zu kratzen und zu beissen wie die Weiber.

Nein, beim SCB ist noch längst nicht alles wie es sein sollte. Die Mannschaft spielt technisch immer noch auf einem himmeltraurigen Niveau. Im ersten Drittel kam zuweilen kaum ein Pass an. Kein Wunder, ist das Boxplay die stärkste Disziplin der Berner, geht es doch bei diesem lediglich darum, die Scheibe kontrolliert in die gegnerische Zone zu schlagen.

Ein geordneter Spielaufbau aus der eigenen Zone scheitert hingegen meist bereits beim ersten Pass und flüssiges Kombinationsspiel funktioniert halt auch nur, wenn man in der Lage ist, die Scheibe von Stock zu Stock zu spielen.

Hoffentlich hat der SCB noch die Gelegenheit, die Versäumnisse aus der Qualifikation aufzuholen und sich auch technisch auf Finalniveau zu steigern.

Eine weitere Baustelle sind die zahlreichen und völlig unnötigen, ja zuweilen gar oberdämlichen Strafen. Man verpufft dabei unnötig viel Energie, verliert die spielerische Linie und bietet den laufstarken Flyers immer wieder Gelegenheit, Mut zu tanken. Das muss aufhören!

Daneben wollen wir aber nicht klagen. Wir haben gestern ein weiteres Heimspiel gewonnen und die Mannschaft dürfte morgen vom Publikum empfangen werden, als hätte sie soeben den Meistertitel gewonnen.

Für die Spieler geht es jetzt darum, die positiven Emotionen des gestrigen Spiels mitzunehmen und in Energie umzuwandeln. Es geht darum, weiterhin ohne Angst vor dem Versagen die eigenen Stärken zugunsten des Teams in die Waagschale zu werfen und sich dabei vorzustellen, was nach dem Spiel los sein wird, wenn man dieses gewinnt.

Alleine mit spielerischen Mitteln ist diese Serie weder von Kloten, noch vom SCB zu gewinnen. Zu ebenbürtig sind sich die zwei Mannschaften und zu gut kennt man sich inzwischen.

Die Serie wird in den Köpfen der Spieler entschieden werden!

Der SCB hat bewiesen, dass er im Kopf unglaublich stark ist. Besonders am letzten Dienstag lastete ein unglaublicher Druck auf unseren Spielern. Dieser Druck ist jetzt etwas kleiner, zumindest blamieren kann man sich nämlich nicht mehr.

Verliert man morgen, wäre man ehrenvoll ausgeschieden. Gewinnt man aber, hätte man solche Mengen Glückshormone intus, dass man aufpassen müsste, nicht an einer Dopingkontrolle hängen zu bleiben.

Und die Flyers? Die sind gestern am Druck zerbrochen und laufen jetzt Gefahr, mit sich selber ins Hadern zu kommen.

Verwandeln wir morgen die Arena in ein Tollhaus und gleichen die Serie aus!

In diesem Sinne wünsche ich uns allen viel Vorfreude und weiterhin gute Nerven. Es ist angerichtet!

„ M Ä N N E R  L A S S T  D I E  B Ä R T E  W A C H S E N ! ! ! “

1 Kommentar:

  1. Viel treffender kann man das Szenario wirklich nicht mehr beschreiben. Gratuliere!
    Ich freue enorm auf das heutige Spiel. Wir werden jubeln, uns ärgern, leiden, schreien, lachen. Egal es gibt wenig faszinierenderes als diesen Sport, zelebriert in unserer wunderschönen Stadt.

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