Duc's Blog

Eishockey ist in vielerlei Hinsicht eine attraktive Sportart. Nicht nur das Geschehen auf dem Eis, sondern auch das Umfeld, die Berichterstattung der Medien, die Fans, die Stimmung in den Stadien und die Problematik der Sicherheit rund um die Spiele sorgen für jede Menge Gesprächsstoff.

Ich schreibe in meinem Blog vorwiegend über den Schlittschuh Club Bern.

Daneben greife ich gerne auch Themen wie Verbandspolitik und das Schiedsrichter- und Verbandsgerichtswesen auf. Ebenfalls am Herzen liegen mir gesellschaftspolitische Aspekte, welche sich bei der Sicherheitsproblematik in und um die Stadien in zuweilen wenig erfreulicher Art und Weise manifestieren.

Sonntag, 27. März 2011

6. Halbfinale SCB – Kloten: Der Gleichstand ist geschafft

Was niemand mehr für möglich gehalten hätte, ist gestern eingetroffen: Der SCB gewann auch das dritte Spiel mit dem Messer am Hals und gleicht die verloren geglaubte Serie mit einem grandiosen 5:1 Sieg in der ausverkauften PostFinance Arena aus

Als ich gestern am Thuner Bahnhof vor der Velostation feststellte, dass mein Cash Kredit auf der EC Karte nur noch für einmal Veloparkieren ausreicht, wurde mir wieder vor Augen geführt, was ich seit einer Woche zu verdrängen versuchte: Es könnte heute das letzte Heimspiel der Saison sein.

Im Zug nach Bern versuchte ich die finsteren Gedanken wegen dem blöden Velostationkasten mit der relativ einfachen Defensivstrategie zu verdrängen, welche erforderlich ist, um dem Klotener Schönspiel die Durchschlagskraft zu nehmen.

Nicht kopfloses Anrennen, sondern einfaches, aber mit viel Einsatz und Herz gespieltes Forechecking mit dem Zweck, die Mittelzone zu beherrschen und damit den Flyers das Tempo aus dem Spiel zu nehmen.

Lässt man sie nämlich nicht übers Eis rennen wie ihnen beliebt, verleidet ihnen das Spielen und sie beginnen mit trötzelen, kratzen und beissen. Die Klotener können wunderbar Eishockey spielen, wenn man sie lässt. Krampfen, Eis fressen und Geduld haben ist aber ihre Sache nicht.

Die Stimmung im Stadion war, der spannenden Ausgangslage entsprechend zwar nicht überschwänglich, aber doch sehr gut. Man war gut gelaunt und freute sich auf ein Spiel, welches unter normalen Umständen eigentlich gar nicht mehr hätte stattfinden sollen. Durchaus finalwürdig, würde ich meinen.

Die Kloten Flyers hatten nach der 3:0 Führung in der Serie alle Trümpfe in der Hand und hätten Spiel 4, am letzten Dienstag in Bern eigentlich unbedingt gewinnen müssen, war doch dieses Spiel für den SCB in psychologischer Hinsicht das mit Abstand schwierigste.

Die Mutzen hatten aber bereits in der letzten Saison im siebten Finalspiel bewiesen hat, dass sie mit Druck umgehen können und liessen sich nicht beirren. Das Nervenkostüm hielt der Belastung stand und statt zu zittern, schien man sogar Gefallen an der Challange gefunden zu haben, diese Serie noch zu wenden.

Ob das mit der Rückkehr von Jean Pierre Vigier zusammenhängt, wie die Medien jetzt mutmassen, oder ob Larry drei Spiele brauchte, um seine Mannschaft taktisch auf das Klotener Spiel einzustellen, oder ob es gar Fortuna war, welche aus Gründen der Fairness die Seiten wechselte, mag ich nicht beurteilen. Es wird wohl eine Mischung aus allem gewesen sein.

Fakt ist, dass der SCB gestern die neutrale Zone bis auf wenige Ausnahmen klar beherrschte und demnach nie in Gefahr lief, dieses Spiel zu verlieren. Ein Spiel, in dem für mich der Mann des Spieles Joel Vermin hiess. Ein Spieler, der gemäss den Medien zurzeit für 300 Fränkli Sackgeld pro Spiel spielt.

Einfach ganz grosse Klasse, was der Junge zurzeit aufführt. Für mich war er gestern zusammen mit Brett McLean der beste Spieler auf dem Eis. Es macht einfach unglaublich Freude, eine Nachwuchsorganisation zu haben, die solche Spieler hervorbringt.

Die Flyers scheinen mir schwer angeschlagen zu sein. Nicht nur die Mannschaft, sondern auch ihre sogenannten Fans. Nachdem man den SCB noch vor einer Woche auf allen Portalen verhöhnte und sich schier grenzenlosem Selbstlob hingab, notabene obwohl die ersten vier Spiele äusserst ausgeglichen verliefen, hatte man es gestern nötig, mit Bier- und Gegenstandswürfen einen ganzen Sitzplatzsektor derart zu terrorisieren, dass dieser für den Rest des Spiels weitgehend leer bleiben musste.

Offensichtlich hat man sich bereits aufgegeben und gibt sich jetzt dem peinlichen Frust hin. Hoffentlich überträgt sich diese «Einstellung» im Hinblick auf das entscheidende Spiel vom nächsten Dienstag auch noch vermehrt auf die Mannschaft der Flyers.

Ich würde den Klotenern raten, am Dienstag im Kamerabereich Dummypuppen auf die leeren Plätze in Kolping Stadionli zu platzieren. Es ist nämlich durchaus peinlich, in einem kapitalen Playoffspiel in einer der bevölkerungsreichsten Gegenden der Schweiz nicht einmal ein Kleinstadiönli füllen zu können.

Item, vielleicht füllen wir es ihnen ja.

Der SCB hat es geschafft, ein weiteres Kapitel des Hockeymärchens zu schreiben. Noch fehlt der dramatische Schluss mit dem obligaten Happyend. Aber man darf durchaus zuversichtlich sein, auch diese Hürde noch zu schaffen.

Man hätte dann die Möglichkeit, gegen den HCD im Final nach den Sternen zu greifen.

Wir haben, egal was noch passiert, bisher ganz tolle Halbfinalspiele mit sehr gutem Sport, Dramatik und Spannung erlebt. So könnte man auch mit erhobenem Haupt verlieren, sollte es am Dienstag nicht klappen.

Der SCB spielt jetzt nur noch um das Sahnehäubchen. Ohne Druck, dafür mit viel Freude und Rückenwind. Man kann jetzt nur noch gewinnen, was niemand mehr für möglich gehalten hätte.

Anders die Flyers: Die stehen jetzt definitiv mit dem Rücken zur Wand und würden zu Deppen der Nation mutieren, wenn sie diese Halbfinalserie nach einer 3:0 Führung und mit dem Heimvorteil im entscheidenden Spiel 7 noch verlieren sollten.

Nach einem 3:0 Rückstand ist im Halbfinal bisher noch niemand zurückgekommen. Wir haben also statistisch gesehen keine Chance.

Keine Chance, also packen wir sie!

„ M Ä N N E R  L A S S T  D I E  B Ä R T E  W A C H S E N ! ! ! “

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